Schönes Erbe!
Als Anton Affentranger (61) den grössten Baukonzern der Schweiz Implenia Ende September verliess, galt noch die Gewinnerwartung von 130 Millionen Franken für dieses Geschäftsjahr. Ursprünglich waren es mal 140 Millionen gewesen, man hatte sie aber im Sommer um 10 Millionen nach unten korrigieren müssen. Schon das hatte den Kurs einstürzen lassen.
Gestern, nur wenige Wochen danach, wurde nochmals eine viel massivere Wertberichtigung kommuniziert – nämlich über 70 bis 90 Millionen. Der Aktienkurs von Implenia rasselte daraufhin noch weiter in den Keller. Auch heute Dienstag hat er bisher wieder knapp 10 Prozent verloren.
Kurz vor 14 Uhr kostete der Titel noch 33.82 Franken, das sind 56 Prozent weniger als noch im Sommer. Mit anderen Worten: Der Konzern ist nicht einmal mehr halb so viel wert.
Leichen ausgebuddelt
Grund für das Erdbeben sind Probleme im Segment International. Verwaltungsratspräsident Hansueli Meister will die Probleme allerdings nicht überbewertet wissen. Er führte den Wertberichtigungsbedarf im Segment auf «isolierte Probleme in Südbaden sowie in Polen» zurück sowie auf die bereits früher kommunizierten Probleme im Projektgeschäft in Norwegen, wie er an einer Telefonkonferenz erklärte.
Das Ganze ist so zu interpretieren: Ex-CEO Affentranger wollte sich vom Heimmarkt in der Schweiz unabhängiger aufstellen und investierte darum ins Auslandsgeschäft. Sein Nachfolger André Wyss (51) scheint bei der üblichen Bilanzsäuberung nach Amtsantritt einige Leichen ausgebuddelt zu haben und macht diese nun publik. Gut für Wyss: Er selbst kann jede Schuld von sich weisen, der sowieso schon umstrittene Affentranger steht dafür im schiefen Licht.
«Wir werden am internationalen Geschäft festhalten und glauben an die Strategie, dass das Geschäft von Implenia auf den beiden Beinen Schweiz und Ausland steht», sagte Wyss gestern trotzdem. Das Auslandsgeschäft sei für die Zukunft wichtig.
Er verwies dabei auf Norwegen und Schweden, wo die öffentlichen Ausgaben in den kommenden Jahren steigen sollten. Das sei ein positives Zeichen und eröffne Implenia Potenzial.
Dividende bleibt
Die Probleme sind offenbar auf die Sparte International beschränkt. Die Segmente Development, Schweiz und Infrastructure dagegen entwickeln sich laut Implenia im Rahmen der Erwartungen. Wyss hob denn auch den nach wie vor gut laufenden Heimmarkt Schweiz hervor. «Die Nachfrage ist hier weiterhin hoch», sagte er.
An der Ausschüttung einer Dividende will das Unternehmen festhalten. «Auf Basis der aktuell vorliegenden Informationen und angesichts einer unverändert guten Cash-Position und des hohen Auftragsbestandes von über 6 Milliarden Franken» geht Implenia weiterhin davon aus, dass der Generalversammlung im kommenden Frühjahr die Ausschüttung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2018 beantragt werden könne, hiess es.
Weiter bestätigt das Unternehmen die im Jahr 2017 formulierten Mittelfristziele. Demnach werden ein Umsatz im Bereich von 5 Milliarden angestrebt sowie eine operative Gewinnmarge auf Stufe Ebitda von 5,25 bis 5,75 Prozent. (kst/SDA)