«Pferdeprofi» Bernd Hackl über die Zukunft der Erfolgsshow
«Zehn Jahre sind ein guter Moment zum Aufhören»

Bernd Hackl therapiert seit zehn Jahren Problempferde in der Vox-Erfolgsendung «Die Pferdeprofis». Im Interview mit Blick zieht der «Horseman» Bilanz, denkt laut über sein Aufhören nach und erzählt von seinem schlimmsten Fall.
Publiziert: 04.07.2022 um 00:36 Uhr
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Seit zehn Jahren ist der Deutsche Bernd Hackl der bekannteste Pferdemensch im deutschsprachigen Raum …
Foto: La Vio Fotografie
Interview: Berit-Silja Gründlers

Für gewöhnlich stehen Mensch und Pferd Schlange, um bei ihm in «Therapie» zu gehen. Bernd Hackl (49) ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Pferdetrainer im deutschsprachigen Raum und Star der Erfolgsserie «Die Pferdeprofis», die bereits in die zehnte Staffel geht. Nach coronabedingter Pause geht der «Horseman» nun auch wieder auf Tour, die ihn auch in die Schweiz führt.

In seinem vollen Tagesplan, der von drei Uhr morgens bis elf Uhr am Abend aus Pferden, Kameras und Mistgabeln besteht, fand der Deutsche eine Stunde Zeit, um mit Blick über seine Zukunft zu sprechen.

Blick: Bernd Hackl, für Ihre Show am 10. Juli in Roggwil haben Sie noch Teilnehmerpferde gesucht. Ist es ein Problem, in der Schweiz Pferde zu finden?
Bernd Hackl:
Nein, es ist unabhängig vom Land schwierig, die passenden Pferde zu finden. Wenn eines nicht ausreiten mag, oder Angst hat, in einen Teich zu gehen, dann kann ich die Lösung dafür nicht in einer Halle zeigen. Ich kann da ja keinen Teich aufbauen. Wir bekommen Hunderte Anfragen, aber nur sehr wenige können wir wirklich für eine Live-Show brauchen. Mittlerweile haben wir aber die passenden Teilnehmer gefunden.

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Gibt es einen Unterschied zwischen Pferdebesitzerinnen und -besitzern in der Schweiz und in Deutschland?
Nur sehr wenige. Allerdings bin ich ein sehr direkter Mensch und spreche Probleme, die ich sehe, geradeheraus an. Das kommt bei Schweizern oft nicht gut an. Ich habe schon erlebt, dass sich jemand auf den Schlips getreten gefühlt hat, weil ich klar mitgeteilt habe, dass das Pferd offensichtlich schlecht erzogen ist und dem Besitzer auf der Nase herumtanzt. Viele Halterinnen und Halter wollen nicht hören, dass das Problem im Umgang bei ihnen liegt.

Die Sendung «Die Pferdeprofis» machen Sie jetzt seit 10 Jahren. Schon mal ans Aufhören gedacht?
Ja, zehn Jahre sind ein guter Moment zum Aufhören. Ich habe auch viele andere Projekte, die mich fordern. Wir müssen uns jetzt mal mit der Produktionsfirma unterhalten und schauen, ob und wie es weiter geht.

Gab es in der Vergangenheit Szenen, die zu heftig waren für das Publikum?
Ja und nein. Wir hatten immer wieder sehr heftige Szenen und haben uns fast jedes Mal dagegen entschieden, diese auszustrahlen. Einmal ging eine Stute erst auf den Kameramann los, dann hat sie mich getreten. Wir haben diesen Vorfall im Schnitt drin gelassen und wurden im Anschluss dermassen angegriffen, weil wir die Stute unterwerfen würden. Ich arbeite immer nur für das Pferd. Doch wenn es Menschen angreift und wir ihm nicht helfen, dann wird es irgendwann geschlachtet. Darum muss es lernen, mit uns zusammenzuarbeiten.

Die Sendung ist erfolgreich und das, obwohl es um ein Nischen-Thema geht. Wie erklären Sie sich das?
Anfangs dachten wir, wir schauen mal, ob eine Staffel funktioniert, und dann ging es einfach so weiter. Zehn Jahre lang verlängerte der Sender immer um eine weitere Staffel. Ich bekomme immer wieder Nachrichten von Menschen, die gar nichts mit Pferden zu tun haben, die mir sagen, dass sie viel lernen können aus der Show für den Umgang mit ihren Familien, ihren Mitarbeitern oder ihren Freunden.

