Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat gegen vier Angestellte der Schweizer Niederlassung der Gazprombank (GPBS) Anklage erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, im Umgang mit einem Bankkunden ihre Sorgfaltspflichten verletzt zu haben. Dies geht aus der Anklageschrift hervor, über die Tamedia-Zeitungen am Dienstagnachmittag online berichteten und die der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt. Die Staatsanwaltschaft beantragt für alle Beschuldigten eine bedingte Freiheitsstrafe von je sieben Monaten.
Bei den Beschuldigten des Prozesses, der am 8. März am Bezirksgericht Zürich stattfinden wird, handelt es sich neben dem CEO um zwei weitere Geschäftsleitungsmitglieder sowie einen Kundenberater. Den Bankern wird vorgeworfen, von 2014 bis 2016 eine Geschäftsbeziehung mit dem russischen Cellisten und Dirigenten Sergei Roldugin geführt zu haben, obwohl sie hätten merken müssen, dass dieser unmöglich der tatsächliche wirtschaftliche Berechtigte der Vermögenswerte gewesen sein konnte. Der Musiker gilt als Jugendfreund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er soll sogar Patenonkel von Putins Tochter sein.
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Nahestehende Personen Putins verwalten enorme Gelder
Laut Anklage ist schon seit längerer Zeit bekannt, dass Putin über enorme Vermögenswerte verfügt, welche von ihm nahestehenden Personen verwaltet werden. Offiziell verfügt Putin nur über relative geringe Einkünfte. Aufgrund dieser Umstände hätte die GPBS bei Roldugin gemäss Staatsanwaltschaft erst recht ganz genau hinschauen müssen. Dies sei aber nicht geschehen. Es steht nun die Frage im Raum, ob die Gelder sogar Wladimir Putin selbst gehören.
Roldugin war bei der Bank als wirtschaftlich Berechtigter von Konten zweier Firmen mit Sitz in Panama respektive Zypern geführt. Über die Konten sollen Millionenbeträge geflossen sein - obwohl Roldugin 2014 gegenüber der «New York Times» sagte, er sei sicherlich kein Geschäftsmann und besitze keine Millionen.
Die GPBS hat im Oktober 2022 angekündigt, ihre Geschäftstätigkeit einzustellen. Die Bank geriet 2016 ins Visier der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Gemäss Medienberichten über die «Panama Papers» soll die GPBS in illegale Geschäfte mit Offshore-Firmen verwickelt gewesen sein. Auch Roldugin und die GPBS wurden in den Dokumenten erwähnt.2018 schloss die Finma das «Panama Papers»-Verfahren gegen die GPBS ab und attestierte der Bank schwere Mängel im Geldwäschereidispositiv. (SDA/ene)