Mit mehr als fünf Jahrzehnten Erfolg, 23 Nummer-1-Alben, mehr als 50 Millionen verkauften Alben und unzähligen Auszeichnungen ist Peter Maffay (73) der erfolgreichste Musiker in den deutschen Charts. Jetzt macht er in Staffel 12 von «The Voice of Germany» erstmals in einer Castingshow mit. Und tritt mit seinen Hits am Dienstag wieder einmal im Zürcher Hallenstadion auf. Blick hat dem Rocker sieben Stichworte vorgelegt:
«The Voice»: «Ich war ursprünglich nicht gut zu sprechen auf Castingshows. Ich warf sie alle in einen Topf und war der Meinung, dass junge Talente darin vorgeführt und zum Teil auch entblösst und fertiggemacht würden. Nachdem ich mich kürzlich überreden liess, bei ‹The Voice› mitzumachen, habe ich meine Meinung radikal geändert. Diese Show bietet jungen Künstlern eine tolle Plattform. Wir haben viel Spass zusammen. Was mich als jugendlichen Quereinsteiger doch sehr überraschte.»
Alter: «Im Augenblick fühle ich mich ziemlich jung, ich habe keine grösseren Schrammen, die Jeans sitzen auch immer noch an den richtigen Stellen. Ich bin gerade 73 geworden, stehe fast jeden Abend auf einer Bühne und geniesse das nach den zweieinhalb Jahren Zwangspause sehr. Ich verschwende nicht allzu viele Gedanken an die mir noch bleibende Zeit. Ich will im Jetzt leben. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht mit meiner Vergänglichkeit auseinandersetze. Aber das tue ich eigentlich schon seit Jahrzehnten.»
Corona: «Die letzten beiden Jahre hatten zwei Seiten für mich: Einerseits das Leid, das die Krankheit bei vielen Menschen verursachte, nicht nur körperlich, auch psychisch. In meiner Branche standen so viele Leute mit dem Rücken zur Wand, weil nichts mehr ging. Inzwischen gibt es für sie eine bessere Regulation, was ihre Unterstützung angeht. Und wir sind zum Glück auch wieder auf dem Weg zu einer gewissen Normalität, die wir von früher kannten. Wir können wieder Konzerte geben und zeigen damit, dass wir uns am besten aus dem Dreck ziehen können, wenn man uns nur lässt. Corona hatte für mich persönlich aber durchaus auch eine positive Seite: Wir sind uns innerhalb der Familie sehr viel näher gekommen, da sich unser Bewegungsradius massiv verkleinerte. Wir hatten mehr Zeit füreinander und konnten das sehr geniessen.»
Familie: «Mein 19-jähriger Sohn Yaris ist mit dabei in unserem Team, verdient sich ganz ordentlich die Sporen ab. Dann haben meine Lebensgefährtin Hendrikje und ich ja noch die dreijährige Anouk. An meinem Geburtstag vor wenigen Tagen durfte sie erstmals bis Mitternacht wach bleiben. Ich kam vom Konzert, sie überraschte mich mit Kuchen und einer selbst gebastelten Papierkrone. Es war supersüss. Wir vier sind eine wunderbare Einheit.»
Schweiz: «Ich habe dieses tolle Land viel zu lange vernachlässigt, weil ich mich zu sehr auf Deutschland konzentriert habe. In den letzten zehn Jahren habe ich aber sehr viel Zeit hier verbracht, 2021 auch zwei super Open Airs gespielt. Die Schweiz ist längst zu einer Heimat geworden, in der ich stattfinden möchte.»
Ukraine-Krieg: «Dass Europa erneut einen so grausamen Konflikt zwischen zwei scheinbar zivilisierten Ländern durchgehen lässt, ist ein furchtbares Thema. Statt Dialog und Kompromissbereitschaft gewinnen einmal mehr Militarismus, Aggressionen, Mord und Totschlag die Oberhand. In hundert Jahren erlebt Europa nun bereits den dritten Krieg. Und dass die Politiker der nahen Länder sich nicht mehr einmischen, um wieder Frieden herzustellen, ist eine herbe Enttäuschung. Die verantwortlichen Politiker in ihren feinen Anzügen steigen ja nicht selber in den Schützengraben. In unserer Stiftung haben wir seit dem 4. März gegen 50 Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen, Mütter und Kinder. Es bricht mir das Herz, wenn ich von den vielen Schicksalen höre. Es wird höchste Zeit, dass die Vernunft und Diplomatie zu einem Ende dieser furchtbaren Situation führt, bevor es noch mehr Leid und Zerstörung gibt.»
Zukunft: «Mir ist es nicht wichtig, ob sich die Leute in 60 Jahren noch an mich oder meine Lieder erinnern. Wenn ja, dann ist es schön. Wenn nicht, ist es auch gut. Wichtig ist, dass ich zu Lebzeiten zurückschauen und sagen kann: Hey, es war ein cooles Leben mit wunderbaren menschlichen Begegnungen. Ich hatte das Glück, ein einigermassen selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen, in dem zwar nicht alles, aber doch sehr vieles funktionierte. Dafür danke ich dem lieben Gott.»