Die dunkle Seite von TV-Sender Nickelodeon
Kinder- und Jugendstars packen über Missbrauch am Set aus

Schockierende Enthüllungen in der Doku-Serie «Quiet on Set», die Missbrauchsvorwürfe hinter den Kulissen des Fernsehsenders Nickelodeon aufdeckt. Betroffen sind Serienhits der 1990er- und 2000er-Jahre. Vorwürfe richten sich auch gegen den Produzenten Dan Schneider.
Publiziert: 20.03.2024 um 14:29 Uhr
|
Aktualisiert: 21.03.2024 um 10:12 Uhr
1/7
In der Dokumentationsserie «Quiet on Set: The Dark Side of Kids TV» können die Zuschauer einen Blick hinter die düsteren Kulissen alter Nickelodeon-Serien werfen. Die meisten produziert von Dan Schneider, der hier mit «Zoey 101»-Star Jamie Lynn Spears zu sehen ist.
Foto: FilmMagic, Inc
RMS_Portrait_AUTOR_759.JPG
Livia FietzRedaktorin People

Die Dokumentationsserie «Quiet on Set: The Dark Side of Kids TV», die seit Sonntag auf Investigation Discovery verfügbar ist, gewährt einen düsteren Einblick hinter die bunten Kulissen der Nickelodeon-Serien der 1990er- und 2000er-Jahre.

Wie von den Machern schon einige Wochen vor der Veröffentlichung versprochen, deckt die vierteilige Serie unter anderem Details über das mit Missbrauchsvorwürfen «und unangemessenen Dynamiken mit minderjährigen Stars und Crewmitgliedern» gespickte Umfeld auf. Die Vorwürfe richten sich auch gegen den Produzenten Dan Schneider (58), der für Serien wie «Zoey 101», «Drake & Josh», «iCarly» und «Victorious» verantwortlich war. 

Sexueller Missbrauch an verschiedenen Nickelodeon-Sets

«Ich blicke oft auf diese Zeit zurück und frage mich, wie ich das überlebt habe», sagt Schauspieler Drake Bell (37, «Drake & Josh») in der Doku. Dort äussert er sich erstmals öffentlich dazu, als 15-Jähriger sexuell von Dialogtrainer Brian Peck (63) missbraucht geworden zu sein. Peck wurde 2004 zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er sich der unzüchtigen Handlung an zwei Minderjährigen bekannt hatte. Erst viele Jahre später wurde öffentlich, dass Bell eines der Opfer war.

Seine Geschichte ist nicht die einzige, die in den zwei derzeit erschienen Episoden beleuchtet wird. So wird auch Produktionsassistent Jason Handy (49) von diversen ehemaligen Darstellerinnen des Missbrauchs beschuldigt. Er soll beispielsweise einem elfjährigen Mädchen Nacktbilder von sich geschickt und einen Jungstar sexuell missbraucht haben. Unter anderem wegen mehrfachem unzüchtigem Verhalten Minderjährigen gegenüber wurde Handy 2004 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. 

Auch Amanda Bynes arbeitet mit einem der Beschuldigten

Andere Beschuldigungen betreffen Dan Schneider. In einer Szene ist zu sehen, wie er mit der damals 16-jährigen Amanda Bynes (37) in einem Whirlpool sitzt. Die Szene ist angelehnt an einen wiederkehrenden Sketch für die «The Amanda Show», der Schneiders Idee gewesen sein soll: Dort sass die minderjährige Bynes jeweils nur in einen Bikini gekleidet in einem Whirlpool und witzelte mit ihren als berühmte Persönlichkeiten verkleideten Gästen. Berichte ehemaliger Kinderstars, wie Jennette McCurdy (31, «iCarly») und Alexa Nikolas (31, «Zoey 101»), zeichnen Schneider als Mann, der seine junge Besetzung bei Kostümproben beobachtet und emotional manipuliert haben soll.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Bis anhin wies Schneider alle Vorwürfe zurück. Gemäss einem Sprecher des Produzenten gegenüber E! News, wurde «alles, was in den Sendungen, die Dan leitete, geschah, sorgfältig geprüft und vom Sender genehmigt. Wenn es ein tatsächliches Problem mit den Szenen gäbe, die einige Leute jetzt, Jahre später, ‹sexualisieren›, würden sie entfernt werden. Aber das ist nicht der Fall, sie werden auch heute noch ständig auf der ganzen Welt ausgestrahlt.»

