Gianna Nannini (67) sorgt für Wirbel: Die Rockerin will die erste Staatspräsidentin Italiens werden. Mit einem Video, das sie auf Instagram postete, bewarb sie sich offiziell für die Nachfolge von Präsident Sergio Mattarella (80), dessen siebenjähriges Mandat am 3. Februar ausläuft.
«Ich erhebe meine weibliche Stimme und kandidiere offiziell für das Amt des Präsidenten der Italienischen Republik», erklärte sie im Video. Italienische Intellektuelle, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen hatten vor kurzem eine Petition für die Wahl einer Frau zur ersten Staatschefin des Landes gestartet. Als mögliche Anwärter gehandelt werden derzeit Regierungschef Mario Draghi (74), Ex-Regierungschef Giuliano Amato (83) und die amtierende Justizministerin Marta Cartabia (58). Vom rechten Lager wurde sogar Silvio Berlusconi (85) ins Spiel gebracht.
Ode an die Masturbation
Die bisexuelle Nannini, die sich mit Hits wie «Latin Lover», «I maschi» und «Bello e impossibile» in die Herzen ihrer Fans gesungen hatte, hat eine links-grüne Einstellung. Sie ist Feministin, kämpfte gegen Atomkraftwerke. 1993 setzte sie sich mit einem Benefizkonzert für Greenpeace ein.
Bekannt ist sie auch für Provokationen. Für die grösste sorgte sie 1979, damals war sie erst 23 Jahre alt. Das Cover ihrer Single «America» zeigte die Freiheitsstatue mit einem Vibrator statt einer Fackel in der Hand. Der Songtext sorgte im katholischen Italien für einen Aufschrei – er war eine Ode an die Masturbation. 2010 sorgte sie für Aufsehen, als sie mit 54 Jahren erstmals Mutter einer Tochter wurde.
Wie gross sind ihre Chancen?
Die Sängerin mit der rauchigen Stimme ist nicht die erste aus Italiens Showszene, die sich in die Politik einmischt. Man erinnert sich an Cicciolina (70), die nach ihrem Rückzug aus dem Pornogeschäft von 1987 bis 1992 für die Partei Partito Radicale im Parlament in Rom sass. Auch der Komiker Beppe Grillo (73), Gründer der Fünf-Sterne-Bewegung. Er sorgt bis heute für Turbulenzen.
Unterschätzen sollten wir ihre Chancen nicht ganz: In Italiens Geschichte gab es bisher weder eine Regierungschefin noch eine Staatspräsidentin. Nannini ist in weiten Kreisen nach wie vor sehr beliebt. «Bello e impossibile» («Schön und unmöglich») sang sie einst. Jetzt sollten wir eher sagen: «Bello e possibile» – «Schön und möglich.»