Dass der Trailer zum Film «Landesverräter» gerade am heutigen Nationalfeiertag erscheint, ist natürlich kein Zufall. Das im kommenden Oktober anlaufende Werk von Michael Krummenacher (39) hinterfragt anhand der Biografie des St. Gallers Ernst Schrämli (1919–1942) die Macht des Staates in Ausnahmezeiten und zeigt, wie lebensbedrohlich der kleine Traum eines Einzelnen werden kann.
«Landesverräter» erzählt eine finstere und himmeltraurige Geschichte mit tödlichem Ausgang, trotzdem ist es eine Geschichte voller Licht, Fantasie und Lebenshunger, «frei nach wahren Begebenheiten», wie es anfangs im Trailer heisst.
Auf Landesverrat stand die Todesstrafe
Der Lebenslauf von Ernst Schrämli ist der Spur nach bekannt. Aufgewachsen in einem schwierigen Umfeld, geprägt von Armut, Gewalt und Alkohol, geriet er wiederholt mit den Behörden in Konflikt, wurde bevormundet und als «Landstreicher» und stellenloser Herumtreiber zeitweise in eine Erziehungsanstalt gesteckt.
Der trotz allem stets wohlwollende, vielleicht etwas naive Schrämli glaubte an sein Talent als Sänger und lernte zufällig den Nazi-Spion August Schmid kennen, der ihm versprach, ein Visum für ein Vorsingen in Berlin zu besorgen. Als Gegenleistung sollte ihm der mittlerweile von der Armee als einfacher Soldat eingezogene Schrämli militärische Geheimnisse verraten.
17 Urteile wurden vollstreckt
Schrämli war einer von insgesamt 33 Schweizern, die während des Zweiten Weltkrieges wegen «Landesverrates» zum Tode verurteilt wurden. Sämtliche Schuldsprüche ergingen aufgrund von Spionagetätigkeiten für das damalige Dritte Reich. 17 Urteile wurden vollstreckt, darunter am 11. November 1942 bei Oberuzwil SG jenes von Schrämli.
1976 wurde ihm mit «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» von Richard Dindo (80) und Niklaus Meienberg (1940–1993) ein erstes künstlerisches Denkmal gesetzt. Der Dokumentarfilm begründete den europaweiten Ruf des «neuen Schweizer Films» und erzürnte in seiner radikalen Grundaussage, die Kleinen zu hängen und die Grossen laufen zu lassen, namentlich auch Bundesrat Hans Hürlimann (1918–1994).
Von den Produzenten von «Davos 1917»
Nun lebt Schrämli dank den Produzenten von Contrast Film, die zuletzt mit dem Serienhit «Davos 1917» oder «Stella. Ein Leben» für Furore sorgten, wieder im Kino auf und gehört zu den am meisten erwarteten Schweizer Filmen des Jahres. Und Michael Krummenacher, der mit Silvia Wolkan (44) auch das Drehbuch geschrieben hat, beweist, dass das Drama um den St. Galler «Landesverräter» für einen abendfüllenden Spielfilm prädestiniert ist.
Eine echte Entdeckung ist dabei Newcomer Dimitri Krebs (27) als Schrämli, seinen Vormund Roman Graf verkörpert Stefan Gubser (66), seinen Vater der Berner Charakterdarsteller Ernst. C Sigrist (67). Der deutsche Star Fabian Hinrichs (50) spielt den Spion August Schmid, Luna Wedler (24) die Farbrikantentocher Gerti Zanelli, die mit Schrämli eine «Amour fou» verbindet.
Der Kinostart von «Landesverräter» folgt am 24. Oktober.