Maskenpflicht, Abstandsregelung, beschränkte Personenzahlen und doch der schönste Tag im Leben: Zwei Blick-Leser-Paare erzählen, weshalb sie ihre Hochzeit nicht auf einen Zeitraum mit weniger oder gar keinen Einschränkungen verlegt und wie sie ihre Heirat erlebt haben.
Cyril Schneider (40) und Nathasja (30) sind seit dem 7. 7. 2017 ein Paar. Ihre ursprünglich geplante Trauung vom letzten September haben sie wegen der Pandemie auf dieses Jahr verschoben. «Wir haben ein schönes Restaurant reserviert und ein Fest mit 90 Personen geplant. Dann kamen neue Auflagen, und wir durften nur noch als Gesellschaft von 50 Menschen feiern, was nicht einfach war, da wir liebe Freunde ausladen mussten», erzählt der Geschäftsführer eines Logistikunternehmens.
Wegen der Schliessung der gastronomischen Innenräume wurde jedoch ihr Plan zunichtegemacht. «Wir haben uns kurz überlegt, alles ins Jahr 2022 zu verschieben, uns dann aber entschlossen, unseren Tag trotzdem zu feiern, was wir nie bereuen werden», so die Geschäftsführerin eines Detailhandelsunternehmens. «Bei der standesamtlichen Trauung haben wir mit 15 Personen Ja gesagt, danach im Schlossgarten vom Schloss Greifensee angestossen und abends bei uns zu Hause gefeiert.»
Für Cyril und Nathasja Schneider war die Maske nie eine Hürde
Die Schneiders trotzten den Umständen und dem Regen. «Wir liessen es uns nicht nehmen, so zu feiern, wie wir wollten», sagt er. Gross an Budget hätten sie nicht gespart, dieses in eine Fotobox und ein professionelles Feuerwerk gesteckt. «Wir erlebten die schönste Hochzeitsparty, die man sich wünschen kann», schwärmt sie. «Die Maske war nie eine Hürde für uns. Natürlich hätten wir es uns anders gewünscht, jedoch liessen wir uns auch hier von nichts abbringen und haben spezielle Masken für uns und unsere Trauzeugen bestellt.» Ebenso hätten sie einen Livestream gemacht, speziell für die Familie von Nathasja Schneider in Holland und Österreich und alle, die nicht dabei sein konnten.
Am meisten bleibt ihnen in Erinnerung: «Dass wir uns das Jawort gegeben haben und uns nicht von den Umständen beeinflussen liessen. Es geht schlussendlich um uns zwei und um unsere Liebe und Ehe. Dank unserer tollen Familien und Freunde konnten wir unseren Tag geniessen als gäbe es kein Corona.»
Die Gäste von Natascha und Joel Walti machten einen Selbsttest
Ein Ja mit Einschränkungen gaben sich auch Joel Walti (26) und seine grosse Liebe Natascha (25) im Müllerhaus in Lenzburg AG. «Wir hatten trotz der Pandemie fast alle Menschen an unserer Hochzeit dabei, die uns am Herzen liegen», sagt der Ersatzteilservice-Teamleiter. Die Gästezahl haben sie auf 25 Leute beschränkt und bei Verwandten auf dem Bauernhof hatten sie reichlich Platz, damit sich alle gut verteilen konnten. «Vor der Hochzeit haben wir unsere Gäste gebeten, einen Selbsttest durchzuführen, was wirklich jede Person tat, und dadurch hatten wir auch eine gewisse Sicherheit», so die Fachfrau Betreuung Kind. «Unser Glück war, dass vor unserem Hochzeitstag die Massnahmen ein wenig gelockert wurden, und wir so mit 15 Personen im Standesamt unsere Hochzeit durchführen konnten», erzählt sie. Speziell sei natürlich die Maskenpflicht gewesen. «Was wiederum Fotos gab, von denen wir noch unseren Enkelkindern erzählen können», sagt er lachend.
«Trotz der Pandemie hatten wir den schönsten Tag in unserem Leben.» Das Ganze habe ihnen gezeigt, worauf es wirklich ankommt. «Nicht auf tausend geladene Gäste oder ein grosses Buffet. Man braucht lediglich seine Liebsten und die richtige Partnerin an seiner Seite, um die schönsten Erinnerungen zu schaffen», erklärt Joel Walti.
Trotz Lockdown liessen sich die Paare trauen
Doch wie sieht es in der Schweiz generell aus? Wurden letztes Jahr effektiv so viele Hochzeiten verschoben? Stimmt die These mit dem Hochzeitsboom? Blick hat bei den grossen Zivilstandsämtern nachgefragt. Fazit: Nein, auch letztes Jahr liessen es sich die Paare trotz Lockdown und gelockerter Einschränkungen im Sommer nicht nehmen, ihre Liebe mit einer Heirat zu besiegeln.
Ein Grund ist das Wegfallen der zehntägigen Wartefrist zwischen Abschluss des Ehevorbereitungsverfahrens bis zur Trauung. Diese Änderung trat Anfang 2020 in Kraft. «Das hat einige Paare dazu bewogen, ohne Zeremonie sofort zu heiraten», sagt Roland Peterhans, Teamleiter des Zivilstandsamts in Zürich. «Während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 haben an gewissen Tagen 40 bis 50 Prozent der Paare ihren Trautermin annulliert. Ein grosser Teil hat dann aber im Verlauf des Jahres doch noch geheiratet.»
In Chur wurden letztes Jahr lediglich vier Trauungen abgesagt
In Chur GR sah es ähnlich aus: «Generell können wir nicht behaupten, dass letztes Jahr weniger geheiratet wurde. Zum Vergleich – 2020 haben lediglich vier Trauungen weniger als im Vorjahr 2019 stattgefunden. Wider die Erwartungen wurden nur wenige Termine abgesagt oder verschoben. Man konnte aus den Gesprächen mit den Hochzeitspaaren aber immer wieder heraushören, dass das Fest nicht im gewünschten Rahmen abgehalten werden konnte. Dennoch wurde die Ziviltrauung aus unterschiedlichen Gründen vollzogen», so Markus Frauenfelder, Leiter Zivilstandsamt Chur.
«Persönliche Note» in Basel-Stadt
In Basel-Stadt fanden 2020 bis zum 1. Juni 275 Eheschliessungen statt. 2021 waren es im gleichen Zeitraum 335, sagt Massimo Di Nucci, Leiter Zivilstandsamt Basel-Stadt. «Die Maskenpflicht ist seit der Einführung dieser Massnahme akzeptiert. Wir beobachten, dass Brautpaare und Gäste öfter mit individuell gestalteten Gesichtsmasken, die den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit genügen müssen, zur Trauung erscheinen, und so der Maskenpflicht eine persönliche Note verleihen.»
In St. Gallen nur geringe Unterschiede zum letzten Jahr
Stephanie Hutter vom Zivilstandsamt der Stadt St. Gallen sagt: «Die Anzahl – mit Stand per Ende Mai 2021 im Vergleich zum letzten Jahr – weicht nicht gross ab. Wir machen gute Erfahrung mit der Maskenpflicht und erleben ebenso emotionale Momente – trotz Maske. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr darauf, wieder im normalen Rahmen Beurkundungen durchzuführen.»
Für die weiteren Monate sind die Samstage und Freitage vielerorts schon ausgebucht, wer sich noch trauen lassen will, hat die besten Chancen, sich an einem Dienstag oder Mittwoch zu vermählen.
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