Schiffe, Masken, Kerzenständer. Tausende Erinnerungsstücke hat die Schauspielerin Alexandra Prusa (60, «Schweizer Helden») von ihrem russischen Vater Juri (†81) geerbt, der vor sechs Jahren starb. «Ich habe meine Kindheit nicht mit ihm verbracht. Durch die Beschäftigung mit all seinen Souvenirs, habe ich mehr von ihm erfahren als all die Jahre davor.»
Prusa war drei Jahre alt, als der Vater die Familie verliess und bald als Staatenloser zur See fuhr. «In Genua heuerte er als Matrose an. Papa war ein begnadeter Charmeur, grossartiger Tänzer und sprach diverse Sprachen. So wurde er zum Unterhaltungsoffizier ernannt. Heute würde man dies als Eventmanager betiteln», sagt sie lachend.
Alle drei Monate sah sie ihren Vater für einen Tag
Sie, die mit ihrer Mutter und Bruder Eduard zu der Zeit in Florenz (I) lebte, sah ihn alle drei Monate für einen Tag. Dann, wenn sein Schiff wieder anlegte. «Ich kenne niemanden, der so viele Anker gesehen hat wie ich. Den einen, zur Pflicht ernannten Tag, gingen wir den Hafen rauf und runter. Es gab Gelati, Pizza und Pasta. Dieses Programm wurde zur Tradition.» Ein Tag, der für sie in spezieller Erinnerung ist. «Weil ich da mein Matrosenuniförmli und die steifen Lackschuhe anziehen musste. So wurde mir schnell bewusst, den Vater zu sehen muss etwas Besonderes sein.»
Nähergekommen ist sie ihrem Vater erst als Erwachsene, als sie beide in Zürich lebten. Sie hatte sich da längst einen Namen als Schauspielerin gemacht. Prusa spielte in Marc Forsters Bond-Film «Quantum of Solace», in «Der Bestatter», «Schweizer Helden» und in «Um Himmels Willen» an der Seite von Fritz Wepper (77), da spielte sie seine Tangolehrerin.
Plötzlich öffnen sich neue Türen
Auch dies eine Leidenschaft von Alexandra Prusa, die sich darin ausbilden liess. Nebst ihren Engagements vor der Kamera und als Sängerin, eröffnete sie nach dem Tod ihres Vaters 2012 das Eventlokal Was Bleibt & Co. Den Vertrag dafür hat sie auf Ende Jahr gekündigt und trennt sich nun auch von der Sammlung ihres Vaters. «Ich lasse die Vergangenheit hinter mir.» Was nun nicht wegkomme, werde sie einem Antiquariat geben. Es sei für sie an der Zeit, sich von Gegenständen freizumachen und sich primär auf die Kunst zu konzentrieren.
Das Bundesamt für Kultur und die Zürcher Filmstiftung haben ihr Gelder für die Verfilmung ihres Musiktheaters «Abrazo – Tango des Überlebens» gesprochen. «Ich gastiere damit am 23. Januar im Zürcher Kosmos, Regisseurin Gitta Gsell will diesen Stoff verfilmen.» Prusa bricht auf zu neuen Ufern. «Seit ich nicht mehr die Vergangenheit pflege, sondern sie loslasse, öffnen sich mir ganz neue Türen.»
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