Sie lacht viel: Naomie Harris (45) geniesst es, Interviews für den neuen Bond-Film zu geben. Wegen Corona musste die Premiere von «No Time to Die» immer wieder verschoben werden. Morgen Donnerstag kommt das
25. 007-Abenteuer nun endlich in die Kinos. Darin spielt Harris bereits zum dritten Mal Miss Moneypenny.
Blick: Der neue Bond ist seit zwei Jahren abgedreht. Wissen Sie überhaupt noch, worum es im Film geht?
Naomie Harris: Knapp, aber ich darf nichts verraten (lacht). Nur eines: Er ist ein sehr aussergewöhnlicher Film, den man nicht so schnell vergessen wird. Garantiert!
Bond sei kein Macho mehr, sondern ein Frauenversteher, versprechen die Produzenten ...
Ja, es hat ein massiver Kulturwandel in der Gesellschaft stattgefunden.
Und das ist richtig und war längst fällig. Was sich natürlich auch im Kino reflektiert. Die Leute lieben die alten Bond-Filme, aber ich bezweifle, dass der neue Bond dieselben Sprüche machen könnte wie einst Sean Connery. Da würde es wohl Demonstrationen geben.
Erinnern Sie sich, als Sie zum ersten Mal einen Bond-Film sahen?
Natürlich, ich bin mit den Filmen aufgewachsen. Heute assoziiere ich mit den alten Bond-Filmen vor allem Weihnachten, denn um diese Zeit kamen sie bei uns in England immer besonders häufig im TV. Als Erwachsener gefiel mir besonders «Casino Royale» von 2006, der erste Bond-Film mit Daniel Craig.
Haben Sie damals davon geträumt, in einem solchen Film mitzuspielen?
Nein. Damals gab es für Frauen ja höchstens die Rolle des Bond-Girls. Und dafür fehlen mir die offensichtlichen Voraussetzungen (lacht). Deswegen war ich auch so perplex, als mich die Macher vor zehn Jahren für eine Audition als Bond-Girl eingeladen haben. Ich dachte nur: Wie bitte, ich als Bond-Girl? Das ist doch unmöglich! Sie haben mich immer wieder angerufen, irgendwann meinten sie: «Es geht nicht ums Bond-Girl, sondern um Miss Moneypenny.»
Naomie Harris ist die Tochter einer Jamaikanerin, die sie in London alleinerziehend aufzog. Sie studierte Sozial- und Politikwissenschaften. Danach besuchte sie die Schauspielschule. 2004 wurde sie durch den Horror-Hit «28 Days Later» berühmt. An der Seite von Johnny Depp (58) spielte sie später in den «Pirates of the Caribbean»-Filmen mit. 2011 wurde sie als Miss Moneypenny für die Bond-Reihe verpflichtet – als erste dunkelhäutige Schauspielerin. Für ihre Rolle in «Moonlight» (2016) erhielt sie eine Oscar-Nominierung. 2017 wurde ihr von Königin Elizabeth II. (95) der Ritterorden verliehen. Harris ist praktizierende Buddhistin.
Naomie Harris ist die Tochter einer Jamaikanerin, die sie in London alleinerziehend aufzog. Sie studierte Sozial- und Politikwissenschaften. Danach besuchte sie die Schauspielschule. 2004 wurde sie durch den Horror-Hit «28 Days Later» berühmt. An der Seite von Johnny Depp (58) spielte sie später in den «Pirates of the Caribbean»-Filmen mit. 2011 wurde sie als Miss Moneypenny für die Bond-Reihe verpflichtet – als erste dunkelhäutige Schauspielerin. Für ihre Rolle in «Moonlight» (2016) erhielt sie eine Oscar-Nominierung. 2017 wurde ihr von Königin Elizabeth II. (95) der Ritterorden verliehen. Harris ist praktizierende Buddhistin.
Nun spielen Sie diese Rolle bereits zum dritten Mal.