«Alle formellen Beschwerden werden ernst genommen»

Auch Nickelodeon betont, dass das Wohlergehen und die Sicherheit der Jungstars und Mitarbeiter stets oberste Priorität gehabt habe. Gegenüber NBC News lässt der Sender verlauten, dass zwar keine Verhaltensweisen aus vergangenen Produktionen bestätigt oder verneint werden können, aber «alle formellen Beschwerden» stets ernst genommen und untersucht werden, um «ein sicheres und professionelles Arbeitsumfeld zu fördern, das frei von Belästigung oder anderen Arten unangemessenen Verhaltens ist». Im Zuge dessen wurden «im Laufe der Jahre zahlreiche Schutzmassnahmen eingeführt».

2018 endete die Zusammenarbeit zwischen Dan Schneider und Nickelodeon. Obwohl sich die beiden Parteien zunächst nur in lobenden Tönen übereinander äusserten, kamen bald Berichte auf, dass sich der Sender infolge zahlreicher Beschwerden über Schneider im Zuge der Nachwehen der #Metoo-Bewegung vom Produzenten trennte. Dieser liess gegenüber der Serie «Quiet on Set» hingegen verlauten, dass die Trennung nichts damit zu tun gehabt habe. Er würde allerdings «heute einige Dinge absolut anders machen». «Ich habe im Laufe der Jahre viel darüber gelernt, wie ich ein besserer Chef sein kann.»

Sexuelle Gewalt erlebt? Das kannst du tun

Sexuelle Gewalt ist in der Schweiz verboten, kann aber jede Person treffen. Wenn du einen sexuellen Übergriff erlebt hast, rät die Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz zu folgenden Schritten:

1

Sprich mit einer Person, der du vertraust.

2

Kontaktiere eine Beratungsstelle der Opferhilfe. Hier bekommst du Informationen zu deinen Rechten, Adressen für psychologische Unterstützung, hier wirst du aufgeklärt über Vor- und Nachteile einer Anzeige bei der Polizei.

3

Suche am besten innert 48 Stunden ein Spital, eine Ärztin, einen Arzt auf – auch wenn du nicht verletzt bist.

4

Lass dich dort untersuchen und Spuren sichern. Du bekommst Medikamente und erste psychologische Hilfe.

5

Um eine Anzeige zu machen, gehst du direkt zur Polizei oder informierst dich zuerst bei einer Beratungsstelle für Opferhilfe.

Sexuelle Gewalt ist in der Schweiz verboten, kann aber jede Person treffen. Wenn du einen sexuellen Übergriff erlebt hast, rät die Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz zu folgenden Schritten:

1

Sprich mit einer Person, der du vertraust.

2

Kontaktiere eine Beratungsstelle der Opferhilfe. Hier bekommst du Informationen zu deinen Rechten, Adressen für psychologische Unterstützung, hier wirst du aufgeklärt über Vor- und Nachteile einer Anzeige bei der Polizei.

3

Suche am besten innert 48 Stunden ein Spital, eine Ärztin, einen Arzt auf – auch wenn du nicht verletzt bist.

4

Lass dich dort untersuchen und Spuren sichern. Du bekommst Medikamente und erste psychologische Hilfe.

5

Um eine Anzeige zu machen, gehst du direkt zur Polizei oder informierst dich zuerst bei einer Beratungsstelle für Opferhilfe.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden