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Experten zu EM-Hymnen
Deshalb bleiben nur wenige Fussball-Hymnen in Erinnerung

Bald beginnt die Fussball-Europameisterschaft – und wieder haben Musik-Stars einen offiziellen Euro-Song aufgenommen. Die meisten Vorgänger haben wir wieder vergessen. Experten erklären, was es braucht, um aus einer Auftragsarbeit eine Fussball-Hymne zu machen.
Publiziert: 08.06.2021 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2021 um 11:08 Uhr
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Bald beginnt die Fussball-EM 2021!
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Jennifer Bürgin

Bald ist es so weit: Am 11. Juni beginnt die Fussball-Europameisterschaft 2021. Stimmung bringen soll der offizielle EM-Song «We Are the People» von Martin Garrix. Poppig und hoffnungsvoll– so klingt das Lied, das der niederländische DJ zusammen mit Sänger Bono und dem Gitarristen The Edge aufgenommen hat. Es dient als perfekte Hintergrundmelodie für gefühlsgeladene Highlight-Kompilationen – aber höchstwahrscheinlich haben wir ihn in einem Jahr wieder vergessen, wie die meisten EM-Songs.

Wie wird ein Lied zum Fussball-Hit?

Laut SRF-Musikredaktor Lukie Wyniger fand in den letzten Jahrzehnten ein Wandel in der Fussballmusik statt. «Die Tradition von Musik an Sportevents ist so alt wie die Wettkämpfe selbst, der Fussball ist hier keine Ausnahme.» Waren es zunächst nur Fangesänge, die Plätze und später Stadien füllten, kamen in den 1960er-Jahren auch turnierbegleitende Lieder hinzu. Diese Songs waren meist länderspezifisch und von weniger bekannten Künstlern, so Wyniger. Es gab schon vor 1990 offizielle WM- und EM-Hymnen – so richtig bekannt und vermarktet wurden sie aber erst ab 1990 mit Gianna Nanninis und Edoardo Bennatos «Un’estate italiana». Man versuchte danach mit bekannten Sängerinnen und Sängern Erfolge zu landen – darunter Ricky Martin, Anastacia oder David Guetta. Jede Uefa-Europameisterschaft seit 1992 hatte ihren offiziellen Song. Diese Stücke seien jedoch in den allermeisten Fällen nicht besonders erfolgreich, so der Musikexperte. Wenige Songs wie «Waka Waka» von Shakira schaffen es auch nach den Spielen noch in die Charts. Mämä Sykora, Chefredaktor des Fussballmagazins «Zwölf», begründet deren Erfolg damit, dass diese Songs auch unabhängig vom Fussball als Popsongs funktionieren und darum heute noch im Radio laufen. Im Gegensatz dazu dienten die meisten offiziellen Fussballhymnen nur als Begleitung des jeweiligen Turniers. Lieder wie «Live It Up» von der WM 2018 erreichen zwar auch Millionen von Klicks auf Youtube, sagen aber heute den wenigsten noch etwas.

Keine Emotionen

Wyniger und Sykora sind sich über den Grund einig: Die Songs berühren die Menschen nicht. Laut Sykora sei das Hauptziel solcher Lieder, das Turnier zu bewerben und ihm ein Erscheinungsbild zu verpassen. «Ein EM-Song gehört genauso zur Marketingkampagne des Events wie EM-Kaffeetassen oder EM-Bettwäsche», sagt er. Diese Kommerzialisierung sei der Grund, wieso die Lieder heutzutage eher Werbemelodien ähneln als musikalischen Glanzleistungen. «Die Produzenten arbeiten zwar mit Elementen, die Fussball-Hits ausmachen: ein eingängiger Refrain, Einspieler von Fangesängen oder Fussball-Kommentatoren und ein gewisses Tempo. Doch der Zuhörer merkt, dass der Song nicht aus Liebe zum Fussball geschrieben worden ist, sondern lediglich ein Marketinginstrument ist», so der Experte. Hinzu komme, dass die offiziellen Lieder der Turniere ein so breites Publikum wie möglich ansprechen sollen und darum nicht mehr anstossen dürfen. Die Songs verlieren so ihren Charakter, fährt Sykora fort.

Statt eigens komponierter WM- und EM-Lieder haben sich Songs wie «Bring en hei» von Baschi oder «Three Lions» von Lightning Seeds als Fussball-Hits eingebürgert. Diese Songs wurden zwar im Nachhinein teilweise zu offiziellen Turnierliedern auserkoren, komponiert haben sie die Musiker aber aus Eigeninitiative und unabhängig von den Veranstaltern. Das bestätigt auch Lukie Wyniger: «Wenn die Fans und die Mannschaften einen Song ins Herz geschlossen haben, berührt das Lied viel mehr, als wenn unter Biegen und Brechen ein Hit für die Fussballsaison geschaffen werden wollte.»

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