Genau. Ich geniesse die Art von Familie, zu der wir zusammengewachsen sind. Ich komme mir in meinem Job oft wie eine Zigeunerin vor, die allein durch die Welt reist, von einem Filmset zum nächsten. Man arbeitet drei, vier Monate sehr eng zusammen, dann zieht jeder für sich wieder weiter. Das kann zwischendurch sehr einsam sein. Bei einem Bond-Film hingegen ist es immer wie ein Nachhausekommen. Es ist sehr speziell, regelmässig mit derselben Gruppe von Menschen zusammen zu sein.
Können Sie bei der Entwicklung der Story auch mitreden?
Ja. Das ist das Überraschende daran. Als ich das erste Mal Cary Fukunaga, den Regisseur, traf, fragte er mich, in welche Richtung ich denke, dass Miss Moneypenny sich entwickeln sollte. Den Bond-Produzenten ist es sehr wichtig, dass wir uns auch abseits der Schauspielerei einbringen. Gerade Daniel Craig hat sich da massiv reingekniet. Und das war auch gut. Denn niemand kennt Bond besser als er. Daniel kennt Bond in- und auswendig.
Weshalb ist Bond auch nach einem halben Jahrhundert so populär?
Weil er der ultimative Held ist. Er vereint alle Qualitäten, die wir gerne hätten und die wir an anderen bewundern. Deswegen ist es auch so unglaublich schwierig, Bond zu spielen. Daniel ist phänomenal. Er hat Bond radikal verändert und ihn dadurch neu erfunden. So konnte er die Fantasie am Leben erhalten.
Werden Sie Bond auch nach Craigs Abgang treu bleiben?
Auf jeden Fall. Weil ich es liebe, zu dieser Familie zurückzukehren. Für Daniel war der Entscheid, als Bond aufzuhören, extrem schwierig. Ich glaube, er wollte einfach nicht nur mehr diesen einen Charakter spielen, sondern sich wieder vermehrt öffnen können für neue Rollen. Und sich dabei auch als Mensch weiterentwickeln.
Wird es irgendwann einen weiblichen Bond geben?
Klar, warum nicht? Mir persönlich ist es aber völlig egal, welchem Geschlecht ein Mensch angehört. Daher ist es mir auch nicht so wichtig, ob James Bond nun ein Mann oder eine Frau ist. Egal ist mir auch, welcher ethnischer Gruppe er oder sie angehört. Wichtig sind einzig Charakter und Glaubwürdigkeit, um ein ultimativer Held zu sein.
Die Rolle der Miss Moneypenny hat Sie nicht eingeschränkt.
Sie gehören zu den vielseitigsten Schauspielerinnen überhaupt.
Zum Glück! Denn das hat mich an diesem Beruf immer am meisten gereizt. Nachdem ich 2016 in «Moonlight» eine drogenabhängige Mutter gespielt hatte, bekam ich danach fast täglich Angebote, erneut eine cracksüchtige Frau zu spielen. Ich lehnte immer ab. Warum sollte ich so eine Rolle zweimal spielen, wenn es noch so viele andere spannende Rollen gibt? Mit jedem neuen Film muss ich ein weiteres Mal meine Komfortzone verlassen. Dadurch lerne ich immer wieder neue Seiten von mir kennen. Das gefällt mir. Ich könnte keine TV-Serien drehen, in der ich jeden Tag dieselbe Person spielen müsste.
Was machen Sie als Nächstes?
Erst mal Ferien. Ein Roadtrip nach Portugal steht auf dem Programm. In einem kleinen Bus. Ich wohne schon sehr lange in London, aber eigentlich möchte ich lieber auf dem Land leben. Ein Häuschen irgendwo, wo es schön warm ist. Vielleicht werde ich auf meinem Trip ja fündig.
Kürzlich waren Sie auch am Genfersee, wie Bilder auf Instagram zeigen. Was haben Sie da gemacht?
Ich hatte Geburtstag. Eine Freundin lud mich zu einem Spa-Aufenthalt in Montreux ein, danach gingen wir nach Genf in den Circus Knie. Ich bin mit Bastian Baker befreundet, er tritt dort ja gerade auf. Also gingen wir ihn besuchen. Ich hatte riesig Spass im Circus Knie.