Robbie Williams über seinen Wohnort, seine Süchte und Selbstzweifel
«In der Schweiz kann ich ruhig schlafen»

25 Jahre ist er im Popgeschäft und zählt noch immer zu den Grössten: Robbie Williams im Exklusiv-Interview.
Publiziert: 04.09.2022 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2023 um 15:18 Uhr
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«Ich bin besser ausbalanciert», sagt Robbie Williams über sein heutiges Leben.
Foto: Leo Baron Farrell Music Ltd
Interview: Dominik Hug

In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden um Popgrösse Robbie Williams (48). Nun kehrt er zurück: mit der Platte «XXV», einer Ansammlung alter Hits, die er mit einem Sinfonieorchester neu einspielte. Über das Album, das am Freitag erscheint, mag Williams im Zoom-Interview aus Genf nicht reden. Lieber spricht er über sein Leben in der Schweiz.

SonntagsBlick: Sie wohnen immer noch in Genf? Es hiess, Sie seien weggezogen.
Robbie Williams: Wir wohnen überall und nirgends (lacht). Ernsthaft: Wir sind immer noch in Genf, verbringen aber auch anderswo viel Zeit: St-Tropez, London, Ibiza. Aber ich und meine Familie fühlen uns sehr wohl in der Schweiz.

Was mögen Sie am Leben hier?
Ich liebe den Sommer in Switzerland. Ich mag aber auch, dass ich mich hier so sicher fühlen kann. Die Welt wird immer unberechenbarer, hier hingegen scheint alles noch eine gewisse Ordnung zu haben. Ich liebe die Zuverlässigkeit. Ich weiss, was ich erwarten kann und werde nicht enttäuscht. Ausserdem mag ich die Menschen, die ich hier kennengelernt habe und die Freunde wurden.

Sie fahren auch gerne Ski.
Und wie! Vor allem in Zermatt. Die Entdeckung war für mich aber Interlaken. Wir waren am 1. August vor einem Jahr dort. Ich wusste nichts über den Ort, wir gingen hin, es hat mich umgehauen. Die Schönheit der Landschaft ist atemberaubend. Ich bin gerne in einem Land, das so viele Möglichkeiten bietet. Ein wichtiger Aspekt, der vielleicht etwas naiv tönt: In der Schweiz kann ich ruhig schlafen. Das konnte ich in den letzten Jahren in den USA, wo ich gelebt habe, nicht mehr.

Und was mögen Sie nicht so sehr?
Na ja, alles hier hat seinen Preis. Das kann man nicht schönreden.

Sie können es sich leisten.
Stimmt, aber am Ende bin ich halt immer noch der Junge aus Stoke-on-Trent in den englischen Midlands, für den jeder Penny zählt. Der Charakter eines Menschen verändert sich nicht, nur weil man ein paar Platten verkauft hat.

Fast 80 Millionen Alben sind es, um genau zu sein. Erstaunt es Sie manchmal, dass Sie nach 25 Jahren immer noch so erfolgreich sind?
Ja und nein. Ich wusste immer, dass ich ein Entertainer bin. Schon als Kind träumte ich von der Bühne. Welche Dimensionen das eines Tages aber mal annehmen würde, hätte ich mir nie vorstellen können. Dass ein Kerlchen wie ich sich so lange auf diesem Level halten könnte, sprengt ja eigentlich jedes Vorstellungsvermögen.

Zumal Sie auch oft hingefallen sind.
Genau. Ich bin praktisch in jede Pfütze getaumelt. Dennoch habe ich den Weg einigermassen trocken hinter mich gebracht. Das ist schon aussergewöhnlich. So wie vor ein paar Tagen in München, als ich ein Konzert gab und 100'000 Menschen auftauchten. Ich dachte nur: Wow, Robbie rockt noch immer!

