Auf einen Blick
- «Anora» gewinnt fünf Oscars und schlägt Schweizer Hoffnung
- Tim Fehlbaum spricht mit Blick über die Nacht in Los Angeles
- Die Afterparty sei bereits um 01.00 Uhr nachts vorbei gewesen
«Anora» ist der grosse Gewinner bei den diesjährigen Oscars. Gleich fünf Awards räumt die romantische Komödie von Sean Baker (54) ab. Bitter aus Schweizer Sicht: «Anora» sticht auch unsere Oscar-Hoffnung aus. Der Basler Regisseur Tim Fehlbaum (42) war mit «September 5» für das beste Drehbuch nominiert, muss sich am Ende aber gegen Baker geschlagen geben.
«Natürlich habe ich, als der Umschlag aufgemacht wurde, für einen kurzen Moment gehofft, dass es eine Überraschung geben wird», sagt Tim Fehlhbaum am Morgen nach der Oscar-Verleihung zu Blick. «Aber die Chancen waren klein. Man kann vorab jeweils gut einschätzen, wie gross diese sein werden. Zum Favoriten-Kreis haben wir nicht gehört.»
Fehlbaum ist Fan vom Gewinner-Film
Der Sieg von «Anora» in der Kategorie bestes Drehbuch sei verdient gewesen. Fehlbaum schwärmt: «Ein grossartiger Film. Ich bin auch Fan vom Regisseur Sean Baker und seiner ganzen Haltung, Filme zu machen.»
Auch wenn es für eine der berühmten goldenen Trophäen nicht gereicht habe, könne der Basler Regisseur von der Oscar-Nacht vieles mitnehmen. «Es war definitiv das Highlight meiner Karriere.» Den ganzen Apparat mal live zu sehen und auch hinter die Kulissen blicken zu dürfen, sei sehr spannend gewesen. «Der logistische Aufwand, der hinter so einer Veranstaltung steckt, ist beeindruckend.»
Ein weiterer Höhepunkt von Fehlbaum: die Begegnung mit einem legendären Komponisten. «Ich habe auf der Tour Hans Zimmer live gesehen. Das werde ich so schnell sicher nicht vergessen. Auch die Begegnung mit den anderen Nominierten hat mich sehr gefreut.»
So war die Aftershow-Party
Nach der Verleihung im Dolby Theatre ging es für Tim Fehlbaum weiter zur Aftershow-Party. Dort fiel ihm auf: «Die Feier war deutlich verhaltener und unaufgeregter, als ich gedacht hätte.» Die meisten hätten Hunger gehabt und seien froh gewesen, an der Party endlich etwas zu essen zu bekommen. «Schon um 01.00 Uhr nachts war da aber nichts mehr los.»
Darum gehts in den beiden Filmen
«September 5» erzählt die Geschichte eines US-amerikanischen Fernsehteams, das ursprünglich über die Olympischen Spiele im Jahr 1972 berichten sollte – und unverhofft zu Zeugen der Geiselnahme israelischer Sportler durch ein palästinensisches Terrorkommando wurde. Der Regisseur inszenierte das Drama in einem dokumentarischen Stil, als wäre der Film ein Livestream der damaligen Ereignisse.
«Anora» zeigt die Geschichte einer Sexarbeiterin in den USA. Der Film verbindet Elemente von Romanze, Gangster-Komödie und Sozialdrama. Die Tragikomödie war sechsmal für den Oscar nominiert und gewann fünf Auszeichnungen. Regisseur Sean Baker ist der erste Preisträger, der mit vier Oscars für den gleichen Film ausgezeichnet wurde.