Den Berichten zufolge geht es dabei um zwei Klagen, die Frauen kürzlich gegen den 75-Jährigen eingereicht hatten. Zunächst war noch von Untersuchungshaft die Rede, die Nachrichtenagentur AFP revidierte diese Aussage jedoch, es handle sich lediglich um ein Verhör. Eine Dekorateurin hatte angegeben, Depardieu habe sie bei den Dreharbeiten zum Film «Les Volets verts» sexuell belästigt. Eine weitere Frau hatte dem Darsteller Berührungen im Intimbereich und obszöne Äusserungen bei den Dreharbeiten zum Kurzfilm «Le Magicien et les Siamois» vorgeworfen.
Der 75-jährige Depardieu wurde bereits mehrfach wegen sexueller Gewalt angezeigt. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall wegen Vergewaltigung ermittelt. Mehr als ein Dutzend weitere Frauen werfen ihm Übergriffe und Belästigung vor. Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung «Le Figaro» im Herbst veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer «medialen Lynchjustiz».
Präsidiale Rückendeckung
Für Entsetzen hatte der preisgekrönte Darsteller, der in mehr als 200 Filmen mitspielte, auch mit Äusserungen in einer im Dezember ausgestrahlten Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 gesorgt. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als «grosse Schlampen».
Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle. Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu. Das Pariser Wachsfigurenkabinett liess seine Figur entfernen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stärkte dem Schauspieler mehrfach öffentlich den Rücken und verwies auf die Unschuldsvermutung. (SDA)