Darum wollte er nie mehr in die Schweiz kommen
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Tod des Kult-Komikers:Das war die Karriere von Karl Dall (†79)

Komikerlegende Karl Dall (†79)
Darum wollte er nie mehr in die Schweiz kommen

Karl Dall ist im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Zur Schweiz hatte der Komiker ein durchzogenes Verhältnis.
Publiziert: 24.11.2020 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2020 um 11:32 Uhr
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Karl Dall ist an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
Foto: ullstein bild via Getty Images
Michel Imhof und Flavia Schlittler

Mit dem Tod von Karl Dall (†79) verliert der deutschsprachige Raum eine grosse Komiker-Legende. Auch in der Schweiz genoss der Norddeutsche grosse Bekanntheit. Trotzdem wollte er kurz vor seinem Tod hierzulande nicht mehr auftreten.

Dem Komiker wurde vom Zürcher Produzenten Roger Steinmann (59) eine der Hauptrollen in seinem neuen Theaterstück «Win=Win» angeboten. «Am 23. Oktober habe ich ihm das Skript geschickt. In nur fünf Stunden las er das 120-seitige Stück durch. Das hat mich sehr beeindruckt», erklärt Steinmann. «Andere brauchen dafür Wochen oder Monate oder melden sich gar nicht mehr.»

Er schaffe es nicht mehr

Nach intensiven Diskussionen über das Projekt habe er die Zusammenarbeit schliesslich abgesagt. «Ich bin leider zur Erkenntnis gekommen, dass ich das nicht mehr schaffe», schrieb Dall in einer Mail an Steinmann, die BLICK vorliegt.

Er erinnert sich im Schreiben zurück: Vor über acht Jahren sei er mit dem Einpersonen-Stück «Opa» auch in der Schweiz aufgetreten. «Die dortigen Gastspiele haben mir wenig Glück gebracht – nach der letzten Vorstellung in St. Gallen wurde ich verhaftet und wegen Vergewaltigung einer landesbekannten Stalkerin in Zürich angeklagt», erklärt er.

«Geschworen, die Schweiz nicht mehr zu betreten»

Der Fall war über die Landesgrenzen in den Medien präsent. Nach seinem Freispruch aufgrund mangelnder Beweislage wollte die Klägerin, eine Journalistin, den Fall erst weiterziehen, liess ihn aber kurz vor der nächsten Anhörung fallen. «Obwohl ich nach anderthalb Jahren endgültig in allen Punkten freigesprochen wurde, hat mich das fast meine Karriere gekostet», schrieb Dall. «Danach habe ich mir geschworen, die Schweiz nicht mehr zu betreten.»

Das sei ein Grund für die Absage seines Engagements. Ein anderer sei aber auch sein Alter: «Ich war mehr als 50 Jahre unterwegs – auch grösstenteils auf Tourneen – und im Februar werde ich 80 Jahre alt», schrieb Dall. «Vor über zwei Jahren habe ich mich von den Tourneen verabschiedet, mache noch etwas Fernsehen oder hin und wieder mal eine Gala.»

Rasche Korrespondenz

Der Aufwand für das neue Theaterstück erachtete er für sich als zu gross. Zudem sei die aktuelle Lage aufgrund der Coronavirus-Pandemie viel zu unsicher. «Selbst wenn sich diese schreckliche Zeit mal wieder normalisiert, danach wird es schwer werden die Leute überhaupt wieder zum Ausgehen zu bewegen …»

Roger Steinmann habe Dall als jungen Mann, als er beim Schweizer Fernsehen als Regieassistent arbeitete, kennengelernt. Für ihn kam die Nachricht von seinem Tod unerwartet. «Es war ein Schock. Aufgrund unserer raschen Korrespondenz dachte ich, er sei noch sehr fit», sagt er.

Didi Hallervorden im Gespräch

Das Stück über Social Distancing und die sozialen Diskrepanzen während einer Pandemie soll nun aber trotzdem, sobald die epidemiologische Lage erlaubt, über die Bühne gehen. «Ich bin für die verschiedenen Aufführungsorte mit den verschiedensten Namen im Gespräch. Unter anderem Didi Hallervorden, Anke Engelke und Timothy Bottoms», erklärt Steinmann.

Trotz seiner Absage war der verstorbene Schauspieler und Komiker der Produktion gegenüber gutgesinnt. Seine Mail beendete er mit dem Satz: «Viel Erfolg mit dem Stück wünscht euch Karl Dall.»

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