Paukenschlag beim Prozessauftakt im Verleumdungsverfahren zwischen Johnny Depp (57) und «The Sun» vor dem Obersten Gerichtshof von London. Der Hollywood-Star hat die Herausgeber der Boulevard-Zeitung verklagt, weil diese ihn «Frauenschläger» genannt hatte.
Die Anwälte der Zeitung müssen beweisen, dass Depp während seiner Ehe mit Amber Heard tatsächlich gewalttätig wurde. So würde die Bezeichnung nicht als Verleumdung gelten. Die Rechtsvertreter führten deshalb gleich zu Beginn ein von Heard aufgenommenes, 90-sekündiges Handyvideo im Gerichtssaal vor. Auf dem ist der scheinbar angetrunkene «Fluch der Karibik»-Star zu sehen, wie er in einer Küche flucht und Schranktüren mit voller Wucht zuknallt. Dann streitet er sich lauthals mit Heard und schüttet sich ein neues Glas Rotwein ein. Als er bemerkt, dass seine Frau das Gespräch mit ihrem Handy aufnimmt, geht er auf sie zu. «Du willst sehen, was verrückt ist? Ich gebe dir verrückt», ruft Depp, während er nach der Kamera greift. Dann hört man das Scheppern der Weinflasche, das Bild wird verwackelt und dann schwarz.
«Ich bin nur gegen die Schranktüren gewalttätig geworden»
Depp äusserte sich im Zeugenstand zu der Aufnahme und nannte die Szene «eine kleine Episode». Er sei nur «gegen die Schranktüren gewalttätig geworden» und «Frau Heard hat nichts abbekommen». Der Schauspieler hielt noch einmal energisch unter Eid fest, dass er Heard nie geschlagen habe und dass es für ihn als Südstaatenmann und Kavalier alter Schule einfach «unvorstellbar» sei, jemals eine Frau körperlich zu misshandeln.
Depp liess im Kreuzverhör keine Gelegenheit aus, um seine Ex-Frau verbal zu attackieren. Er nannte die Schauspielerin eine «berechnende Soziopathin», die ihn nur geheiratet habe, um ihre Karrierechancen zu verbessern. Das Paar hat sich erstmals am Set von «The Rum Diary» getroffen: «Sie war mehr als freundlich zu mir. Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiss, hätte ich die Warnzeichen erkannt. Ich sah damals nur dieses wunderschöne Wesen, das sehr interessiert an mir und meiner Arbeit war. Ich bin ihr verfallen, weil sie mich scheinbar mit Liebe bombardierte.» Er habe dann allerdings schnell die Wahrheit begriffen.
Blutige Fotos vor Gericht gezeigt
Nach Depps Ausführungen sei es Heard selbst gewesen, die während der Ehe handgreiflich wurde. In Australien 2015 habe sie beispielsweise eine Wodkaflasche nach ihm geworfen, die ihn am Finger traf und diesen zur Hälfte abtrennte. Als Beweis zeigten Depps Anwälte blutige Fotos der Wunde. 2014 habe sie ihn auf einem Flug im Privatjet immer wieder ins Gesicht geschlagen. Heard habe ihn während der Beziehung auch ständig verbal niedergemacht: «Sie hat mich immer wieder einen fetten alten Mann und einen schrecklichen Vater genannt.»
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Depp nahm kein Blatt vor den Mund: «Unser Ehetherapeut hat mir später bestätigt, dass Amber mit einer Borderline-Störung diagnostiziert wurde, die sie zur Narzisstin und Soziopathin werden lässt. Sie ist in mein Leben getreten, um es zu zerstören.» Er verriet auch, was für ihn der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Hollywood-Star habe beschlossen, die Scheidung einzureichen, nachdem «Amber oder einer ihrer Freunde» in sein Bett gekotet haben sollen: «Sie meinte, es sei nur ein harmloser Streich gewesen. Für mich war es das endgültige Ende!»
Bereits mit 11 zu Betäubungsmitteln gegriffen
Depp gab im Zeugenstand offen zu, «alle Arten von Drogen, die man nur kennt» ausprobiert zu haben. Als Grund gab er seine schwere Kindheit an, in der er schwer misshandelt wurde und später mit Drogen versuchte, «meinen Schmerz vergessen zu lassen». Bereits mit 11 habe er zum ersten Mal zu Betäubungsmitteln gegriffen, den Beruhigungspillen seiner Mutter.
Sasha Wass, die Anwältin von «The Sun», wollte Depp immer wieder dazu bringen, zuzugeben, dass er wegen seines Alkohol- und Drogenmissbrauchs unkontrollierbare Wutausbrüche habe. Sie legte ihm ein Email von 2012 an Elton John (73) vor. Die Musiklegende hatte Depp dazu gebracht, sich in einen Entzug zu begeben. Depp sprach im Email von einem «Monster, dem ich entkommen bin». Für Wass ist es der Beleg, dass in dem Schauspieler ein unkontrollierbares Monster steckt. Doch der Superstar widersprach: «Ich meinte damit nicht mein Alter Ego. Das Monster war das Gift, was ich konsumiert habe – es stand für den Tod.»
«Keine Tendenz zu gewalttätigem Verhalten»
Wass warf Depp immer wieder vor, Probleme zu haben, seine Wut zu kontrollieren. Dieser parierte geschickt: «Selbst wenn ich mal wütend werde, heisst das nicht, dass ich eine Tendenz zu gewalttätigem Verhalten habe. Ich kann mich durchaus ärgern, ohne die Kontrolle zu verlieren.»
Depp sorgte auch für den Lacher des Tages im Gericht. In Bezug auf seine Laster zitierte er seinen verstorbenen Freund, den Schriftsteller Hunter S. Thompson (†67): «Ich hasse es anderen Drogen, Alkohol, Gewalt oder Irrsinn zu empfehlen, aber für mich haben sie immer beste Arbeit geleistet!» (ds/klm)