Noch immer hat sich die Kino-Szene weltweit nicht von dem Schock erholt, den ihr die Coronakrise 2020 zugefügt hat. Auch jetzt, da wegen der Omikron-Variante wieder viele Kinos zugehen, zittern Kino-Fans vor weiteren Verschiebungen. Doch 2021 zeigte, dass es langsam wieder bergauf geht. Denn neben filmischen Katastrophen gab es auch Releases, die das Filmherz höher schlagen liessen. Blick-Filmkritiker Manuel Kellerhals hat fünf Werke aufgelistet, die sie seiner Meinung nach nicht verpassen sollten. Das 2021-Fenster bezieht sich dabei auf die Veröffentlichung im Schweizer Raum.
5. «Tina»
Das Leben von Tina Turner (82) würde Stoff für zehn verschiedene Dokumentationen liefern. «Tina» schafft es aber, der «Queen of Rock and Roll» in knapp zwei Stunden ein würdiges Denkmal zu setzen. Der Film zeigt, wie Turner aus ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Stimme die ganze Welt eroberte. Wie sehr sie unter den Misshandlungen ihres Ex-Ehemanns Ike Turner (1931 - 2007) gelitten hat. Und wie sie in der Schweiz an der Seite von ihrem heutigen Partner Erwin Bach (65) endlich ihr Glück fand. Ein besonderes Highlight sind dabei die tollen Auftrittsausschnitte, die oft ganze Lieder am Stück zeigen. «Tina» ist nicht nur eine Dokumentation, sondern auch ein Konzertfilm. Und das passt zu einer der besten Performerinnen, die das Show-Business je gesehen hat.
4. «Judas and the Black Messiah»
«Judas and the Black Messiah» bringt ein rabenschwarzes Kapitel der US-amerikanischen Geschichte auf die Leinwand: Den Tod von Black-Panther-Führer Fred Hampton (1948 - 1965) durch FBI-Beamte. Der Film fokussiert sich dabei aber vor allem auf den Blickwinkel von William O'Neal (1949 - 1990), einem Informanten, der seinen Freund in den Tod schickte. Obwohl «Judas and the Black Messiah» in den 60er-Jahren spielt, ist seine Thematik in Zeiten von BLM-Demonstrationen immer noch brandaktuell. Er ist ein Denkmal an einen grossen Mann, scheut sich aber auch nicht davor, seine Schattenseiten zu zeigen. «Judas and the Black Messiah» ist sowohl eine spannende Geschichtslektion als auch ein perfekt inszeniertes Kino-Drama.
3. «The Father»
Das Herzstück von «The Father» ist eine unglaubliche Performance von Anthony Hopkins. Der Schauspieler liefert mit 83 als Demenz-kranker Rentner die schauspielerische Leistung seines Lebens. Dafür erhielt Hopkins auch den Oscar als bester Hauptdarsteller. «Ich bin sehr stolz auf ‹The Father›. Ich finde, es ist einer der besten Filme, die ich je gemacht habe in meinem Leben», sagte der Hollywood-Star danach im Interview mit Blick. Eine Meinung, die überaus berechtigt ist.
2. «Dune»
Hollywood-Blockbuster wirken in den letzten Jahren immer mehr wie Massenware, grosse Releases wie etwa die Marvel-Superheldenfilme wie ab dem Fliessband. Einen Film wie «Dune» gibt es deshalb nicht mehr oft. Trotz gigantischen Budgets eines Studio-Blockbusters ist der Sci-Fi-Kracher kein klassisches Popcorn-Kino. Regisseur Dennis Villeneuve (53) geht in seiner Vision keine Kompromisse ein. Eine mächtige Soundkulisse, atemberaubende Effekte, aufwendige Kostüme und ein perfekt aufeinander abgestimmter Cast – hier wurde Hollywood-Magie erschaffen.
1. «Minari»
«Minari» ist so perfekt, wie ein Film nur sein kann. Kameraarbeit, Schnitt, Ton, Drehbuch und die Leistung der Schauspieler gehören zum besten, was je auf Film gebannt wurde. Das Drama widmet sich ausserdem an einem Thema, das bisher von Hollywood eher ignoriert wurde. Die Geschichte über koreanische Auswanderer im Amerika der 80er Jahren basiert auf den Erfahrungen, die Regisseur Lee Isaac Chung (43) selbst in seiner Kindheit gemacht hat. Dabei merkt man mit jeder Einstellung, wie sehr ihm der Stoff am Herzen liegt. «Minari» ist ein leiser, intimer Film. Grosse Effekte sucht man hier vergebens. Doch jeder, der ein Herz in der Brust trägt, wird ihm etwas abgewinnen können. Es ist darum der beste Film von 2021.
