Zum 62. Geburtstag von Prinz Andrew
Schwarzes Schaf und geiler Bock

Gestern ist Prinz Andrew 62 Jahre alt geworden. Gründe zum Feiern gab es keine – aber viel Stoff zum Nachdenken.
Publiziert: 20.02.2022 um 09:58 Uhr
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Jean-Claude Galli ist People-Redaktor der Blick-Gruppe.
Foto: Thomas Meier
Jean-Claude Galli

Wer es wissen wollte, wusste es spätestens seit den frühen 1980er-Jahren: Als «Randy Andy» verspottete die britische Presse Prinz Andrew (seit gestern 62) damals, als seine Affäre mit Koo Stark (heute 65) ans Licht kam. Der Lieblingssohn von Königin Elizabeth II. (95) und eine Pornodarstellerin? Das war das geschmackloseste Gegenteil dessen, was sich der brave Bürger unter Einhaltung der höfischen Etikette vorstellen konnte. Wobei es schon viele royale Würdenträger vor Prinz Andrew mit den standesgemässen Normen nicht so genau genommen hatten oder durch ihre Brechung offenbar noch grösseren Lustgewinn erzielten.

An seinem Ruf als notorischer Fremdgeher mit einem Hang zu «unpassenden Frauen» in jeder Hinsicht änderte selbstverständlich auch die Heirat mit Sarah Ferguson (heute 62) nichts. Den Spitznamen «Randy Andy» habe der Prinz übrigens gemäss eigenen Angaben schon 1973 an seinem allerersten Tag im Eliteinternat Gordonstoun bekommen, als er sich angeblich irrtümlicherweise in den Trakt der Mädchen verlief. So viel zu seiner Art des Humors, seinen moralischen Ansichten und seinem Faible für Übergrifflichkeiten aller Art.

Keine Flaggen zum Geburtstag

Dazu passte auch die spätere Bekanntschaft mit dem verurteilten US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953–2019), die am Anfang der nun dank 15 Millionen Franken niedergeschlagenen Vergewaltigungsvorwürfe des mutmasslichen Opfers Virginia Giuffre Roberts (heute 38) steht. Dass die Regierungsgebäude gestern erstmals an seinem Geburtstag nicht beflaggt waren, hat den Prinzen vermutlich nicht stark betrübt. Da wäre ein stärkeres Zeichen seiner Mutter nötig gewesen, auch wenn der fehlende Fahnenschmuck und die bereits früher erfolgte Streichung seiner Titel einem halbbatzigen Schuldeingeständnis gleichkommen.

Was den Britinnen und Briten und eigentlich jedem auf absoluter Gleichheit vertrauenden Menschen weltweit zu denken geben sollte, gerade, wenn er sich das nächste Mal an den Bildern einer königlichen Hochzeit oder Geburt erheitert: Diese aussergerichtliche Einigung – egal, was genau 2001 passiert ist – beweist vor allem, dass Geld stärker ist als Gerechtigkeit. Geld korrumpiert den, der es hat, und auch die anderen, die keines oder nur wenig besitzen. Geld gewinnt fast immer. Und es zeigt, dass Friedrich Dürrenmatts (1921–1990) Satz von 1985 aus seinem gleichnamigen Roman immer noch zutrifft: «Die Justiz wohnt in einer Etage, in der die Gerechtigkeit keinen Zutritt hat.»

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