Trotz mehrerer mutmasslicher Opfer
Depardieu: Künstler beklagen «Lynchjustiz» an «letztem Superstar» des Kinos

Rund 60 französische Künstler haben öffentlich ihre Unterstützung für den Schauspieler Gérard Depardieu bekundet.
Publiziert: 26.12.2023 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 11:16 Uhr
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Schwere Vorwürfe gegen Gérard Depardieu.
Foto: AFP

Mehrere Frauen haben schwere Vorwürfe gegen Gérard Depardieu (74) erhoben, beschuldigen ihn der Vergewaltigung oder des sexuellen Missbrauchs. Jetzt haben rund 60 französische Künstler dennoch öffentlich ihre Unterstützung für den Schauspieler bekundet. In einem im «Figaro» veröffentlichten Text sprachen sie von einer «Lynchjustiz» und beklagten den «Hass, der sich über seine Person ergiesst». Es gebe im Fall Depardieu ganz klar eine «Missachtung der Unschuldsvermutung».

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Regisseur Bertrand Blier, der Schauspieler Pierre Richard und die Sängerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni. «Gérard Depardieu ist wahrscheinlich der grösste aller Schauspieler. Der letzte Superstar des Kinos», heisst es in dem Beitrag. «Wenn man Gérard Depardieu auf diese Weise angreift, ist das ein Angriff auf die Kunst.»

Alles andere betrifft die Justiz

«Unsere Zeit» sei «für immer» von der «unauslöschlichen Spur seines Werks» geprägt, schrieben Depardieus Unterstützer weiter. «Der Rest, alles andere, betrifft die Justiz; nur die Justiz. Ausschliesslich.»

Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte Depardieus Verhalten gegenüber Frauen erst vor einigen Tagen als «Schande für Frankreich» bezeichnet und seinen Ausschluss aus der Ehrenlegion eingeleitet. Auslöser der erneuten Entrüstung war ein Dokumentarfilm, in dem der Filmstar zu sehen ist, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare macht.

Gegen Depardieu – einen der berühmtesten französischen Schauspieler der Geschichte – läuft bereits seit Ende 2020 in Frankreich ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen. Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft dem Schauspieler vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben.

Zahlreiche Frauen werfen ihm Übergriffe vor

Vor kurzem zeigte zudem die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 an. Eine weitere Anzeige erstattete kürzlich die spanische Journalistin und Autorin Ruth Baza. Zahlreiche weitere Frauen haben Depardieu in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Schauspieler, der am Mittwoch 75 Jahre alt wird, weist sämtliche Vorwürfe zurück.

Kurz vor Weihnachten hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Depardieu in Schutz genommen. Er sei ein «grosser Bewunderer» von Depardieu, der ein «grossartiger Schauspieler» sei, sagte Macron. Er verabscheue «Menschenjagden», es gelte die Unschuldsvermutung.

Depardieu ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler. Er arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix. (AFP)

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