Trailer zu «The Father»
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Prämiertes Drama:Trailer zu «The Father»

Anthony Hopkins über das Älterwerden, Corona und Demenz
«Ich finde, es liegt eine gewisse Schönheit im Tod»

Anthony Hopkins ist 83 Jahre alt und gehört immer noch zu den besten Schauspielern der Welt. Für «The Father» hat der Waliser im April einen Oscar gewonnen. Im Interview mit Blick sagt er, warum ihm das immer noch viel bedeutet.
Publiziert: 28.06.2021 um 18:59 Uhr
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Anthony Hopkins gilt seit Jahrzehnten als einer der besten Schauspieler Hollywoods.
Foto: imago images/Mary Evans
Interview: Manuel Kellerhals

Die Oscar-Verleihung hat Anthony Hopkins verschlafen. Und das obwohl der 83-Jährige für seine Rolle in «The Father» (ab jetzt in den Schweizer Kinos) als ältester Schauspieler aller Zeiten das Goldmännchen erhalten hat. Blick sprach mit Hopkins per Videoanruf über seinen neuen Film. Darin spielt der Waliser einen Demenzkranken, der die Kontrolle über sein Leben verliert. Im echten Leben ist Hopkins aber immer noch beeindruckend wortgewandt und schlagfertig. Hopkins hielt sich während des Interviews in der Bibliothek seiner Villa in Los Angeles auf.

Blick: Wir alle werden älter, und doch gibt es nicht viele Filme darüber. Was glauben Sie, warum das so ist?
Anthony Hopkins: Man kann damit wahrscheinlich nicht viel Geld verdienen. Es ist halt ein schwieriges Thema. Aber meine Hoffnung ist, dass «The Father» den Menschen zeigt, wie fragil unser Leben sein kann. Der Zerfall gehört zu uns. Wir starten so jung ins Leben, voller Hoffnung, voller Träume. Und am Ende verlieren wir alles und werden erst wieder zu Kindern und dann zu Staub. Ich will nicht morbide klingen, aber ich finde, es liegt eine gewisse Schönheit darin.

Denken Sie wegen der Corona-Pandemie öfter an den Tod als zuvor?
Man wird jetzt jeden Tag damit konfrontiert. Es kann so schnell vorbei sein, meist nehmen wir das nicht wahr. Die Menschheit hat so viele Gräuel erlebt im letzten Jahrhundert, Weltkriege und Katastrophen. Aber jetzt ist der Feind unsichtbar. Und er zeigt, wie hilflos wir wirklich sind. Die Wissenschaft ist weit fortgeschritten, und doch gibt es Dinge, vor denen wir nicht sicher sind.

Sie drehen nicht nur Filme, sondern machen auch Musik, malen Bilder und haben sogar ein eigenes Parfüm. Warum haben Sie so viele Standbeine?
Mir wird sonst schnell langweilig. Ich liebe die Musik und spiele gerne auf meinem Piano. Als Musiker würde ich mich nicht bezeichnen. Doch ich mag es, ein wenig herumzuklimpern. Genauso ist es mit der Malerei, ich kleckere eigentlich nur herum. Wenn ich in mein Studio gehe und male, habe ich meist keine Ahnung, was ich mache. Meine Frau hat mich dazu angestiftet. Sie hat mir gesagt: «Ich will, dass du malst.» Ich habe ihr geantwortet, dass ich das gar nicht kann. Sie liess aber nicht locker, und nun kann ich meine Gemälde sogar verkaufen. Es ist wichtig, aktiv zu bleiben.

Sie sind auch auf den sozialen Medien unterwegs. Als 83-Jähriger sind Sie dort eher eine Ausnahme.
Das ist für mich genauso ein Mittel, mich auszudrücken, wie die Schauspielerei oder die Musik. Ich versuche den Leuten online etwas Freude und Hoffnung zu vermitteln. Wir leben in einer Welt, die hoffnungslos erscheint. Alle wollen immer miteinander streiten. Und da versuche ich einfach, ein paar Witze zu reissen. Wir sind nicht lange hier, nehmt nicht immer alles so ernst.

Ihre Rolle in «The Father» ist sehr emotional. Wie sorgen Sie dafür, dass die Tränen so überzeugend fliessen?
Ich will nicht angeben, aber ich mache diesen Job nun schon eine Weile. Schauspielern fällt mir inzwischen nicht mehr schwer. Vor den emotionalen Szenen von «The Father» habe ich viel über die Vergänglichkeit des Lebens nachgedacht. Ich dachte zurück an meinen Vater. Ich dachte an seine Brille, seinen Stift, sein Notizbuch, seine Karten, all diese kleinen Dinge, die ihn ausmachten. Am Ende nutzte ihm all das nichts. Sein Herz hörte auf zu schlagen, und das wars. Ich will nicht morbid klingen: Aber ich finde es herrlich, dass wir wissen, dass es mit uns zu Ende geht. Ich bin in einem Alter, in dem ich mit dem Tod Frieden geschlossen habe. Ich weiss, dass auch meine Pläne irgendwann zunichtegemacht werden.

Alzheimer-Erkrankungen bringen oft auch dunkle Seiten der Menschen zum Vorschein, wie man in «The Father» sieht.
Als das Leben meines Vaters zu Ende ging, konnte er sehr gemein zu mir sein. Zu meiner Mutter auch, aber sein Zorn richtete sich vor allem gegen mich. Irgendetwas störte ihn schon immer an mir. Heute kann ich es verstehen, aber in meiner Jugend waren seine Worte oft wie Dolche. Er sagte schon, als ich ein Kind war, zu mir: «Du bist hoffnungslos, ich weiss nicht, was mit dir passieren wird.» So etwas zu einem Kind zu sagen, ist schrecklich. Aber ich kann jetzt verstehen, dass es seine eigene Frustration war, die aus ihm sprach. Er war ein wunderbarer Mann, mit einem tollen Sinn für Humor. Aber in ihm gab es diese Wut, die zum Schluss immer mehr zum Vorschein kam.

Mit «The Father» haben Sie noch einmal einen Oscar als bester Hauptdarsteller gewonnen. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen?
Etwas zu gewinnen, macht immer Freude. So zynisch, dass mir das egal ist, bin ich nicht. Ich finde, zynisch zu sein, ist eine Art von Feigheit. Ich fühle mich durch solche Preise geehrt. Und ich bin sehr stolz auf «The Father». Ich finde, es ist einer der besten Filme, die ich je gemacht habe in meinem Leben.

Schauspiel-Genie

Anthony Hopkins kam in Wales zur Welt. In der Schule hatte er es schwer, da er Legastheniker ist. Früh zog es ihn zum Theater. Berühmt wurde er in den 90er-Jahren in der Rolle als Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» und den Fortsetzungen «Hannibal» und «Roter Drache». Seit 2003 ist er mit Schauspielerin Stella Arroyave (65) verheiratet. Aus einer früheren Ehe hat Hopkins eine Tochter, die Musikerin Abigail Hopkins (52).

Anthony Hopkins kam in Wales zur Welt. In der Schule hatte er es schwer, da er Legastheniker ist. Früh zog es ihn zum Theater. Berühmt wurde er in den 90er-Jahren in der Rolle als Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» und den Fortsetzungen «Hannibal» und «Roter Drache». Seit 2003 ist er mit Schauspielerin Stella Arroyave (65) verheiratet. Aus einer früheren Ehe hat Hopkins eine Tochter, die Musikerin Abigail Hopkins (52).

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