«Viele der Informationen kannten wir bereits»
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Journalist zur Epstein-Liste:«Viele der Informationen kannten wir bereits»

Gericht publiziert Akten
Jetzt sind die Epstein-Dokumente da

Ein New Yorker Gericht hat hunderte Seiten von Gerichtsdokumenten veröffentlicht, in denen Namen genannt werden, die in Verbindung mit dem Sexualverbrecher Jeffrey Epstein (†66) stehen.
Publiziert: 04.01.2024 um 00:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2024 um 09:29 Uhr
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Jeffrey Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit auch vier Jahre nach seinem Tod. Mit ihm seine Gehilfin Ghislaine Maxwell.
Foto: DUKAS

Im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein (†66) hat ein New Yorker Gericht am Mittwoch 943 Seiten an Dokumenten veröffentlicht. Darin tauchen bisher unbekannte Namen in Verbindung zu dem gestorbenen US-Multimillionär auf.

Die Gerichtsdokumente stammen aus dem Zivilstreit zwischen Epstein-Opfer Virginia Giuffre (40) und Epsteins langjähriger und mittlerweile verurteilter Partnerin Ghislaine Maxwell (62).

Viele jetzt veröffentlichte Dokumente sind Protokolle dieser Befragungen. Darin nennt Giuffre Namen von Männern, mit denen sie Sex haben musste.

Darunter die bereits verstorbenen Jean-Luc Brunel (†76) oder KI-Pionier Marvin Minsky (†88). Einige dieser Vorwürfe waren bereits bekannt, so gegen den ebenfalls bereits verstorbenen Ex-Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson (†75). Dieser hatte stets bestritten, Giuffre jemals getroffen zu haben.

«Clinton mag sie jung»

Unter den Dokumenten findet sich auch die Befragung von Johanna Sjoberg, die ausgesagt hatte, von Epstein zu Sex gezwungen worden zu sein. Ausserdem habe Prinz Andrew sie für ein Foto an der Brust berührt.

In der Befragung wird Sjoberg gefragt, was sie über den Ex-US-Präsidenten Bill Clinton (77) wisse. Sie sagt darauf, sie habe gewusst, dass er mit Epstein befreundet sein soll. Gefragt, ob sie mit Epstein jemals über ihn gesprochen habe, antwortete sie: «Er sagte einmal, dass Clinton sie jung mag, und bezog sich damit auf Mädchen.»

Ghislaine Maxwell selbst sagt gemäss den Dokumenten aus, dass Bill Clinton in Epsteins Privatjet geflogen sei und dort auch gegessen habe. Allerdings sei er nie auf Epsteins Privatinsel gewesen.

Trump nannte Epstein «toller Kerl»

Mark Epstein (69), Bruder des Ex-Investmentbankers Jeffrey, erklärte am Mittwoch gegenüber der «New York Post», die beiden hätten sich über die Verstrickung von Clinton sowie dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump (77), der im kommenden Jahr erneut zur Wahl antritt, ausgetauscht. Jeffrey Epstein soll demnach bereits im Jahr 2016 gesagt haben: «Wenn ich sagen würde, was ich über beide Kandidaten weiss, müssten sie die Wahl absagen.» Epstein soll laut offiziellen Dokumenten das Weisse Haus mindestens 17 Mal besucht haben.

Ghislaine Maxwell hatte offenbar eine Beziehung mit einem Anwalt von Bill Clinton, Doug Band. In der Befragung will sie nicht sagen, welcher Art diese Beziehung gewesen sein soll und will keine näheren Details preisgeben. Die Art der Beziehung sei unter Erwachsenen und einvernehmlich gewesen.

Johanna Sjoberg wurde in der Befragung gefragt, ob sie jemals Donald Trump habe massieren müssen, was sie verneint. Weder habe sie ihn jemals massiert, noch habe jemals sexueller Kontakt zwischen ihnen stattgefunden. Sjoberg verneint ausserdem in der Befragung, mit Epsteins Anwalt Alan Dershowitz (85) Sex gehabt zu haben. Dies wird ihm von Giuffre vorgeworfen, was dieser vehement abstreitet.

Trump hatte Epstein 2002 im «New York Magazine» als «tollen Kerl» bezeichnet. «Es macht viel Spass, mit ihm zusammen zu sein. Es wird sogar gesagt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger. Kein Zweifel – Jeffrey geniesst sein soziales Leben», so Trump damals weiter. Nach Epsteins Verhaftung im Juli 2019 ruderte Trump zurück und beteuerte, er sei «kein Fan» des Sexualstraftäters gewesen.

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Wer ist der geheimnisvolle Prinz?

Die Kronzeugin Giuffre sagt gemäss einem nun veröffentlichten Dokument ausserdem aus, dass Maxwell sie zu Sex mit vielen anderen Männern gezwungen habe. Darunter die bereits genannten Prinz Andrew, Bill Richardson und Marvin Minsky, aber auch mit einem anderen «Prinz». Ausserdem habe sie Sex haben müssen mit «einem Besitzer einer grossen Hotelkette» und einer weiteren Person, deren Name aber geschwärzt wurde.

