Die Wucht des Sparhammers?
Neue SRF-Studios wirken klein und billig

Die neuen Studios im teuren SRF-Newsroom wirken seltsam kümmerlich. Musste da gespart werden?
Publiziert: 06.10.2022 um 12:22 Uhr
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Was wie ein Provisorium wirkt, soll bleiben: «SRF Schweiz aktuell» mit Katharina Locher, Sendung vom 2. September 2022.
Foto: SRF
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Der neue SRF-Newsroom ist ein Prestige-Projekt – gross und um die 70 Millionen Franken teuer. Im Kontrast dazu wirken die neuen Studios in den Obergeschossen – SRF nennt sie «Moderationsflächen» – nüchtern und fast schon «schmürzelig».

Katharina Locher (36) steht an einem kleinen, ovalen Tischchen und führt durch «Schweiz aktuell». Hinter ihr leuchtet ein knapp bemessener LED-Screen, der an alte Dia-Leinwände erinnert. Um sie herum wird gearbeitet. Das wirkt wie ein Provisorium, ist es aber nicht.

Was ist hier los? Überall auf der Welt kommen grosszügige, virtuelle News-Studios zum Einsatz. Die Moderatorinnen und Moderatoren stehen an oft riesig wirkenden Desks, vor denen sie sich auch bewegen.

Neue Studios wirken etwas billig

Anders bei SRF: Hier befinden sich die Studios als kleine Inseln mitten im Grossraumbüro. «Schweiz aktuell» und «SRF Börse» machten den Anfang. Anfang Sommer kamen die «Tagesschau am Mittag» und eine «Tagesschau»-Ausgabe um 18 Uhr dazu. Auch die «SRF News Spezial»-Sendungen kommen mittlerweile aus dem Newsroom. Bald folgen auch die Sendungen von «Sport live».

Ist der Sparhammer der Grund dafür? «Nein, es handelt sich nicht um eine Sparmassnahme, sondern um einen bewussten Entscheid», sagt Remo Vogt, Gesamtprojektleiter News- und Sportcenter bei SRF. «Mit der klaren und einfachen Bildsprache wollen wir einen noch stärken Fokus auf Inhalte legen.»

SRF fühlt sich der «Transparenz» verpflichtet. Diese widerspiegle sich in den offenen Moderationsflächen mitten im Newsroom. «Dadurch erhält das Publikum auch einen Einblick in das Schaffen der Redaktionen», so Vogt. Das sei in klassischen, abgeschlossenen Fernsehstudios nicht möglich.

Aus Alt wird Neu

Bereits vor fast 40 Jahren sendete die «Tagesschau» allerdings aus einem Redaktionsraum. «Die Idee ist damals gescheitert», erinnert sich «Tagesschau»-Legende Charles Clerc (79).

«Das Schreibmaschinen-Geklapper und die Präsentation der Sendung im Vordergrund kamen sich rasch in die Quere», erinnert er sich. So hätten sich die mit am Desk sitzenden Nachrichtensprecher geweigert zu lesen, wenn hinten gewerkelt wurde. «Man einigte sich darauf, die Redaktion solle sich während der Sendung ruhig verhalten, sprich untätig herumsitzen.»

Das wiederum hätten die Redaktorinnen und Redaktoren «ziemlich doof» gefunden. Mehr und mehr verdrückten sie sich während der Sendung in die Kantine, und die Transparenz bestand aus leeren Stühlen. «Schliesslich ist die Weisung gekommen, es müssten einige Redaktionsmitglieder sichtbar sein. Die Journalisten wurden zu Statisten, die sich selber spielten.» Nach einigen Jahren habe man das Workplace-Studio durch ein steriles, graues Studio ersetzt.

Im digitalen Zeitalter gibt es keine Probleme mit Hintergrundgeräuschen aus dem Newsroom mehr. Und es ist grundsätzlich auch nichts dagegen einzuwenden, dass von dort gesendet wird. Das machen andere auch. Trotzdem schränken die Inseln optisch ein.

Nebst diesen Moderationsflächen wird aber noch vor Ende Jahr die Studiofläche im Erdgeschoss des Newsrooms mit grosszügiger Bemessung und Top-Ausstattung in Betrieb genommen. Von dort werden ab diesem Zeitpunkt die «Tagesschau»-Hauptausgabe sowie «10 vor 10» ausgestrahlt. Es ist das vorläufige Ende einer Odyssee. Im Vorfeld gab es immer wieder Verzögerungen, und die Inbetriebnahme des Newsrooms, ursprünglich auf 2019 geplant, musste mehrfach verschoben werden, zuletzt von 2021 auf 2022. Grosse Probleme gab es vor allem wegen der Umstellung auf die noch wenig erprobte IP-Technologie, mit der sich SRF für die Zukunft rüsten will.

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