17. Zurich Film Festival
«La Mif» von Genfer Fred Baillif ist der grosse Gewinner

Drei Westschweizer Filme haben es am 17. Zurich Film Festival (ZFF) in den Fokus Wettbewerb geschafft, «La Mif» von Fred Baillif gewann. Die Preisverleihung in allen Kategorien fand am Samstagabend im Zürcher Opernhaus statt.
Publiziert: 03.10.2021 um 03:06 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2021 um 08:57 Uhr
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Auch wenn am Sonntag weitere Filme laufen: Die Award Night im Zürcher Opernhaus bilden das inoffizielle Ende des Zurich Film Festivals.
Foto: ENNIO LEANZA

Baillifs Sozialdrama spielt in einem Heim, in dem eine Gruppe von Mädchen aus zerrütteten Familienverhältnissen aufeinander trifft und eine neue Familie findet: «La Mif». Tatsächlich sind die Leiterinnen und Leiter so etwas wie ihre neuen Eltern. Dass die teils schwer traumatisierten Teenager Schutz und Geborgenheit finden, ist das höchste Credo der Direktorin Lora. Doch die Dramen nehmen ihren Lauf.

Die berührenden Porträts wurden am 30. September bereits mit dem Filmpreis der Zürcher Kirchen prämiert - nachdem sie an der diesjährigen Berlinale mit dem Hauptpreis in der 14plus Competition ausgezeichnet worden waren.

Der Film war als einer von drei Westschweizer Produktionen im Fokus Wettbewerb nominiert. Auch «Momentum» von dem jungen Jurassier Edwin Charmillot und «Azor» des Genfer Filmemachers Andreas Fontana durften mit weiteren Filmen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich auf ein mit 25'000 Franken dotiertes Goldenes Auge hoffen.

«Globale Sensibilität»

Letzterer gewann stattdessen den Emerging Swiss Talent Award. Der Kritikerpreis wird vom Schweizerischen Verband der FilmjournalistInnen (SVFJ) SFJ an einen Film aus der Reihe «Fokus Wettbewerb» vergeben. Der Finanzthriller erzählt von dem Schweizer Privatbankier Yvan De Wiel, der 1980 mit seiner Frau nach Buenos Aires reist. Dort klappern die beiden die argentinische Kundschaft ab, die zuvor De Wiels spurlos verschwundener Geschäftspartner René betreut hatte, und erfahren immer mehr über dessen fragwürdige Geschäfte.

«Azor» überzeugte «aufgrund der selbstbewussten Zurückhaltung, seiner detaillierten und authentischen Beschwörung eines bestimmten Ortes und einer bestimmten Zeit, seiner eleganten Subversion von Genrekonventionen und seiner Verschmelzung des Schweizer Kinos mit einer wahrhaft globalen Sensibilität», wie die Jury mitteilte.

Das Goldene Auge für das beste Werk im Spielfilm Wettbewerb ging an «A Chiara» von Jonas Carpignano. Der Film erzählt von Chiara, die an einem Familienfest beobachtet, wie ihr Vater überstürzt in ein schwarzes Auto steigt und verschwindet. Als die Teenagerin Nachforschungen anstellt, führen die Spuren in den Untergrund der kalabrischen Mafia.

Zum dritten Mal am ZFF

Der italienisch-amerikanische Regisseur war mit seinem neusten Film zum dritten Mal im ZFF-Programm vertreten. Sein Goldenes Auge holte dann aber sein Vater, Produzent Paolo Carpignano, ab. Mit speziellen Erwähnungen wurden in dieser Kategorie «Ballad of a White Cow» von Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam (Iran, Frankreich) sowie «Jockey» von Clint Bentley (USA) gewürdigt.

Mit «Life of Ivanna» gewann der in Guatemala geborene und in Russland lebende Renato Borrayo Serrano den diesjährigen Dokumentarfilm Wettbewerb. In dem Film begleitet er über eine Zeitspanne von vier Jahren eine 26-jährige Tundra-Nomadin, die um das Überleben von sich und ihrer Familie kämpfen muss.

Wie die Jury in einem Statement verlauten liess, habe die starke visuellen Erzählweise und die sehr persönliche, vorurteilsfreie Beobachtung eines komplexen, mutigen Charakters überzeugt. «Sowohl der Filmemacher als auch die Hauptfigur teilen eine überwältigende Beharrlichkeit.» Folgende Dokumentarfilme wurden speziell erwähnt: «Soy Libre» von Laure Portier (Frankreich, Belgien) und «Sabaya» von Hogir Hirori (Schweden).

Schweizerisch-deutsche Ko-Produktion

Mit «Youth Topia» gewann eine schweizerisch-deutsche Ko-Produktion den Publikumspreis. In der dystopischen Satire lässt Regisseur Dennis Stormer den Algorithmus durchdrehen. In der heutigen Realität schon übermächtig, wird er im Film zum knallharten Richter über Jugendlichkeit oder Erwachsensein.

«Youth Topia» feierte am ZFF Weltpremiere und lief wie «La Mif» im Fokus Wettbewerb. Der Film ist eine Mischung aus Skurrilität und purer Unerträglichkeit. Er wirft einen nicht ganz unrealistischen Blick auf die Zukunft, sollte die Macht der Technologie tatsächlich eine solche Absurdität annehmen.

Die Award Night, an der sich wie immer zahlreiche Schweizer Promis zeigten, bildete den feierlichen und inoffiziellen Abschluss des diesjährigen ZFF. Am Sonntag wird das Festival, das laut Artistic Director Christian Jungen «mehr Leute anlockte als erhofft», mit einem weiteren ganztägigen Filmprogramm ausklingen. (SDA)

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