«Wir können es nicht nachvollziehen»
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Schweizer zurück aus Balearen:«Wir können es nicht nachvollziehen»

Handball-Legende Schärer sauer
«Das mit der Quarantäne-Liste ist eine Verarschung!»

Hunderte Schweizer Touristen brechen ihre Ferien auf den Balearen vorzeitig ab und fliegen zurück. Sie wollen damit die Quarantäne vermeiden. Die spanischen Ferieninseln steht ab morgen auf der Liste der Corona-Risikoländer.
Publiziert: 19.08.2020 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 17:46 Uhr
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Stefan Schärer und Tania Bauer sind wieder in der Schweiz.
Foto: Aline Leutwiler
Patrik Berger, Anja Müggler und Aline Leutwiler

Die Fluggesellschaft Swiss holt heute Mittwoch über 300 Touristen aus Palma de Mallorca zurück. Sie setzt dafür ein grösseres Flugzeug als ursprünglich geplant ein. Die Maschine des Typs Boeing 777 mit 340 Sitzplätzen ist praktisch ausgebucht. Sie ist um 16.26 Uhr in Kloten ZH gelandet.

Unter den ersten Rückkehrern betreten Handball-Legende Stefan Schärer (55) und Tania Bauer (52) heimischen Boden. Von Ferienstimmung ist nicht mehr viel zu spüren. Schärer ist mächtig sauer: «Das ist eine Verarschung!», schimpft er. Er sei davon ausgegangen, dass die Quarantäneliste des BAG alle zwei Wochen angepasst werde. «Und nicht mitten in der Woche, das ist Willkür!» Wie damals, als Festland-Spanien auf die Liste gekommen ist. Da habe man mehrere Tage Zeit gehabt, die Rückreise zu organisieren.

Zudem sei das Vorgehen unökologisch. «Heute ist die Maschine pumpenvoll. Morgen fliegt dann eine fast leere Maschine nach Zürich», sagt der 9-fache Schweizermeister, der 204 Mal das Trikot der Handball-Nati getragen hat und heute CEO eines Start-up ist.

«Quarantäne wollte ich mir nicht antun»

Myrtha Ingold (67) verbrachte ihre Ferien seit dem 1. August auf Mallorca. «Wir wären am Samstag zurückgereist», erzählt sie. «Aber das mit der Quarantäne wollte ich mir nicht antun, deshalb reise ich früher zurück.» Sie wäre aber lieber noch geblieben. «Ich habe mich auf Mallorca wohler gefühlt als in der Schweiz, wo die Zahlen ja wieder steigen. Aber ich kann ja bald wieder verreisen, ich bin Rentnerin», sagt sie und lacht.

So gelassen nahmen die verfrühte Rückkehr nicht alle. Viele Touristen waren genervt, vor allem diejenigen, die erst vor kurzem auf der Insel angekommen sind und dann ihre Koffer bereits wieder packen mussten, weil sie sich aus beruflichen Gründen die zehntägige Quarantäne schlicht nicht leisten können.

«Rückreise war ein Stress»

«Die ganze Rückreise war ein Stress», sagt Joana Gomez (38). Sie ist nach drei Wochen Ferien mit ihren Kindern Eduard (5), Nuria (3) und Aina (1) verfrüht in die Schweiz zurückgereist. «Ich hätte Homeoffice machen können. Aber ich wollte, dass mein Ältester in den Kindergarten kann und nicht in Quarantäne muss.»

BLICK-People-Journalist Michel Imhof (28) war seit Montag vor einer Woche mit drei Freunden in Mallorca. Während zehn Tagen wollten sie gemeinsam die Insel geniessen. Um die Quarantäne zu verhindern hat Imhof seinen Flug online schnellstmöglich umgebucht. Er hatte Glück. «Ich bin froh, dass ich umbuchen konnte. Dieser eine Tag spielt auch keine grosse Rolle mehr.» Aus zehn Tagen Urlaub seien jetzt halt neun geworden.

Blick-Reporter Michel Imhof zurück aus Mallorca
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So war die Reise:Blick-Reporter Michel Imhof zurück aus Mallorca

Kapazitäten weiter anpassen

Die Swiss werde die Entwicklung der Nachfrage in den nächsten Tagen genau beobachten und allenfalls die Kapazitäten weiter anpassen. Kunden hätten die Möglichkeit, Flugtickets einmalig kostenlos umzubuchen. Wenn der ursprüngliche Tarif nicht mehr verfügbar sei, könne es jedoch zu einem Preisunterschied kommen, so Mediensprecherin Meike Fuhlrott.

Auch Edelweiss reagierte rasch auf die neuen Umstände. Für die Flüge von Ibiza und Palma am Mittwochnachmittag setzte sie ebenfalls grössere Maschinen ein: Airbusse A330 statt A320. Pro Flug ergaben sich so rund 140 Sitzplätze mehr. Der Rückflug aus Palma de Mallorca sei ausgebucht, der Rückflug aus Ibiza «fast ausgebucht», sagte Edelweiss-Sprecher Andreas Meier auf Anfrage.

Hunderte mit Hotelplan unterwegs

Hotelplan hat gemäss Angaben der Medienstelle derzeit mehrere 100 Gäste auf den Balearen in den Ferien. Man könne allen Kunden, die früher zurückreisen möchten, eine Lösung anbieten. Zudem seien kostenlose Umbuchungen möglich. Kunden, die ihre Reise annullieren wollten, würden die Reisekosten vollumfänglich zurückerstattet, sofern es sich um eine Pauschalreise handle.

Tui hat rund 100 Gäste auf den Balearen. Einzelne hätten bereits selber umgebucht, sagte Mediensprecherin Milica Vujcic auf Anfrage. Die Resonanz auf die neue Situation sei aber auf den Balearen am auffälligsten. Je nach Verfügbarkeit von Plätzen auf Flügen in die Schweiz würden am Mittwoch vorzeitige Rückkehrwünsche erfüllt. Wer demnächst auf die Balearen habe abreisen wollen, der könne die Ferien zeitlich oder auf eine andere Destination umbuchen.

«Nicht sehr kundenorientiert»

Die kurze Reaktionsfrist sei für die Kunden umständlich, sagte Vujcic. Wenn man innerhalb von 24 Stunden reagieren müsse, sei das «nicht sehr kundenorientiert».

Auch bei Kuoni (DER Touristik Schweiz) gibt es laut Mediensprecher Markus Flick Umbuchungen. Zahlen dazu gebe der Konzern aber keine bekannt. Man sei im Kontakt mit den Kunden vor Ort und prüfe Möglichkeiten einer vorzeitigen Rückreise. Informiert würden auch Kunden, die demnächst hätten auf die Balearen reisen wollen. Diese könnten ihre Reisen absagen oder umbuchen.

«Nicht sehr glücklich», zeigte sich auch der Kuoni-Sprecher über die sehr kurze Vorlaufzeit von Bekanntgabe bis Inkrafttreten der neuen Risikoliste. Da wünsche man sich von Seiten der Reiseveranstalter mehr Luft, um rechtzeitig reagieren zu können.

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