Verborgen hinter dem Make-up von Maskenbildnerin Karen Hartley Thomas, mit der sie bereits im Spielfilm «The Duke» aus dem Jahr 2022 zusammengearbeitet hat, ist Helen Mirren (77) in «Golda» nicht wiederzuerkennen. Im Film spielt die Oscarpreisträgerin Israels erste Premierministerin Golda Meir (1898–1978). Und sieht wie verwandelt aus! Denn anders als im wahren Leben mutiert die Britin auf der Leinwand in eine alte, gebrechliche Frau. Der biografische Film spielt 1974 über einen Zeitraum von sechs Wochen, als Israel während des Jom-Kippur-Kriegs vor dem Abgrund stand. Mit uns sprach sie über den Film und die Frau, die sie darin verkörpert.
Frau Mirren, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie sich zum ersten Mal als Golda Meir im Spiegel gesehen haben?
Helen Mirren: «Wow!» Ich war selber überrascht von der Verwandlung. Mein Make-up-Team war einfach unglaublich gut!
Wie lange mussten Sie dafür in der Maske verbringen?
Jeden Morgen vier Stunden. Vor allem die Gesichtsprothesen haben viel Zeit in Anspruch genommen. Und dann hat es nach Drehschluss fast wieder vier Stunden gedauert, um mich in Helen zurückzuverwandeln. Das ging 32 Drehtage lang so und war ziemlich zeitaufwendig.
Was hat Sie am Part als Golda Meir gereizt?
«Golda» ist kein biografischer Film über ihr ganzes Leben, sondern befasst sich nur mit einem sehr kurzen Zeitraum, der Meir in ihrem Leben am meisten gefordert hat. Und genau das empfand ich als eine grosse Herausforderung.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Ich habe Biografien über Golda Meir gelesen – und Bücher über diese Zeit. Und natürlich habe ich Filme geschaut. Am besten war der mit Ingrid Bergman. Aber: Am Ende benutzt du alle deine Recherchen immer nur als Basis, um deinen eigenen Filmcharakter zu kreieren.
Was haben Sie vor und während des Drehs über Meir gelernt, was Sie vorher nicht wussten?
Dass sie Kettenraucherin war. Sie hatte Tag und Nacht beinahe durchgehend eine Zigarette in der Hand. Ausserdem dachte ich immer, dass sie quasi als Heldin verehrt worden ist – sie ist ja sogar auf einem Geldschein verewigt. In Tat und Wahrheit hat man sie in Israel nach dem Krieg regelrecht verteufelt und sie für militärische Fehler verantwortlich gemacht. Sie hat sich allerdings nie darüber beschwert oder versucht, anderen den Schwarzen Peter zuzuschieben. Das war Teil ihres starken Charakters.
Hatte sie den?
Ja. Sie war eine leidenschaftliche und tapfere Frau, für die ich tiefe Bewunderung und Liebe empfinde. Sie hat mich an Queen Elizabeth I. erinnert, die ich in einer TV-Serie auch einmal gespielt habe.
Helen Mirren kam am 26. Juli 1945 in London zur Welt. Die Britin hat es in ihrer mehr als 40-jährigen Karriere verstanden, den Spagat zwischen grossen historischen Frauenfiguren und modernen Grenzgängerinnen auf Bühne, Fernsehbildschirm und Kinoleinwand hinzulegen. Sie brillierte in Shakespeare-Rollen auf der Bühne wie auch in Filmen wie «The Queen» (2006) und «Prime Suspect» (1991–2006). Ihre beeindruckende schauspielerische Bandbreite hat ihr auch schon zahlreiche Auszeichnungen eingebracht, darunter einen Academy Award. 2003 bekam sie von der Queen den Orden des Britischen Empires verliehen und darf sich seitdem «Dame» nennen. Mirren setzt sich leidenschaftlich für Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit ein.
Helen Mirren kam am 26. Juli 1945 in London zur Welt. Die Britin hat es in ihrer mehr als 40-jährigen Karriere verstanden, den Spagat zwischen grossen historischen Frauenfiguren und modernen Grenzgängerinnen auf Bühne, Fernsehbildschirm und Kinoleinwand hinzulegen. Sie brillierte in Shakespeare-Rollen auf der Bühne wie auch in Filmen wie «The Queen» (2006) und «Prime Suspect» (1991–2006). Ihre beeindruckende schauspielerische Bandbreite hat ihr auch schon zahlreiche Auszeichnungen eingebracht, darunter einen Academy Award. 2003 bekam sie von der Queen den Orden des Britischen Empires verliehen und darf sich seitdem «Dame» nennen. Mirren setzt sich leidenschaftlich für Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit ein.
Inwiefern sind sich die beiden Frauen ähnlich?
Beide haben sich mit voller Hingabe für ihr Land, ihre Nation eingesetzt. Sie haben dem alles in ihrem Leben untergeordnet. Und beide waren vom Typ her keine machthungrigen Diktatorinnen und konnten sehr pragmatisch sein.
Haben Sie selbst Gemeinsamkeiten mit Meir entdeckt?
Ja. Sie hatte wie ich eine sehr mütterliche Seite und ein Faible für Küchenutensilien – es musste immer der neuste Mixer sein. Ich kaufe auch immer das Allerneuste für meine Küche, was auf dem Markt ist. Und so wie ich war sie am glücklichsten, wenn sie zu Hause war. In ihrem Kibbuz, wo sie sich um ihre Hühner kümmern konnte. Doch wenn die Pflicht und ihr Land riefen, hat sie dafür all ihre Energie gebündelt.
Während des Jom-Kippur-Kriegs war sie schon 75 Jahre alt – und krank. Woher nahm sie wohl ihre Energie und ihren Drive, sich der existenziellen Bedrohung für ihr Land zu stellen?
Dahinter steckte ihr unerschütterlicher Glaube, dass Israel das Recht hat zu existieren. Davon bin ich überzeugt. Für sie musste es einfach einen Platz auf der Welt geben, wo das jüdische Volk in Sicherheit war. Das war für sie das Wichtigste überhaupt.
Sie drehen noch immer am Laufmeter Filme. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, sich zur Ruhe zu setzen?
Nein. Ich bin voll motiviert weiterzumachen. Und solange meine Leidenschaft und meine Kreativität noch da sind, höre ich nicht auf. Und solange ich noch wohlauf bin. Deshalb versuche ich, auf meine Gesundheit zu achten und mein Energielevel hochzuhalten.
«Golda» läuft ab 24. August 2023 in den Deutschschweizer Kinos