Man könnte meinen, dass die Pferde in der Sendung in kürzester Zeit «geheilt» sind. Wie lange sind sie im Schnitt bei Ihnen?
Ich verstehe das gar nicht. Wir sagen ja immer, dass das Pferd über mehrere Monate bei uns ist und manchmal ist es Sommer und in der nächsten Aufnahme Winter. Aber ich werde das wirklich oft gefragt. Bei uns ist kein Pferd unter drei Monate in Ausbildung. Wir hatten ein paar wenige, die bis zu einem Jahr da waren. Es hängt auch immer vom Pferd ab. Die Ausbildung der Tiere ist nie linear. Es kann sein, dass sich einer gut entwickelt und dann wieder Rückschritte macht – das dauert dann natürlich.

Welcher Fall der «Pferdeprofis» hat den tiefsten Eindruck hinterlassen?
Das war auf jeden Fall Wildfire. Ein sehr intelligenter Wallach, der schon durch zig Hände gegangen war und zahlreiche Bereiterinnen und Bereiter zum Aufgeben gezwungen hat. Er hatte alles erlebt und kannte alle Methoden. Darum war es so schwer, einen gemeinsamen Weg mit ihm zu finden. Die Atmosphäre in dieser Zeit bei uns auf dem Hof war so geladen, dass mein jüngster Sohn Philipp eines Morgens nicht in den Kindergarten wollte. Als ich ihn fragte, warum, sagt er zu mir: ‹Ich will da nicht hin, weil ich nicht will, dass du mittags tot bist.› Er hat nie gesehen, wie das Training ablief, er spürte einfach die Anspannung, die so richtig in der Luft lag. Das war hart und hat mich sehr belastet.

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Wie geht es Wildfire heute?
Sehr gut, er ist immer noch bei seiner Besitzerin und läuft. Die beiden kommen miteinander klar, und ich bin wirklich froh, dass er zu ihr und somit zu uns kam. Wer weiss, was sonst mit ihm passiert wäre.

Gibt es Fälle, bei denen auch Sie nicht mehr weiter wissen?
Ja, da waren fünf Pferde, die so gefährlich waren, Menschen verletzt haben und sich überhaupt nicht handhaben liessen. Ich habe den Haltenden in diesen Fällen empfohlen, die Tiere einschläfern oder schlachten zu lassen und angeboten, dass ich die Pferde bis zum Ende begleite. Mir ist bei solchen Tieren wichtig, sicherzustellen, dass sie nicht wieder in den Handel kommen und noch mehr passiert. Aber, wir haben bis anhin etwa 1500 Pferde in Ausbildung gehabt. Darunter war die Hälfte Schlachtpferde. Also solche, die aufgegeben wurden, auch, weil sie als gefährlich galten. Dass ein Pferd überhaupt nicht therapierbar ist, ist also die Ausnahme.

Kennen Sie im Umgang mit Pferden das Gefühl von Angst?
Angst entsteht nur dann, wenn man nicht weiss, was als nächstes passiert und das weiss ich eigentlich immer. Wenn ich Angst habe, dann um mein Umfeld. Um mein Pferd Fips, das oft beim Training mit Problempferden dabei ist oder um meine Co-Trainerin Kerstin Rester. Ich möchte nicht, dass sie sich irgendwie verletzen.

Wie geht Ihre Familie mit Ihrem Job um?
Das ist schwierig. Ich habe kaum Zeit für meine Familie und bin sehr wenig für sie da. Das ist der grosse Nachteil an der ganzen Sache. Meine Kinder sehen mich kaum.

Eine letzte Frage: Trinken Sie wirklich so viel Kaffee?
(Lacht) Das ist furchtbar! Ich habe einen schlimmen Kaffeekonsum. Ich trinke am Tag etwa zwei bis drei Liter.

Am 10. Juli 2022 ab 9.30 tritt Bernd Hackl in der Reitsport-Arena in Roggwil BE auf. Tickets gibt es hier.

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