Queen-Frontmann Adam Lambert im Interview
«Ich bin bekannt für grosses Drama»

Er ist der erfolgreichste Sänger, der je aus einer Castingshow hervorkam: Adam Lambert hat Millionen Alben verkauft und ist seit 2012 auch Frontmann der legendären Rockband Queen – und begeistert darüber.
Publiziert: 29.01.2023 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2023 um 16:34 Uhr
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Adam Lambert sang mit Queen im letzten Jahr an der 70-Jahr-Platinumparty für die Queen vor dem Buckingham Palast vor Millionen von Zuschauern.
Foto: Getty Images
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Dominik HugRessortleiter People

Zehn Uhr morgens in Los Angeles: Adam Lambert hat bis spät gefeiert, strotzt trotzdem vor Energie, als SonntagsBlick ihn am Telefon erreicht. Lambert lacht viel während des Interviews. Der extrovertierte Sänger erzählt von seinem Coming-out und weshalb er stolz ist, Teil von Queen zu sein.

Herr Lambert, auf Ihrem neuen Album covern Sie Songs von Culture Club, Ann Peebles und Bonnie Tyler. Sind das die Melodien, mit denen Sie aufgewachsen sind?
Adam Lambert: Zum Teil. Aber es hat auch neuere Songs von Lana Del Rey und Billie Eilish auf dem Album. Titel: «High Drama». Die Songs, die ich darauf singen wollte, mussten also höchst dramatisch sein, voller Gefühl und Herzschmerz. Das war das Hauptkriterium bei der Auswahl. Die meisten dieser Songs waren Riesenhits. Ich wollte ihnen frisches Leben einhauchen, habe sie bisweilen auch neu arrangiert.

Warum «High Drama»?
Ich bin doch für grosses Drama bekannt. Ich weiss, ich bin sehr theatralisch, habe einen Hang zur Exzentrik in allem, was ich tue. Darum liebe ich auch die Balladen der 70er-Jahre. Aber auch Disco-, Funk- und Glamrock-Songs jener Ära waren so wunderbar emotional.

Drama gabs auch beim Album-Shooting. Sie haben sich im Gesicht verletzt.
Ach, das war eher ein kleines Drama. Bei einer Szene, als ich für den Fotografen durch ein zerbrochenes Fenster gehen wollte, ist meine Nase von einem Stück Zuckerglas aufgeschnitten worden. Hat ziemlich geblutet. Das Foto kam wunderschön heraus, aber wir mussten es nachträglich mit Photoshop bearbeiten.

Brachte Sie Ihre Liebe zu den 70er-Jahren 2012 auch zur Mega-Rockband Queen?
Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich ihr Sänger geworden bin. Ich habe Queen schon immer vergöttert. Dass wir zusammengekommen sind, ist eine tolle Liebesgeschichte mit Happy End. Fast zu schön, um wahr zu sein. Es gibt ja eigentlich kaum eine andere Band, die nach dem Tod ihres Sängers erfolgreich weitermachen konnte.

Was gefällt Ihnen besonders an Queen?
Ihre Lieder sind so herrlich vielseitig. Sie bedienen die verschiedensten Genres; mal Rock, dann Klassik, dann wieder Pop. Diese Reise durch die unterschiedlichsten Klangwelten hat mich schon als Teenager an dieser Band fasziniert.

Die Queen-Musiker Brian May und Roger Taylor könnten vom Alter her Ihre Väter sein. Kommen Sie auch privat untereinander klar?
Anders würde es nicht gehen, zumindest nicht so lange, wie es bei uns jetzt schon passt. Die Herren sind totale Gentlemen, menschlich wirklich ganz wunderbare Typen, auch lustig. Wir passen gut zusammen.

Was würden Sie zu Ihrem Vorgänger, dem 1991 verstorbenen Freddie Mercury, sagen, wenn Sie ihn treffen könnten?
Ich würde wohl vor lauter Ehrfurcht erstarren, wenn ich ihm begegnete. Freddie war einzigartig. Ich erinnere mich, als ich ihn als Teenager zum ersten Mal am TV sah. Damals trug er ganz enge weisse Shorts, war barfuss, stürmte wie ein Derwisch zu dieser bombastischen Musik über die Bühne. Ich war vom ersten Moment an verzaubert von ihm.

Mercury war 45, als er starb. Sie werden diesen Sonntag 41. Wie gehen Sie mit dem Alter um?
Ich zähle meine Jahre nicht mehr. Damit habe ich mit 40 aufgehört. Ernsthaft: Einerseits geniesse ich sehr, was ich die letzten Jahre alles gelernt habe, bin deswegen auch selbstbewusster geworden. Anderseits vermisse ich die Kondition meines Körpers, die mit 20 natürlich besser war.

