Die Dokumentationsserie «Quiet on Set: The Dark Side of Kids TV», die seit Sonntag auf Investigation Discovery verfügbar ist, gewährt einen düsteren Einblick hinter die bunten Kulissen der Nickelodeon-Serien der 1990er- und 2000er-Jahre.
Wie von den Machern schon einige Wochen vor der Veröffentlichung versprochen, deckt die vierteilige Serie unter anderem Details über das mit Missbrauchsvorwürfen «und unangemessenen Dynamiken mit minderjährigen Stars und Crewmitgliedern» gespickte Umfeld auf. Die Vorwürfe richten sich auch gegen den Produzenten Dan Schneider (58), der für Serien wie «Zoey 101», «Drake & Josh», «iCarly» und «Victorious» verantwortlich war.
Sexueller Missbrauch an verschiedenen Nickelodeon-Sets
«Ich blicke oft auf diese Zeit zurück und frage mich, wie ich das überlebt habe», sagt Schauspieler Drake Bell (37, «Drake & Josh») in der Doku. Dort äussert er sich erstmals öffentlich dazu, als 15-Jähriger sexuell von Dialogtrainer Brian Peck (63) missbraucht geworden zu sein. Peck wurde 2004 zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er sich der unzüchtigen Handlung an zwei Minderjährigen bekannt hatte. Erst viele Jahre später wurde öffentlich, dass Bell eines der Opfer war.
Seine Geschichte ist nicht die einzige, die in den zwei derzeit erschienen Episoden beleuchtet wird. So wird auch Produktionsassistent Jason Handy (49) von diversen ehemaligen Darstellerinnen des Missbrauchs beschuldigt. Er soll beispielsweise einem elfjährigen Mädchen Nacktbilder von sich geschickt und einen Jungstar sexuell missbraucht haben. Unter anderem wegen mehrfachem unzüchtigem Verhalten Minderjährigen gegenüber wurde Handy 2004 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.
Auch Amanda Bynes arbeitet mit einem der Beschuldigten
Andere Beschuldigungen betreffen Dan Schneider. In einer Szene ist zu sehen, wie er mit der damals 16-jährigen Amanda Bynes (37) in einem Whirlpool sitzt. Die Szene ist angelehnt an einen wiederkehrenden Sketch für die «The Amanda Show», der Schneiders Idee gewesen sein soll: Dort sass die minderjährige Bynes jeweils nur in einen Bikini gekleidet in einem Whirlpool und witzelte mit ihren als berühmte Persönlichkeiten verkleideten Gästen. Berichte ehemaliger Kinderstars, wie Jennette McCurdy (31, «iCarly») und Alexa Nikolas (31, «Zoey 101»), zeichnen Schneider als Mann, der seine junge Besetzung bei Kostümproben beobachtet und emotional manipuliert haben soll.
Bis anhin wies Schneider alle Vorwürfe zurück. Gemäss einem Sprecher des Produzenten gegenüber E! News, wurde «alles, was in den Sendungen, die Dan leitete, geschah, sorgfältig geprüft und vom Sender genehmigt. Wenn es ein tatsächliches Problem mit den Szenen gäbe, die einige Leute jetzt, Jahre später, ‹sexualisieren›, würden sie entfernt werden. Aber das ist nicht der Fall, sie werden auch heute noch ständig auf der ganzen Welt ausgestrahlt.»
«Alle formellen Beschwerden werden ernst genommen»
Auch Nickelodeon betont, dass das Wohlergehen und die Sicherheit der Jungstars und Mitarbeiter stets oberste Priorität gehabt habe. Gegenüber NBC News lässt der Sender verlauten, dass zwar keine Verhaltensweisen aus vergangenen Produktionen bestätigt oder verneint werden können, aber «alle formellen Beschwerden» stets ernst genommen und untersucht werden, um «ein sicheres und professionelles Arbeitsumfeld zu fördern, das frei von Belästigung oder anderen Arten unangemessenen Verhaltens ist». Im Zuge dessen wurden «im Laufe der Jahre zahlreiche Schutzmassnahmen eingeführt».
2018 endete die Zusammenarbeit zwischen Dan Schneider und Nickelodeon. Obwohl sich die beiden Parteien zunächst nur in lobenden Tönen übereinander äusserten, kamen bald Berichte auf, dass sich der Sender infolge zahlreicher Beschwerden über Schneider im Zuge der Nachwehen der #Metoo-Bewegung vom Produzenten trennte. Dieser liess gegenüber der Serie «Quiet on Set» hingegen verlauten, dass die Trennung nichts damit zu tun gehabt habe. Er würde allerdings «heute einige Dinge absolut anders machen». «Ich habe im Laufe der Jahre viel darüber gelernt, wie ich ein besserer Chef sein kann.»
Sexuelle Gewalt ist in der Schweiz verboten, kann aber jede Person treffen. Wenn du einen sexuellen Übergriff erlebt hast, rät die Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz zu folgenden Schritten:
1Sprich mit einer Person, der du vertraust.
2Kontaktiere eine Beratungsstelle der Opferhilfe. Hier bekommst du Informationen zu deinen Rechten, Adressen für psychologische Unterstützung, hier wirst du aufgeklärt über Vor- und Nachteile einer Anzeige bei der Polizei.
3Suche am besten innert 48 Stunden ein Spital, eine Ärztin, einen Arzt auf – auch wenn du nicht verletzt bist.
4Lass dich dort untersuchen und Spuren sichern. Du bekommst Medikamente und erste psychologische Hilfe.
5Um eine Anzeige zu machen, gehst du direkt zur Polizei oder informierst dich zuerst bei einer Beratungsstelle für Opferhilfe.
Sexuelle Gewalt ist in der Schweiz verboten, kann aber jede Person treffen. Wenn du einen sexuellen Übergriff erlebt hast, rät die Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz zu folgenden Schritten:
1Sprich mit einer Person, der du vertraust.
2Kontaktiere eine Beratungsstelle der Opferhilfe. Hier bekommst du Informationen zu deinen Rechten, Adressen für psychologische Unterstützung, hier wirst du aufgeklärt über Vor- und Nachteile einer Anzeige bei der Polizei.
3Suche am besten innert 48 Stunden ein Spital, eine Ärztin, einen Arzt auf – auch wenn du nicht verletzt bist.
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5Um eine Anzeige zu machen, gehst du direkt zur Polizei oder informierst dich zuerst bei einer Beratungsstelle für Opferhilfe.