Sie werden in zwei Jahren 50. Wie gehen Sie mit dem Alter um?
Das Popgeschäft ist bekanntlich für die Jungen gemacht. Und zu denen gehöre ich definitiv nicht mehr. Ich zähle zu den Veteranen. Aber das ist okay. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Ich habe mehr erreicht, als ich je für möglich gehalten habe. Ich habe keine unerfüllten Wünsche. Natürlich, die Knochen sind nicht mehr die frischesten. Dafür ist der Geist einigermassen gesund. Wer ich bin, was ich habe, was ich denke und wozu ich fähig bin – das alles macht mich inzwischen recht zufrieden.

Würden Sie nochmals 20 sein wollen?
Nein danke. Auch nicht 18 oder 30. Ich denke manchmal zurück, aber nie sehnsüchtig. Ich würde diese Jahre nicht noch einmal erleben wollen. Das Schöne am Erwachsensein ist doch, dass man mehr Perspektiven hat. Und je mehr Perspektiven man hat, umso schlauere Entscheide kann man fällen. Was dazu führt, dass man ein besseres Leben hat.

Persönlich: Robbie Williams

Seine Eltern führten ein Pub, liessen sich aber früh scheiden. Der Vater begann als Variétékünstler aufzutreten, was Robbie Williams (48) dazu inspirierte, Entertainer zu werden. Im Teenie-Alter wurde er mit der Boygroup Take That berühmt. Nach seinem Ausstieg lancierte er dank Hits wie «Angels», «Feel» oder «She's the One» eine erfolgreiche Solokarriere. Zwischendurch hatte er immer mal wieder mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen. Seit 2010 ist Williams mit US-Schauspielerin Ayda Field (43) verheiratet, das Paar hat vier Kinder.

Seine Eltern führten ein Pub, liessen sich aber früh scheiden. Der Vater begann als Variétékünstler aufzutreten, was Robbie Williams (48) dazu inspirierte, Entertainer zu werden. Im Teenie-Alter wurde er mit der Boygroup Take That berühmt. Nach seinem Ausstieg lancierte er dank Hits wie «Angels», «Feel» oder «She's the One» eine erfolgreiche Solokarriere. Zwischendurch hatte er immer mal wieder mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen. Seit 2010 ist Williams mit US-Schauspielerin Ayda Field (43) verheiratet, das Paar hat vier Kinder.

Sie sprachen früher oft über Ihre Depressionen, waren lange auch medikamentensüchtig. Ist diese Phase vorbei?
Das Biest steckt immer noch in mir. Aber ich habe gelernt, es zu zähmen. Ich zerkaue mir nicht mehr die Fingernägel, wenn ich an Kokain denke. Oder weil ich keine Pillen mehr schlucke. Ich bin und bleibe ein Säufer, auch wenn ich seit 22 Jahren keinen Alkohol mehr trinke. Mir ist klar, dass ich jederzeit rückfällig werden kann. Was mich damals getrieben hat, ist nicht verschwunden. Ich fühle mich noch heute zwischendurch schräg, zerfleische mich, bin voller Selbstzweifel. Und dann sehne ich mich nach einem Ventil, das mich wieder euphorischer werden lässt. Aber diese Phasen sind nicht mehr so extrem. Ich bin besser ausbalanciert.

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Was tun Sie in solchen Momenten?
Ich konzentriere mich auf meine Familie. Ich rufe mir all das Schöne in meinem Leben ins Bewusstsein und mache mir klar, dass ich es unter keinen Umständen kaputt machen darf. Das hat wohl auch mit dem Alter zu tun. Je mehr Jahre man auf dem Buckel hat, desto bewusster wird einem, was man alles verlieren könnte. Ich bin verantwortlich für meine Frau, für meine Kinder, auch für mich selbst. Als junger Heisssporn hat man keinerlei Sinn und Verständnis für Verantwortung.

Wo sehen Sie sich in 25 Jahren?
Inmitten meiner Frau und den Kids. Hoffentlich lachend und gesund. Ich sehe mich aber auch auf einer Bühne. So wie Tom Jones oder Rod Stewart das machen. Ist doch eigentlich ziemlich cool, was diese Herren um die 80 noch abliefern. Wenn ich es nicht vermassle, könnte mir Ähnliches vergönnt sein. Das wäre schön.

Robbie Willams neues Album «XXV» (Sony Music) erscheint am Freitag

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