Dank ihres Vermögens haben russische Oligarchen grossen Einfluss, doch viele von ihnen stellen sich trotz der harten Sanktionen noch immer nicht gegen Wladimir Putin (69) und den Krieg in der Ukraine. Klarere Worte finden jedoch andere Familienmitglieder der superreichen Russen: Ihre Töchter nutzen ihre Onlinereichweite, die sie jahrelang mit ihrem Jetset-Lifestyle aufgebaut haben, für eine wichtige Botschaft. Für einmal gibt es politische Statements statt Strandfotos.
Die wohl prominenteste Kritikerin unter ihnen: Sofia Abramowitsch (27), die Tochter von Roman Abramowitsch (55), einem der vermögendsten Unternehmer der Welt – und (Noch-)Besitzer des FC Chelsea. Sie veröffentlicht ein Bild auf Instagram, auf dem steht, dass nicht Russland, sondern Putin den Krieg will. «Die grösste und erfolgreichste Lüge des Kremls ist, dass alle Russen hinter Putin stehen», schreibt sie weiter.
Tochter von Kreml-Sprecher sympathisiert mit der Ukraine
Eindrücklich ist aber auch, dass sich die Tochter des Kreml-Sprechers Dmitri Peskow (54) auf Instagram zu Wort meldet. Mit den Worten «Nein zum Krieg» stellt sich Elizaweta Peskowa (24) direkt gegen die Arbeit ihres Vaters.
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Von politischer Brisanz ist auch der Post von Maria Jumaschewa (19). Denn ihr Vater, Walentin Jumaschew (64), ist ein Berater Putins, und ihr Grossvater ist Ex-Präsident Boris Jelzin (1931–2007). Sie postete vielsagend eine ukrainische Flagge auf Instagram. Eine solche Sympathisierung mit dem Staatsfeind wäre für Walentin Jumaschew undenkbar.
Kritische Worte sind in Russland rar
Kritische Posts wie die der Oligarchen-Töchter sind in Russland von enormer Bedeutung. Wladimir Putin versucht mit seinen Staatsmedien das Bild aufrechtzuerhalten, dass er die Ukraine von einem Nazi-Regime befreie. Weil unabhängiger Journalismus kaum möglich ist, ist es umso schwerer, die Einwohnerinnen und Einwohner Russlands vom Gegenteil zu überzeugen.
Hinzu kommt: Verschiedene Medien haben in den letzten Tagen ihre Korrespondenten abgezogen, weil eine Gesetzesänderung die Arbeit weiter erschwert. Für angebliche Falschinformationen über die russischen Streitkräfte drohen den Journalistinnen und Journalisten vor Ort bis zu 15 Jahre Haft. Auch das SRF hat seinen Sonderkorrespondenten zurück nach Zürich geholt. Mediensprecher Stefan Wyss erläutert Blick: «Aufgrund der einengenden Bedingungen für Korrespondentinnen und Korrespondenten und der ihnen drohenden Konsequenzen hat SRF aktuell keine Mitarbeitenden mehr vor Ort in Russland.»
Facebook ist in Russland gesperrt – Instagram noch nicht
Auch soziale Medien wie Facebook und Twitter sind gesperrt. Instagram, auf dem etwa Sofia Abramowitsch ihre Putin-Kritik verbreitete, ist bisher – noch – zu erreichen.
Verschiedene Medien spekulieren, dass das russische Regime alles andere als erfreut auf die Posts der Oligarchentöchter reagiert habe. Das Statement von Elizaweta Peskowa soll bereits nach einer Stunde wieder verschwunden sein. Ihr Account ist mittlerweile auf privat gestellt, wodurch ihre Aussagen nicht mehr so schnell an die Öffentlichkeit gelangen können – wohl ganz im Interesse von Wladimir Putin. (bnr)