Nicht, dass es die Situation für die Schweizer Kleinanleger viel besser macht. Aber der Blick über die Grenze, wo alles noch viel schlimmer ist, bedeutet doch ein bisschen Erleichterung: Der deutsche Leitindex DAX hat gegenüber Anfang Jahr über 18 Prozent verloren. Der Schweizer Leitindex SMI (steht für Swiss Market Index), der die 20 grössten Börsentitel des Landes repräsentiert, dagegen «nur» gut 10 Prozent. Der mit über 200 nicht ganz so grossen Titeln deutlich breiter abgestützte SPI (Swiss Performance Index) verlor 2018 8,5 Prozent.
Solche Durchschnittswerte verschleiern jedoch oft die Dramen und Höhenflüge einzelner Firmen, die dahinter stecken. BLICK zeigt Ihnen, welche Unternehmen dieses Jahr die schlimmsten Abstürze hingelegt haben, sprich Anlegergeld vernichtet haben. Und andererseits, welche Titel entgegen der Markt-Talfahrt am komfortabelsten im grünen Bereich zu liegen gekommen sind.
Die Flops
Mies, mieser, Banken: Im SMI haben vor allem die Banken ganz schlimme Abstürze hingelegt. Die Credit Suisse ist heute 38 Prozent weniger Wert als Anfang Jahr, Julius Bär sogar 41 Prozent. Da ist die UBS mit minus 32 Prozent noch glimpflich davongekommen. Die Gründe: Generell sind Bank-Titel bei Krisen wie der aktuellen besonders sensibel. Die massive Verunsicherung macht die Anleger – sprich die Bankkunden – passiv, die purzelnden Kurse vernichten zudem das verwaltete Vermögen.
Hinzu kommen die spezifischen Probleme der Schweizer Banken: Die Negativzinsen der Nationalbank fressen seit vier Jahren die Erträge weg – eine Änderung ist nicht in Sicht. Und dann sind da noch die hausgemachten Probleme: Bei Julius Bär hat man jahrelang einen Haufen Probleme unter den Teppich gekehrt, jetzt kommen sie umso schmerzhafter zum Vorschein. Und bei der CS hat CEO Tidjane Thiam (56) den Turnaround offensichtlich doch nicht so überzeugend hingelegt, wie es noch vor wenigen Monaten den Anschein machte, sondern vor allem Personal weggespart.
In dieser Tiefrot-Region macht den Banken nur der Personalvermittler Adecco Konkurrenz: minus 38 Prozent, gleich schlecht wie die CS.Aryzta, MCH und GAM sind nur noch einen Bruchteil wert: Im enorm breiten SPI finden sich mit kleineren, spezialisierteren Firmen wenig überraschend auch die krasseren Abstürze als im SMI. Die prominentesten Beispiele: Der Backwaren-Konzern Aryzta (Ex-Hiestand) hat seinen Niedergang der letzten Jahre fortgesetzt, vor allem das Nordamerika-Geschäft läuft schlecht. Die Brötchenbacker haben über 86 Prozent ihres Wert verloren, das ist traurige Spitze. Die Messebetreiberin MCH (minus 70 Prozent) schmerzt vor allem, dass die Swatch-Gruppe auf Präsenz an der Uhren- und Schmuckmesse Basel World verzichtet. Und der Zürcher Vermögensverwalter GAM (minus 76 Prozent) krankt seit Monaten an Unregelmässigkeiten im Risikomanagement, die im Sommer bekannt geworden sind. Da steht sogar der Krisenkonzern Implenia (minus 50 Prozent) noch heilig da.
Die Tops
Nur ein grosser Sprung im SMI: Während der Duftstoff-Hersteller Givaudan (plus 1,1 Prozent) und der Pharma-Konzern Novartis (plus 2 Prozent)wenige Stunden vor Jahresende knapp im Plus stehen, hat nur ein einziger Schweizer SMI-Konzern einen deutlichen Wertanstieg hinter sich: Die Swiss-Life-Lebensversicherung hat 10 Prozent gewonnen. Hauptgrund dafür: der angekündigte Aktienrückkauf über eine Milliarde vor wenigen Wochen.
Sawiris lacht wieder: Im SPI schiessen drei Firmen obenaus, eine davon dürfte vielen bekannt sein: Die Orascom des ägyptischen Andermatt-Investors Samih Sawiris (61) hat nach schweren Jahren den Boden unter den Füssen wiedergefunden und heute über ein Drittel mehr wert als vor einem Jahr. Noch stärker sind bloss die Werte des Industrieunternehmens CPH Chemie + Papier in Root LU (plus 54 Prozent) und des Zürcher Photovoltaik-Unternehmens Edisun Power (plus 73 Prozent) in die Höhe geschossen. (kst)