Acht Monate lang hielt sich Ghislaine Maxwell (58) auf ihrem luxuriösen Anwesen Tucked Away im US-Bundesstaat New Hampshire versteckt, am 2. Juli wurde die frühere Vertraute von Jeffrey Epstein (†66) vom FBI verhaftet. Morgen Dienstag kommt es zu einer ersten Anhörung vor Gericht in New York. Maxwell wird vorgeworfen, minderjährige Frauen angelockt zu haben, die vom Investmentbanker und weiteren Tätern sexuell missbraucht worden seien, zum Teil unter ihrer Mithilfe. Multimilliardär Epstein starb am 10. August 2019 in der U-Haft, als Todesursache wurde Suizid festgestellt.
Bei Maxwell spricht das FBI ebenso von «höchster Selbstmordgefahr», die Justizbehörden sind deshalb in Alarmbereitschaft. Ihr Tagesablauf im Metropolitan Detention Center sieht deutlich weniger glamourös aus als ihr früheres Jetsetleben. Sie wird rund um die Uhr beobachtet, trägt Handschellen, Fussfesseln und eine massive Kette um die Hüften. In der Zelle befinden sich nur ein am Boden angeschraubter Tisch, eine Toilette und ein Bett. Leintuch und Decke fehlen aus Sicherheitsgründen. Und Maxwell trägt Kleider aus Papier, die bei einem Stranguliersversuch sofort reissen würden. Gründe, ihrem Leben freiwillig ein Ende zu setzen, hätte sie wohl genug. Schon eine einzige Verurteilung würde für sie 35 Jahre Haft bedeuten.
Prinz Andrew, Bill Clinton, Donald Trump
Bei der Anhörung wird unter anderem eine mögliche Freilassung auf Kaution thematisiert. Gemäss Staatsanwältin Audrey Strauss (72) besteht jedoch massive Fluchtgefahr. Ein Ausweg könnte sich Maxwell durch einen Deal anbieten. Vor einem strafmildernden Geständnis zittern mehrere mächtige Männer.
Der bekannteste Fall betrifft Prinz Andrew (60) und Virginia Roberts (36). Gemäss Roberts ist sie im Alter von 17 Jahren mehrfach vom Prinzen missbraucht worden, was dieser bestreitet. Bilder dokumentieren immerhin, dass er sie und Maxwell kennt. Roberts' Anwalt behauptet nun, dass die Verbrechen auf Video festgehalten seien. In allen Anwesen von Epstein waren Kameras installiert. Selbst in den Schlafzimmern und Bädern, was auch am Schluss der aktuellen Epstein-Netflix-Doku «Filthy Rich» zu sehen ist. Von den Aufzeichnungen soll es Kopien geben, die im Besitz von Maxwell seien.
Nur die Sonne war Zeuge
Auf der Liste möglicherweise Involvierter figurieren der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Barak (78), Ex-US-Präsident Bill Clinton (73) und sogar der aktuelle Amtsinhaber Donald Trump (74). Er ist Epstein und Maxwell früher nachweislich begegnet, wie Bilder aus dem Jahr 2000 belegen.
Dass Maxwell über derart illustre Kontakte verfügte, lässt sich mit ihrer Vergangenheit erklären. Sie war die Lieblingstochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell (1923–1991), der mit vielen einflussreichen Politikern und Royals per Du war. 1991 verschwand er vor den Kanaren von seiner Jacht Lady Ghislaine und wurde später im Meer gefunden. Ghislaine Maxwell ist bis heute davon überzeugt, er sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Nach seinem Tod kam ans Licht, dass er Unterschlagungen im grossen Stil begangen hatte. Der Ruf der Familie war ein erstes Mal ruiniert.