Nicht weniger als fünf Mal wurde die Premiere des 25. Bond-Films «No Time to Die» mit dem letzten Auftritt von Daniel Craig (53) seit 2019 verschoben. Was die Fans schier zur Verzweiflung brachte, zögerte das Ende von Martin Langankes (55) ganz spezieller Karriere weiter hinaus. Denn der Thurgauer sieht verblüffend ähnlich aus wie der aktuelle Geheimagent mit der Lizenz zum Töten. Entsprechend gefragt ist er für Auftritte als Doppelgänger.
«Die Figur begleitet mich nun seit 13 Jahren und nahm einen hohen Stellenwert ein. Diese Ähnlichkeit war wirklich ein Geschenk», sagt Langanke gegenüber Blick. Nun ist es also trotz gegenteiligen Filmtitels «Zeit zu sterben». Konkret rechnet er noch mit einer Spanne von zwei, drei Jahren. «Wenn der neue Darsteller bekannt ist, wird die Anfrage rapide abnehmen», ist er überzeugt. Und zeigt sich deshalb froh, nie voll auf diese Karte gesetzt zu haben. «Dafür war ich zu bodenständig und zu vorsichtig. Ich blieb auf meinem Job, um eine sichere Basis zu haben. Aber ich hätte problemlos davon leben können.»
Bond-Anwälte griffen ein
Seinem «Ende» sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. «Ich werde es unheimlich vermissen, nicht mehr als Double auftreten zu können. Aber ich war mir auch immer bewusst, dass diese Phase endlich ist.» Während der Lockdown-Zeit hat sich die Struktur seiner Aufträge verändert. «Weil keine öffentlichen Anlässe mehr stattfanden, haben mich Firmen vermehrt für Videos und Filmaufnahmen gebucht.» Das ging nicht immer ohne Komplikationen ab. Bei einem deutschen Werbedreh glich der Hintergrund dem Hauptquartier von «Q» in «Spectre» derart, dass die Bond-Anwälte vorstellig wurden. «Chefproduzentin Barbara Broccoli hat sich den Spot offenbar persönlich angesehen, fand ihn zwar amüsant, aber es mussten dann doch einige Dinge geändert werden.»
Werkähnliche Darstellungen, die den Zuschauer täuschen könnten, werden nicht toleriert. Filme, in denen Langanke mitspielt, müssen klar als Satire erkennbar sein. Er darf nicht als Doppelgänger in Kinos auftreten und ist auch nicht am Zurich Film Festival dabei, wo «No Time to Die» am 28. September als Schweiz-Premiere läuft. Langanke hat sich immer streng an alle Vorgaben gehalten. «Ich habe nie jemanden in die Irre geführt, sondern höchstens einen Moment der Illusion entstehen lassen, an dem sich die Leute erfreuen konnten.»
Persönliche Begegnung in Bregenz 2008
Persönlich nahe gekommen ist er Daniel Craig genau einmal – beim Dreh von «A Quantum of Solace» in Bregenz 2008. Er wollte sich dort zuerst als Statist vorstellen. Die Crew vor Ort war dann aber derart begeistert von seiner Erscheinung, dass er gleich als Picture-Double engagiert wurde und in einer Massenszene bei der Opernaufführung kurz zu sehen ist. «Hinter den Kulissen bin ich Craig aus naher Distanz begegnet, und er hat mich mehrmals eindringlich und irritiert gemustert. Aber wir waren beide zu perplex, um ein Gespräch anzufangen.» Die Illusion überzeugte also sogar das Original. «Das war ein unvergesslicher Moment», schwärmt Langanke noch heute.