Oberster Veranstalter über Lage der Eventbranche
«Die Lage hat sich nochmals verschärft»

Eigentlich sah es so aus, als würde es mit der Eventbranche wieder bergauf gehen. Bis diese allerdings wieder in der alten Form sei, werde es noch eine Weile dauern, sagt SMPA-Präsident Christoph Bill.
Publiziert: 08.12.2021 um 11:26 Uhr
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Christoph Bill, oberster Veranstalter der Schweiz, sagt, die Lage für die Eventbranche sei noch immer von grossen Unsicherheiten geprägt.
Foto: Keystone
Interview: Michel Imhof

Grundsätzlich sind seit dem Sommer wieder Veranstaltungen erlaubt. Ans Aufschnaufen ist in der Eventszene aber trotzdem nicht zu denken. Blick hat bei Christoph Bill (50), Präsident des Branchenverbands SMPA und Veranstalter des Heitere Open Air, nachgefragt.

Blick: Wir befinden uns in der fünften Corona-Welle, Events können derzeit mit Schutzmassnahmen wie Maskenpflicht oder einer 2G-Regel stattfinden. Wie ist die Lage in der Eventbranche?

Christoph Bill: Von aussen betrachtet mag es seit Mitte Sommer etwas nach Entspannung ausgesehen haben, aber verglichen mit dem gleichen Zeitraum vor der Pandemie hat auch in den letzten Monaten höchstens ein Drittel der Veranstaltungen stattgefunden. Insgesamt wurden 2021 bis jetzt annähernd gleich viele Events abgesagt oder verschoben wie 2020. Jetzt hat sich die Lage leider nochmals verschärft: Unterschiedliche internationale Regelungen und Reiserestriktionen machen Veranstaltungen mit internationalen Künstlern fast unmöglich.

Was ist mit den wenigen Veranstaltungen, die stattfinden können?

Stattfindende Veranstaltungen kämpfen – bis auf wenige Ausnahmen – mit schleppendem Ticketverkauf und verhältnismässig vielen fernbleibenden Billettkäufern. Verbunden mit dem deutlich gestiegenen Aufwand für die Organisation und Umsetzung aufgrund der Auflagen sind sie deshalb grossmehrheitlich nicht einmal kostendeckend. Diese Aussichten führen zu weiteren Absagen und Verschiebungen.

Stellen Sie einen Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Besucherzahlen fest?

Jetzt eigentlich nicht mehr. Ein Teil der Leute will wieder raus. Aber wir sind noch lange nicht bei den Besucherzahlen von vor Corona, viele Veranstaltungen haben immer noch bis zu 50 Prozent weniger Publikum. Dabei waren Veranstaltungen nie Pandemietreiber. Aus unserer Sicht hilft jede stattfindende Veranstaltung, das Vertrauen des Publikums noch mehr aufzubauen.

Was bringt die 2G-Regelung den Veranstaltern?

Die Option auf 2G ist für gewisse Veranstaltungsformate und Locations – ich denke an Stehplatz-Konzerte und Tanzveranstaltungen in Clubs – unabdingbar, da gerade die sitzende Konsumation bei solchen Veranstaltungen kaum umsetzbar ist. Wir sind deshalb froh, dass diese Möglichkeit existiert, auch wenn es bei unseren Verbandsmitgliedern auch viele Veranstaltungen gibt, bei denen nach wie vor auf 3G gesetzt wird. Ob 2G oder 3G – wichtig scheint uns, dass kantonal und lokal nicht noch zusätzliche Auflagen wie Kapazitätsbeschränkungen, Sektorenbildungen oder Mindestabstände gemacht werden.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Mit einigen Sorgenfalten. Veranstaltungen brauchen bekanntermassen eine grosse Vorlaufzeit, aber die Unsicherheit bei Acts, Publikum und Behörden ist wieder gross, was das Planen stark erschwert. Wir hoffen, dass die Rahmenbedingungen endlich rollend und jeweils über einige Zeit hinaus definiert werden. Das hilft, Kosten zu vermeiden, und gibt allenthalben Vertrauen und mindestens ein wenig Planungssicherheit. Es ist beruhigend, dass die Politik auf dem Weg ist, die Kulturunterstützung weiterzuführen. Hier müssen die Instrumente aber endlich in allen Kantonen umgesetzt und gleich gehandhabt werden. Gerade der Schutzschirm ist ein unabdingbares und zudem günstiges Instrument, damit Kulturplanung nicht zum Erliegen kommt.

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