Eines der ältesten Genres des Kinos ist zurück: der Western. Galoppierende Pferde, Verfolgungsjagden und Schiessereien – Filme und Serien, die sich der Eroberung des Wilden Westens widmen, haben Hochkonjunktur. Allen voran der Neo-Western «Yellowstone». Die Dramaserie von Paramount+ mit Hollywoodstar Kevin Costner (68) in der Hauptrolle bricht sämtliche Rekorde. Laut Branchenblatt «Variety» soll der Filmstar pro Folge 1,3 Millionen Dollar verdienen. Damit ist er der am besten bezahlte TV-Schauspieler Hollywoods. Für seine erste Serienhauptrolle gewann Costner kürzlich auch den Golden Globe als bester Schauspieler.
«Yellowstone» erzählt die Geschichte von Witwer John Dutton (Kevin Costner), der im ländlichen Bundesstaat Montana die grösste Ranch der USA betreibt. Doch der Grundbesitz des Landbarons wird ständig bedroht – unter anderem von Landentwicklern, einem angrenzenden Indianerreservat sowie den Behörden des Yellowstone-Nationalparks.
Diese Neuinterpretation des Western-Themas begeistert Fans weltweit. Jede neue Staffel von «Yellowstone» übertrifft punkto Einschaltquoten die vorhergehende. Die finale Folge der vierten Staffel knackte Anfang 2022 in den USA sogar die Zehn-Millionen-Marke, dies war zuletzt 2017 der Kult-Serie «The Walking Dead» gelungen. Wenig überraschend, dass «Yellowstone», deren Produzent Costner selbst ist, bereits zwei Prequel-Serien hervorgebracht hat: In «1883» spielen seit Ende 2021 die beiden Countrystars Faith Hill (54) und Tim McGraw (55) die Hauptrollen. «1923», das vergangenen Dezember auf Sendung ging, ist mit den Hollywoodstars Harrison Ford (80) und Helen Mirren (76) besetzt. Auch bei dieser Produktion sollen die Darsteller pro Episode rekordverdächtig eine Million Dollar pro Folge erhalten.
Einfache Romantik stillt Sehnsucht
Doch weshalb zieht der Western auch 70 Jahre nach seinem grossen Boom das Publikum in seinen Bann? Zu tun hat es mit der epischen und zugleich einfachen Romantik des Genres: Der einsame Held, die einsame Heldin macht sich auf ins Unbekannte, löst sich von der Abhängigkeit und bewegt sich in die Freiheit. Ein amerikanischer Urmythos, der unsere Sehnsucht nach Autonomie und Lebendigkeit stillt. Hinzu kommt die ikonenhafte Inszenierung. Western werden meist in atemberaubender Naturkulisse gedreht, die der Saga von der Zähmung der Wildnis ihren grandiosen Schauplatz gibt. Man denke nur an die berühmten Felsformationen des Monument Valleys, durch die ein einsamer Cowboy reitet. Sie sind bis heute fester Bestandteil der Popkultur.
Seine Blütezeit hatte der Western im goldenen Zeitalter Hollywoods in den 50er- und 60er-Jahren, als Regisseur John Ford (1894–1973) mit seinen oscarprämierten Filmen den USA mit ihren Wüsten, ausgedehnten Canyons und meilenweiten Prärien ein filmisches Denkmal setzte. Schauspieler John Wayne (1907–1979) wurde zum Symbol des standhaften und unbeugsamen Cowboys. In den späten 80er- und frühen 90er-Jahren galten Cowboyfilme als eine aussterbende Gattung. Selbst die Spaghetti-Western-Ikone Clint Eastwood (92) erklärte den Western damals für tot.
Altes mit Neuem kombiniert
Doch weit gefehlt. In den letzten Jahren feierten Westernfilme wie «True Grit» (2010), «Django Unchained» (2012) und «The Hateful Eight» (2015) abwechselnd Erfolge und entstaubten damit das in die Jahre gekommene Genre. Neue Motive wurden erfolgreich mit alten Mustern kombiniert. Der Neo-Western «The Power of the Dog» mit Kodi Smit-McPhee (26) als schwulem jungen Mann in der sterbenden Welt der Cowboys war letztes Jahr einer der grossen Oscar-Abräumer.
Vor allem auf den Streamingplattformen erlebt der Western aktuell eine Renaissance. Neben «Yellowstone» ist auf Amazone Prime vor kurzem die Westernserie «The English» mit Emily Blunt (39) erschienen. Die Geschichte über die Freundschaft einer Engländerin mit einem indigenen Pawnee definiere den Western neu, heisst es bei den Kritikern begeistert. Mit «Django» (Sky) und «Billy the Kid» (Paramount+) werden gleich zwei klassische Wildwest-Geschichten neu erzählt. Kein Zweifel: Die Cowboys und Cowgirls sind gekommen, um zu bleiben.
So soll auch Hollywoodstar Matthew McConaughey (53) sich bald auf den Rücken eines Pferdes schwingen: Paramount+ plant angeblich bereits einen dritten «Yellowstone»-Ableger mit dem Filmstar in der Hauptrolle.