In den Dokumenten findet sich auch eine E-Mail von Jeffrey Epstein an Ghislaine Maxwell. Darin bittet er Maxwell zu prüfen, ob es Freunde von Giuffre gebe, die ihre Behauptungen widerlegen könnten. So zum Beispiel die Version, dass Professor Stephen Hawking (†76) an einer Orgie mit Minderjährigen teilgenommen habe. Epstein schrieb: «Du kannst eine Belohnung für alle Freunde, Bekannten und Familienangehörigen von Virginia aussetzen, die sich melden und dabei helfen, zu beweisen, dass ihre Anschuldigungen falsch sind.»

Michael Jackson und David Copperfield

Johanna Sjoberg sagte aus, dass sie den «King of Pop» Michael Jackson (†51) und den Magier David Copperfield (67) in der Villa von Jeffrey Epstein getroffen habe. Jackson habe sie aber nie massiert.

Copperfield habe einige Zaubertricks vorgeführt und kriegte offenbar Wind von Epsteins Treiben. Sjoberg sagt: «Er fragte mich, ob mir bewusst sei, dass Mädchen bezahlt würden, andere Mädchen zu finden.»

Zwei Personen bleiben anonym

Auch der Name des Multimilliardärs Glenn Dubin (66) wird in der Abschrift einer aufgezeichneten Befragung von Ghislaine Maxwell genannt. Maxwell wird dort gefragt, ob Johanna Sjoberg jemals gebeten worden sei, Dubin zu massieren. Maxwell antwortete: «Ich glaube nicht, ich kann mich nicht daran erinnern.» Giuffre selbst sagt jedoch, sie sei von Maxwell zu ihm geschickt worden.

Eine der Personen, im Dokument Jane Doe 107 genannt, bleibt derzeit noch anonym. Sie hat eine 30-tägige Frist erhalten, um zu beweisen, dass sie körperlich in Gefahr sei, wenn ihr Name veröffentlicht werde. Auch eine weitere Person hat Einsprache gegen die Veröffentlichung eingelegt und bleibt vorerst anonym.

Name auf Liste kein Zeichen für Schuld

Das Erscheinen in den Dokumenten ist kein Hinweis auf ein Fehlverhalten. Allerdings will seit Bekanntwerden der Missbräuche niemand mehr mit dem Multimillionär in Verbindung gebracht werden.

Manche Personen in den Dokumenten sind beispielsweise auch Verwandte von Missbrauchsopfern Epsteins. Clinton, bisher im Prozess als «John Doe 36» bezeichnet, hatte gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben.

Epstein missbrauchte zahlreiche Mädchen

Epstein war im Juli 2019 festgenommen worden. Der bis in die höchsten Kreise vernetzte Geschäftsmann soll zahlreiche auch minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben. Rund einen Monat nach der Festnahme wurde Epstein im Alter von 66 Jahren tot in seiner Zelle gefunden. Eine frühere Anklage gegen Epstein hatte in einen für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal gemündet, der ihn zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien.

Epstein war im Juli 2019 festgenommen worden. Der bis in die höchsten Kreise vernetzte Geschäftsmann soll zahlreiche auch minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben. Rund einen Monat nach der Festnahme wurde Epstein im Alter von 66 Jahren tot in seiner Zelle gefunden. Eine frühere Anklage gegen Epstein hatte in einen für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal gemündet, der ihn zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien.

Bereits bekannt war, dass die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump Verbindungen zu Epstein hatten. Keinem von ihnen wird ein Fehlverhalten vorgeworfen. Ein Sprecher Clintons bestätigte gemäss CNN im Jahr 2019, dass der ehemalige Präsident mit Epsteins Privatflugzeug («Lolita-Express» genannt) geflogen sei, sagte jedoch, Clinton wisse nichts von den «schrecklichen Verbrechen».

Kimmel bestreitet Verbindungen zu Epstein

Trump sagte zu einem früheren Zeitpunkt, er habe die Freundschaft zu Epstein beendet, ihm gar Hausverbot in Mar-a-lago erteilt – ging aber nicht näher auf Details ein.

Auch Microsoft-Gründer Bill Gates (68) traf sich mehrere Male mit Epstein. In Interviews gab der ehemalige reichste Mann der Welt an, dass er es bereue, mit ihm zu Abend gegessen zu haben. Bei den Treffen ging es offen um philanthropische Bemühungen.

Der bekannte US-amerikanische Moderator Jimmy Kimmel (56) bestritt unterdessen jede Verbindung zu dem Sexualstraftäter. Mit den Worten «Liebes Arschloch: Für das Protokoll, ich habe Epstein weder getroffen noch bin ich mit ihm geflogen, noch habe ich ihn besucht, noch hatte ich irgendeinen Kontakt mit ihm», beginnt ein Statement Kimmels. Es richtet sich an Football-Spieler Aaron Rodgers (40), der schwere Vorwürfe gegen Kimmel erhoben hatte.

Aufgrund dieses Nicht-Kontaktes werde sein Name auch auf keiner Liste zu finden sein, so der TV-Moderator. Ausserdem schreibt Kimmel, dass diese rücksichtslosen Worte seine Familie in Gefahr bringen würden. Sollte Aaron Rodgers seine Behauptungen weiter verbreiten, so «werden [wir] die Fakten vor Gericht diskutieren», beendet der Oscar-Moderator sein Statement.

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