Persönlich: Adam Lambert

Adam Lambert (41) trat in jungen Jahren in Musicals auf. 2009 trat er in der Castingshow «American Idol» auf und wurde über Nacht zum Star. 2012 wurde er zum «Music’s Sexiest Man» gewählt. Er spielte in den Hit-Serien «Glee», «Pretty Little Liars» und der Musical-Neuverfilmung «The Rocky Horror Picture Show» mit. Seit zehn Jahren ist er der Sänger von Queen, geht mit der legendären Rockband regelmässig auf Tournee. Lamberts neue CD «High Drama» erscheint Mitte Februar.

Adam Lambert (41) trat in jungen Jahren in Musicals auf. 2009 trat er in der Castingshow «American Idol» auf und wurde über Nacht zum Star. 2012 wurde er zum «Music’s Sexiest Man» gewählt. Er spielte in den Hit-Serien «Glee», «Pretty Little Liars» und der Musical-Neuverfilmung «The Rocky Horror Picture Show» mit. Seit zehn Jahren ist er der Sänger von Queen, geht mit der legendären Rockband regelmässig auf Tournee. Lamberts neue CD «High Drama» erscheint Mitte Februar.

Wie hegen Sie Ihre Stimme?
Ich singe seit Kindesalter. Meine Stimme ist deswegen sehr strapazierfähig geworden. Ich kann problemlos nach einer ausschweifenden Party am nächsten Abend wieder ein Konzert geben. Ausserdem ist es nicht so, dass ich jeden Tag Opern singe, viele meiner Songs sind auch Rock'n'Roll. Haut man da mal daneben, stört das am Sound nicht unbedingt.

War für Sie immer klar, dass Sie mal Sänger werden wollten?
Ich hatte das grosse Glück, schon als Kind zu wissen, wo meine Stärken liegen – und wozu ich überhaupt nicht tauge. So ist es bis heute. Ich hätte null Plan, was ich machen könnte, wäre ich nicht im Showbusiness. Ich bin in nichts gut ausser im Performen. Die Menschen auf kreative Weise zu unterhalten, ist das Einzige, was meinem Leben Sinn gibt.

Haben Sie ein Motto?
«Mach nur das, was dir Freude bereitet. Dann wirst du damit früher oder später auch Erfolg haben.» Wichtig ist auch, sich nicht ständig über alles Sorgen zu machen. Tut man es nicht, lebt man viel unbeschwerter.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich lebe in einer schönen Beziehung mit einem tollen Mann. Ich shoppe viel online – viel zu viel. Vor ein paar Jahren habe ich zudem den Spass an Videogames entdeckt. Keine Ahnung, wie das passieren konnte (lacht). Und ich gehe oft mit meinem kleinen Hund wandern.

Verlassen Sie das Haus auch mal ohne Make-up?
Sehr oft sogar. Das ist in meinem Fall ein Vorteil, denn ohne Make-up werde ich weniger erkannt, kann so also viel unkomplizierter unter die Leute.

Sie hatten Ihr Coming-out relativ früh.
Richtig, mit 18. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, wie unterstützend sie im Umgang mit uns Kindern waren. Nicht nur, was meine künstlerischen Träume anging, sondern auch meine Sexualität. In den 90er-Jahren waren die Leute noch nicht so offen wie heute. Damals gab es mehr Tabus. Auch ich war zuerst unsicher und am Zweifeln.

Und dann?
Irgendwann muss jeder dazu stehen, wer er ist und wie er fühlt. Und diese Erkenntnis kam mir glücklicherweise ziemlich schnell. Eben auch, weil mein nächstes Umfeld sehr verständnisvoll war. Ich weiss heute sehr gut, wer ich bin. Doch auch ich musste kämpfen, um mein wahres Ich zu erkennen. Aber ab und zu an die Grenzen zu stossen, hilft bei der Findung der eigenen Identität.

Inzwischen haben Sie für US-Präsidenten gesungen, auch für Königin Elizabeth II. Haben Sie noch Träume?
Viele. Aber ich erzwinge nichts mehr. Meine Karriere war bisher so einzigartig. Jedes Mal, wenn ich am Anschlag bin, erinnere ich mich daran, was ich die letzten 15 Jahre alles erleben durfte. Dann werde ich immer ganz gelassen. Ich habe rückblickend gesehen nicht immer nur richtige Entscheidungen getroffen. Aber zu erkennen, was ein guter Entscheid ist, beinhaltet, dass man auch mal einen falschen Entscheid getroffen hat. So gesehen hat alles immer auch Gutes. Und das beruhigt.

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