Neue Doku über Avicii
War sein Hit «Wake Me Up» ein versteckter Hilferuf?

Mit «I'm Tim» ist sechs Jahre nach dem Tod von Avicii eine Dokumentation über den Star-DJ veröffentlicht worden. Dort kommt er mittels alter Interviews selbst zu Wort und liefert Einblicke in sein Seelenleben.
Publiziert: 11.06.2024 um 19:59 Uhr
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Avicii nahm sich 2018 im Alter von 28 Jahren das Leben.
Foto: Amy Sussman/Invision/AP
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Saskia SchärRedaktorin People

Am 20. April 2018 ging die tragische Nachricht von Aviciis (†28) Tod um die Welt. Der Star-DJ («Levels», «Wake me Up») hatte seinem Leben in einem Hotel in Muscat (Oman) ein Ende gesetzt. Seinem Suizid war jahrelanger Drogen-, Medikamenten- und Alkoholmissbrauch vorangegangen, der sich nicht nur physisch, sondern auch psychisch auf das Leben des Schweden ausgewirkt hatte. 

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Hilfe für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 /www.143.ch

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In der Doku mit dem «I'm Tim» – nach seinem bürgerlichen Namen Tim Bergling – gibt es neue Einblicke ins Leiden und Leben des Sängers. Angefangen bei seiner Jugendzeit in Stockholm, seinen ersten Schritten im Musik-Business bis hin zu seinem Weltruhm. Eine Entwicklung, die innert kürzester Zeit geschah. «Ich ging vom Jugendlichen, der noch zur Schule ging, direkt zum Touren», sagt der Star-DJ in einem Interview, das kurz vor seinem Tod entstand und das im Film zu sehen ist. Avicii spricht darin auch über seine grossen Angstzustände und darüber, wie er sich mit dem ständigen Touren selbst schadete.

«Von da an ging alles so schnell»

Für den eigentlich eher introvertierten Schweden, der laut dem Film in seiner Jugendzeit nie mehr als eine Handvoll Freunde hatte, waren die Auftritte vor Tausenden von Menschen alles andere als einfach. «Ich habe gemerkt, wie steif ich war, wenn ich nicht getrunken habe, also habe ich das magische Mittel gefunden, ein paar Drinks vor dem Auftritt zu nehmen, um lockerer zu werden. Ich habe einfach alles auf mich genommen, was ich konnte. Mir war nicht klar, dass man montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags, samstags und sonntags auftreten kann, aber wenn man erst einmal damit angefangen hat, kann man das ganze Jahr über touren. Ich habe mich umgebracht», erzählt der verstorbene DJ im Film.

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Mit steigendem Erfolg schossen auch seine Auftrittspreise in die Höhe: Fast 750'000 Dollar musste ein Veranstalter auf den Tisch legen, wollte er den Star live bei sich auftreten lassen. «Das Touren wurde noch verrückter, weil die Gagen immer höher wurden», erzählt Avicii in der Doku. «Von da an ging alles so schnell.» 

«Seine Augen waren weit aufgerissen wie bei einem Zombie»

2012 wurde Avicii wegen übermässigen Alkoholkonsums mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ins Spital eingeliefert und mit einem halbjährigen Alkoholverbot belegt, mit dem er sich schwertat. 2013 erhielt er in Australien dieselbe Diagnose, weitere Spitalaufenthalte wegen Alkohol- oder Medikamentenüberdosen folgten. Trotz seiner Kämpfe erschien im selben Jahr sein Welthit «Wake Me Up», den er zusammen mit Aloe Blacc (45) produzierte. Dieser fragte sich nach Aviciis Tod, ob die Zeilen «Can you hear me? SOS, help me put my mind to rest» (dt: Kannst du mich hören? SOS, hilf mir, meine Gedanken zur Ruhe zu bringen) in dem Welthit als geheimer Hilferuf zu lesen waren. 

Nebst Aloe Blacc und Avicii selbst kommen auch Chris Martin (47) von Coldplay, Musiker Nile Rodgers (71), DJ David Guetta (56) und Tims Vater Klas Bergling (78) im Film zu Wort. Ebenso Jesse Waits, Geschäftsführer des Nachtclubs XS in Las Vegas (USA), der Avicii als seinen «jüngeren Bruder» bezeichnete und besonders traurige Details über den Schweden zu erzählen weiss. «Mir wurde klar, dass er Schmerzmittel nahm. Ich bin in einer drogenabhängigen Familie aufgewachsen und habe gesehen, wie sich die Augen der Leute verändern, wenn sie Opiate nehmen.» Besonders in Erinnerung blieb ihm eine Begegnung mit dem DJ in Schweden. «Seine Augen waren weit aufgerissen wie bei einem Zombie, er war nicht da. Beim Abendessen veränderte sich sein Verhalten, und seine Augen weiteten sich», erzählt Waits im Film «I'm Tim» und fasst Aviciis Medikamentenkonsum folgendermassen zusammen: «Für ihn sollten sie seine Ängste unterdrücken, aber sie haben sie nur noch vermehrt.»

«I'm Tim» feierte am 9. Juni Premiere am Tribeca Film Festival in New York. Wann und wo die Dokumentation von Henrik Burman hierzulande zu sehen ist, ist derzeit noch unklar.


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