230 Nächte musste Boris Becker (55) wegen Insolvenzstraftaten im Gefängnis verbringen. Nun ist die Tennis-Legende wieder auf freiem Fuss und packt über ihre Zeit im Knast aus. Am Dienstabend wird sein erstes Interview nach seiner Freilassung mit Steven Gätjen (50) auf Sat.1 ausgestrahlt. Schon jetzt werden erste Details bekannt.
«Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war», sagt Becker in dem Interview. «Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte. Aber das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund.» Die Erfahrungen hinter Gittern sind an dem einstigen Weltstar auch äusserlich nicht spurlos vorbeigegangen. Erste Fotos zeigen Becker jetzt deutlich schlanker. Er hat etwas dunklere Haare. Die Zeit im Gefängnis hat in seinem Gesicht Sorgenfalten hinterlassen.
«Ich wurde nicht Boris genannt»
Über seine Zeit in Haft berichtet der Deutsche: «Im Gefängnis bist du niemand. Du bist nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheissdreck, wer du bist.» Becker war Ende April von einem Gericht in London zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in einem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäss angegeben hatte. Am Donnerstag kam er schliesslich frei.
Über die letzten Stunden vor seiner Freilassung und Abschiebung nach Deutschland sagte der Tennisspieler: «Ich sass ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht. Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: ‹Los geht's!› Ich hatte auch schon alles gepackt.» Wie «Bild» berichtet, überliess der sechsfache Grand-Slam-Sieger zuvor seinen Mitinsassen seine Habseligkeiten. Darunter seien das Buch «Matchpoint: Ich und Boris», Puma-Turnschuhe, eine Jogginghose, ein T-Shirt aus der Becker-Kollektion «BB Style» sowie Bademantel und -latschen gewesen.
Boris Becker sei willens, viele Dinge klarzustellen
Moderator Steven Gätjen, der Becker zur Vorbereitung bereits getroffen hat, sagte über ihn: «Ich glaube, dass er wirklich willens ist, aufzuräumen und viele Dinge klarzustellen.» Wie Gätjen schilderte, ist ihm persönlich vor allem Beckers Beschreibung der ersten Tage im Gefängnis Wandsworth in Erinnerung geblieben. «Dort sitzen ja nicht nur Menschen ein, die finanzielle Straftaten begangen haben, sondern auch Sexualstraftäter, Mörder und Menschen, die grosse Raubüberfälle begangen haben. Boris Becker erzählte mir, dass er grosse Angst davor hatte, in einer Sammelzelle zu landen.» Becker wurde schon nach wenigen Wochen ins Huntercombe-Gefängnis in Oxfordshire verlegt.
Noch kurz vor seiner Inhaftierung im April hatte sich Becker im Interview mit Apple TV+ emotional gezeigt. «Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht. Ich werde sehen, was ich damit anfange», sagte er damals unter Tränen. Wenige Tage später musste er ins Gefängnis einrücken.
Der tiefe Fall
Begonnen hatte Beckers Misere in London damit, dass er 2017 von einem Gericht für insolvent erklärt wurde. Eigentlich können solche Verfahren in Grossbritannien recht schnell beendet werden. Doch bei Becker zog es sich in die Länge. Es folgten demütigende Episoden: Unter anderem wurden ein Teil seiner Trophäen und andere persönliche Erinnerungsstücke öffentlich versteigert.
Danach kam es noch schlimmer: Sein Insolvenzverwalter warf Becker vor, Vermögensbestandteile in Millionenhöhe verschleiert zu haben. Die Tennis-Legende musste vor Gericht. In dem Prozess im Frühjahr plädierte Becker in allen Punkten auf unschuldig. Sein Anwalt stellte ihn als einen Mann dar, der oft mit dem Leben als Star ausserhalb des Tennisplatzes überfordert war, Entscheidungen oft anderen überliess und sich kaum um die Konsequenzen seines eigenen Handelns kümmerte – doch die Geschworenen nahmen ihm das nur zum Teil ab und befanden Becker in mehreren Anklagepunkten für schuldig. (SDA/bsn)
Blick tickert das TV-Interview von Boris Becker live ab 20.15 Uhr.
Boris Becker war im April von einem Londoner Gericht aufgrund von Insolvenzstraftaten ursprünglich zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Jedoch profitierte er von einer Sonderregel, die es ermöglicht, dass ausländische Häftlinge in Grossbritannien bereits ein Jahr früher als gewöhnlich entlassen und abgeschoben werden können, um Platz in britischen Gefängnissen zu schaffen. Zwar wohnt Becker seit 2012 in London, besitzt aber nicht die britische Staatsbürgerschaft, weshalb er für dieses Schnellverfahren überhaupt erst infrage kam. Stimmen Häftlinge diesem Abschiebungsprogramm zu, kann sich die Haftdauer gemäss «Daily Mail» um bis zu 135 Tage reduzieren. Zudem müssen sie in ihrem Heimatland keine Zeit mehr hinter Gittern absitzen.
Boris Becker war im April von einem Londoner Gericht aufgrund von Insolvenzstraftaten ursprünglich zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Jedoch profitierte er von einer Sonderregel, die es ermöglicht, dass ausländische Häftlinge in Grossbritannien bereits ein Jahr früher als gewöhnlich entlassen und abgeschoben werden können, um Platz in britischen Gefängnissen zu schaffen. Zwar wohnt Becker seit 2012 in London, besitzt aber nicht die britische Staatsbürgerschaft, weshalb er für dieses Schnellverfahren überhaupt erst infrage kam. Stimmen Häftlinge diesem Abschiebungsprogramm zu, kann sich die Haftdauer gemäss «Daily Mail» um bis zu 135 Tage reduzieren. Zudem müssen sie in ihrem Heimatland keine Zeit mehr hinter Gittern absitzen.