Auf einen Blick
- Gianna Nannini startet Tournee mit 70, trainiert hart für Auftritte
- Sängerin setzt auf Triathlon, mag keinen Wettbewerb, sondern Ausdauersport
- Nannini wurde dieses Jahr 70, feierte aber zweimal Geburtstag
Sie wurde in diesem Jahr 70 Jahre alt, doch ans Ausruhen denkt sie noch lange nicht. Am Wochenende startete Gianna Nannini ihre Tournee in Genf. Am Montag tritt sie in Zürich auf. Für die Auftritte, die sie bis Weihnachten beschäftigen, trainiert die italienische Musikerin hart. Unter anderem setzt sie auf Triathlon, wie sie Blick im Interview verrät.
Blick: Triathlon? Das ist ein sehr intensiver Sport.
Gianna Nannini: Ich mag keinen Wettbewerb, sondern setze auf Ausdauersport. Die drei Disziplinen, Schwimmen, Velofahren und Rennen, vereinen drei verschiedene Bewegungsabläufe und fordern meinen Körper unterschiedlich. Das brauche ich für meine Konzerte. Nicht, um irgendwann am Iron Man teilzunehmen.
Wie sieht ein Tag in Ihrem Leben aus?
Nach dem Aufstehen starte ich mit Sport. Pilates, Rennen, Spinning oder Schwimmen. Dann mache ich die Büroarbeit und widme mich der Musik. Nach dem Mittagessen habe ich meist weniger Energie. Jetzt muss ich meinen Zeitplan etwas nach hinten schieben, damit ich genug Energie für die Konzerte habe. Aber grundsätzlich lebe ich jeden Tag nach demselben Raster.
Können Sie überhaupt entspannen?
Ich bin keine Person, die gerne entspannt. Ich fordere mich immer bis zum Maximum. Und wenn es zu viel wird, habe ich einen Unfall. Danach muss ich entspannen. Der letzte Monat war voller Unfälle.
Was ist passiert?
Ich hatte einen Autounfall, an dem ich nicht schuld war. Aber ich habe mir dabei etwas gebrochen. Zudem bin ich einmal die Treppe runtergefallen und hatte einen Zwischenfall beim Snowboarden. In beiden Fällen habe ich mir einen Fuss gebrochen. Danach musste ich mich zurücklehnen und Energie tanken. Unfälle sind wirklich Teil meines Lebens.
Sie wurden dieses Jahr 70 Jahre alt. Wie haben Sie gefeiert?
Gleich zweimal. Einmal das Alter 70, weil das mein Alter auf dem Papier ist. Und dann den zweiten Geburtstag, den ich feiere. In meinem Song «1983» thematisiere ich ein Erlebnis, das ich im Studio hatte, das sich wie eine Wiedergeburt anfühlt. Ich sage also oft, ich bin 41. Aber 70 zu werden ist für mich kein Problem, ich sehe das Alter als eine Option.
Man liest, dass sie Probleme mit dem Altern hätten, aber das klingt jetzt nicht so?
Nein. Ab einem gewissen Alter vergleiche ich das Wesen mit einem grossen Baum. Und dass ich nun aufgrund dieser Wiedergeburt 41 Jahre alt bin, sage ich nicht, um jünger zu sein. Für mich fühlt sich das einfach so an (lacht).
Was passierte 1983 genau?
Ein Erlebnis in Köln, das ich jetzt nicht in diesem kurzen Interview weiter erklären kann. Aber es gab mir das Gefühl, damals neu geboren zu werden.
Über Ihre jungen Jahre gibt es auch den Netflix-Film «Die schöne Rebellin». Sie mögen die Provokation, richtig?
Was meinen Sie genau mit Provokation? Ich mache das alles, weil es mir wichtig ist. Und ich glaube, ich bin selbst eine Provokation. Ich wollte die Menschen nie bewusst schockieren. Auch wenn ich sage, dass das Alter eine Option, der Tod aber eine Pflicht ist, irritiert das manche Leute. Aber jeder hat seine eigene Wahrheit.
Als Sie mit 54 schwanger wurden, gab es viele Schlagzeilen darüber. Wie blicken Sie darauf zurück?
Das war schrecklich. Ich wurde wirklich schlimm attackiert wegen meines Alters. Deswegen habe ich den Song «1983» jetzt gemacht, als Verteidigung vor der Altersdiskriminierung. Das ist nicht etwas, was nur ich erlebe. Viele Frauen nach 30 gelten als alt. Daran müssen wir arbeiten.
Wäre so eine späte Schwangerschaft von Ihnen heute auch noch eine solche Diskussion?
Ich weiss es nicht. Aber ich werde nicht Teil davon sein. Ich urteile nicht über andere Leute, also muss über mich auch nicht geurteilt werden.
Sie scheinen nie müde von der Arbeit zu werden. Wie lange machen Sie noch Musik?
Die Musik ist für mich noch heute ein Erlebnispfad und durch sie jeder Tag ein Abenteuer. Sie gibt meinem Leben Abwechslung und ich mag es, täglich auf neue Leute zu treffen. Beispielsweise suche ich immer für jeden Song, den ich geschrieben habe, einen passenden Produzenten.
Gianna Nannini gehört zu den grössten Musikerinnen Italiens und entstammt einer traditionsreichen Konditorenfamilie aus Siena. Sie studierte zunächst Klavier, dann Komposition und später Literaturwissenschaft und Philosophie. In den Achtzigerjahren startete sie als Musikerin durch, zu den bekanntesten Hits gehören «America» und «Bello e impossibile». Nannini lebt mit ihrer Ehefrau und ihrer 14-jährigen Tochter in Mailand.
Gianna Nannini gehört zu den grössten Musikerinnen Italiens und entstammt einer traditionsreichen Konditorenfamilie aus Siena. Sie studierte zunächst Klavier, dann Komposition und später Literaturwissenschaft und Philosophie. In den Achtzigerjahren startete sie als Musikerin durch, zu den bekanntesten Hits gehören «America» und «Bello e impossibile». Nannini lebt mit ihrer Ehefrau und ihrer 14-jährigen Tochter in Mailand.
Können Acts wie Sie überhaupt in Rente gehen?
Das hängt vom eigenen Empfinden ab. Wenn man keine Energie mehr hat, beispielsweise. Aber ich sehe das Ganze als eine Mission: Wir Kunstschaffenden haben ein Geschenk, das wir mit der Welt teilen müssen.
Es scheint also, als wäre es für Sie keine Option, in den Ruhestand zu treten.
Im Moment nicht. Aber das kann sehr schnell passieren.
Wovon träumen Sie noch?
Ich schreibe an einer Oper. Nicht für mich, sondern für die grosse Opernbühne. An dieser Idee arbeite ich schon länger. Wir haben schon so viele tolle Songs dafür, nun geht es an die Fertigstellung.
Gianna Nannini tritt am 24. November in der Arena Genève in Genf und am 25. November im Hallenstadion Zürich auf. Tickets gibts bei Ticketcorner.
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