Country-Star Marty Stuart (63) singt seine Hits in Gstaad
«Ich habe keinen Blödsinn ausgelassen»

Er war zwölf, als er seine spätere Frau, Country-Idol Connie Smith (81) kennenlernte. Musiker Marty Stuart (63) erinnert sich im Interview mit Blick aber auch an seinen ehemaligen Schwiegervater Johnny Cash (†71), seine besten Momente und erzählt, was er noch vorhat.
Publiziert: 07.09.2022 um 09:21 Uhr
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«Wir alle erleben Liebe, Verlust, Trauer. Davon handelt Countrymusik», erklärt Marty Stuart.
Foto: Getty Images for Country Music Hall of Fame and Museum
Dominik Hug

Er zählt zu den letzten grossen Countrystars: Marty Stuart (63) erinnert sich beim Telefoninterview mit Blick an sein bewegtes Leben.

Guten Morgen, Marty, wo stecken Sie gerade?

Marty Stuart: In meinem Büro in Tennessee. Kurz vor dem Abflug nach Europa. War lange nicht mehr bei euch drüben. Das muss sechs Jahre her sein.

Was treibt Sie an, mit Mitte 60 noch auf der Bühne rumzuturnen?

Ich liebe meinen Job. Und ich mag den Applaus. Ich fühle mich leer, wenn ich meine Lieder länger nicht vor Publikum spielen kann. Früher spielte ich 200 Shows im Jahr, heute halte ich mich ein bisschen zurück, ich nehme es ruhiger.

Sie sind keine 24 mehr.

Zum Glück nicht. Ich würde nicht noch einmal durch alles gehen müssen.

Grammy-Gewinner

Marty Stuart beherrschte schon als Kind mehrere Instrumente. Mit zwölf spielte er in seiner ersten Band. In den 70er- und 80er-Jahren tourte er mit Johnny Cash. Danach lancierte er seine Solokarriere. Zu den grössten Hits des Grammy-Gewinners gehören «The Whiskey Ain’t Workin’» und «Same Old Train». Seit 1997 ist er mit Sängerin Connie Smith verheiratet.

Marty Stuart beherrschte schon als Kind mehrere Instrumente. Mit zwölf spielte er in seiner ersten Band. In den 70er- und 80er-Jahren tourte er mit Johnny Cash. Danach lancierte er seine Solokarriere. Zu den grössten Hits des Grammy-Gewinners gehören «The Whiskey Ain’t Workin’» und «Same Old Train». Seit 1997 ist er mit Sängerin Connie Smith verheiratet.

Sie haben Country alles verschrieben. Was macht diese Musik so speziell?

Die Ehrlichkeit. Hank Williams sagte, Country sei aufrichtig. Da hatte er recht. Harlan Howard beschrieb Country als drei Akkorde und die Wahrheit. Meine Frau Connie Smith findet Country den Schrei des Herzens. Wir alle erleben Liebe, Verlust, Trauer. Und davon handelt Countrymusik.

Sie wussten schon als Bub, dass Sie Sänger werden wollten.

Richtig. Ich wollte bereits als Kind Gitarre spielen und in Cowboykleidern auf der Bühne stehen. In Mississippi, wo ich aufgewachsen bin, waren Blues, Gospel und Rock 'n' Roll zwar populärer, aber Country berührte meine Seele am meisten.

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Sie waren zwölf, als Sie Ihre spätere Ehefrau kennenlernten. Erinnern Sie sich noch an den Moment?

Natürlich. Das war im Sommer 1970. Connie hatte schon ein Dutzend Hits gehabt. Sie war die Lieblingssängerin meiner Mutter, die ganz aufgeregt war, dass Connie bei einem Fest in unserer Stadt auftrat. Nach ihrem Konzert lernten wir sie kennen. Auf dem Nachhauseweg sagte ich meiner Mutter: Eines Tages werde ich Connie Smith heiraten.

Bis dahin dauerte es allerdings noch ein bisschen: Sie beide haben vorher andere Partner geheiratet.

Richtig. Ich war mit Johnny Cashs Tochter Cindy verheiratet. Aber wir waren zu jung für die Ehe. Johnny hatte viele Schwiegersöhne, die kamen und gingen. Er nannte mich immer «Old Number Nine». Nachdem die Ehe scheiterte, war er natürlich auf Cindys Seite. Aber mit der Zeit wurden wir wieder super Freunde.

Sie spielten viele Jahre in der Band von Johnny Cash. Was war er für ein Mann?

Seine Weisheit war so gross wie eine Eiche. Johnny hat nie jemanden verurteilt. Er gab mir unglaublich viele gute Ratschläge, aber leider auch ein paar miserable (lacht). Ich vermisse ihn jeden Tag. So Kerle wie ihn gibt es heute kaum mehr.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Meine Eltern und meine Schwester zogen 1974 nach Nashville, um mich zu unterstützen. Kürzlich hatten wir ein Familienfest, da sagte ich ihnen: Wisst ihr eigentlich, wie verdammt hart es war, bekannt zu werden. Und wie verdammt hart es ist, so lange durchzuhalten? Meine Karriere ist schon beachtlich.

Was bereuen Sie?

Darüber könnte ich stundenlang reden. Ich habe keinen Blödsinn ausgelassen. Aber Gott hat mir verziehen. Vor 17 Jahren trank ich meinen letzten Schluck Alkohol. Könnte ich etwas ändern, dann wäre es, dass ich früher mit der Sauferei aufgehört hätte.

Was zeichnet Ihre Ehe mit Connie aus?

Wir sind jetzt ein Vierteljahrhundert verheiratet. Unser Glauben verbindet uns. Wir haben auch denselben Humor. Das Wesentlichste ist aber, dass mein Herz bei ihr ein Zuhause gefunden hat. Das macht es sehr einfach, verheiratet zu sein. Zudem finde ich sie einen der wunderbarsten Menschen überhaupt. Und ich bin bis heute ihr grösster Fan, was ihre Musik angeht.

Sie ist 17 Jahre älter. War der Altersunterschied nie ein Problem?

Nein, unsere Liebe ist vielschichtiger als die paar Jährchen, die uns trennen. Vor der Hochzeit machte ich mir natürlich Gedanken darüber, weil viele Kinder und Grosskinder involviert sind, auch zwei Karrieren. Ich fragte meine Mutter um Rat. Sie meinte bloss: «Fünf Minuten, die sich richtig anfühlen, sind besser als 50 Jahre, die sich falsch anfühlen.» Also hielt ich um Connies Hand an. Eine wahrhaft tolle Love Story.

Sie sammeln auch Countrymemorabilien. Haben Sie ein Lieblingsstück?

Johnny Cashs erster schwarzer Anzug. Aber auch die Boots, die Patsy Cline trug, als ihr Flugzeug abstürzte. Oder auch Hank Williams' Gitarre. Wir planen, in Mississippi ein Museum zu eröffnen.

Noch Träume?

Die Eröffnung des Museums. Ansonsten bin ich sehr erfüllt. Ich lebe so, wie ich es für richtig halte, mit den Menschen, die ich liebe. Ich habe meinen Frieden gefunden. Ich denke immer: Hey, ich habe genug Geld, um Benzin kaufen zu können. Ich habe genug Geld, um mir schöne Cowboyboots zu kaufen. Ich bin mit der tollsten Frau der Welt verheiratet. Mehr kann ein Dummkopf wie ich nicht vom Leben erwarten.

Konzerte: 33. Country Night Gstaad am 9. und 10. September

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