Mitte letzter Woche hat der Bundesrat entschieden, das Land wieder etwas zu öffnen. Die Lockerungsmassnahmen sind aber nicht genug, so der Vorwurf von rund 70 Kulturschaffenden, Veranstaltern und Sportvereinspräsidenten, die vor kurzem die Interessengemeinschaft Perspektive Liveunterhaltung gegründet haben. Sie fordern vom Bundesrat längerfristige Perspektiven. Und haben deshalb eine sogenannte Roadmap aufgezeichnet – einen Sechspunkteplan, wie die Schweiz trotz Corona gestaffelt weiter geöffnet werden kann.
«Mehr als 350'000 Menschen arbeiten hierzulande in der Live-Unterhaltungs-Branche», sagt Musikveranstalter André Béchir (72). «Ohne eine solche Roadmap und die damit hergehenden Verpflichtungen bleiben sie weiterhin arbeitslos.»
Wie Events ab 100 Leuten ab Mai möglich sind
Der überaus optimistisch gehaltene Plan sieht vor, dass bereits ab nächstem Monat wieder Veranstaltungen mit 100 Personen in geschlossenen Räumen möglich sein sollen. Bedingungen: Hygienemassnahmen, Maskenpflicht, Schutzkonzept, Tracing via App, Abstandsregeln und nummerierte Sitzplätze. Demnach sollen ab Juni Konzerthallen oder Stadions wieder zur Hälfte mit Fans gefüllt werden, ab September sogar wieder ganz. Voraussetzung: Es kommt zu keiner weiteren Corona-Welle.
«Veranstaltungen kann man nicht über Nacht aus dem Boden stampfen», sagt Anke Stephan (40), CEO der Zürcher Samsung Hall. «Sie brauchen langfristige Planung.» Würde der Bundesrat der Forderung der Interessengemeinschaft nachkommen, könnte bereits jetzt mit der Organisation solcher Events begonnen werden. «Wir wären nicht länger zum Nichtstun verdammt.»
In der Märzsession hat das Parlament in letzter Minute einen Schutzschirm für die Veranstaltungsbranche im Covid-Gesetz eingebaut. Bei einer coronabedingten Absage eines bewilligten Events übernehmen Bund und Kantone je hälftig die Kosten. Diese Veranstaltungsversicherung soll Event-Organisatoren zusätzliche Sicherheit geben. Doch dieser Schutzschirm funktioniert nach Ansicht von Parlament und Event-Branche nur zusammen mit einer Roadmap. Und dagegen sträubt sich der Bundesrat – noch! SonntagsBlick weiss: Nächste Woche wird sich der Bundesrat über die Roadmap beugen und sich fragen, ob er lieber eine unsichere Perspektive geben oder gar keine Ankündigungen machen will.
In der Märzsession hat das Parlament in letzter Minute einen Schutzschirm für die Veranstaltungsbranche im Covid-Gesetz eingebaut. Bei einer coronabedingten Absage eines bewilligten Events übernehmen Bund und Kantone je hälftig die Kosten. Diese Veranstaltungsversicherung soll Event-Organisatoren zusätzliche Sicherheit geben. Doch dieser Schutzschirm funktioniert nach Ansicht von Parlament und Event-Branche nur zusammen mit einer Roadmap. Und dagegen sträubt sich der Bundesrat – noch! SonntagsBlick weiss: Nächste Woche wird sich der Bundesrat über die Roadmap beugen und sich fragen, ob er lieber eine unsichere Perspektive geben oder gar keine Ankündigungen machen will.
Ohne Livekonzerte fehlt Existenzgrundlage
Längerfristige Perspektiven brauchen auch Künstler und Sportler. «Die vergangenen Monate haben von uns viel Geduld abverlangt. Schön wär es, wenn die Warterei und das endlose Vorwärts-Rückwärts-Vorwärts-Rückwärts bald einmal ein Ende hätten», sagt Büne Huber (59), Sänger von Patent Ochsner. «Uns fehlt das gemeinsame Musizieren und die Energie des Publikums», ergänzt Bandleader Pepe Lienhard (75). Die Schutzkonzepte seien durchdacht und mithilfe aller umsetzbar.
«Ohne Livekonzerte gibt es bald keine Existenz mehr für Schweizer Musiker und Kulturschaffende», glaubt Musiker Bligg (44). Und Sängerin Stefanie Heinzmann (32) sagt: «Ich zähle die Tage, bis mein und ich Team wieder auf einer Bühne vor Fans spielen können.» Auch Schwingerkönig Nöldi Forrer (42) appelliert an den Bundesrat: «Den richten Zug im passenden Moment zu machen und dann richtig anpacken, das ist Schwingen. Auch die Entscheidungsträger sollen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.»
Von Filmfestival bis Fussballklubs
Zur IG Perspektive Live-Unterhaltung gehören unter anderen die Open Airs St. Gallen, Greenfield und das Montreux Jazz Festival. Aber auch Sportvereine wie die Berner Young Boys, der FC Basel, der Schlittschuhclub Bern und der EHC Biel sowie das Zurich Film Festival und die Street Parade. «Die Veranstaltungen der IG, die jährlich über sechs Millionen Schweizerinnen und Schweizer besuchen, sind für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unseres Landes von immenser Wichtigkeit», sagt Andreas Hugi (50), Mediensprecher IG Perspektive Live-Unterhaltung.
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