Blick im Livestream:Das macht heute Schlagzeilen

Top-Anwältin Stanislava Wittibschlager hat über 500 Scheidungen begleitet
«Oft gehts nicht um Geld, sondern um Rache»

Die Zürcher Anwältin hat alle Varianten von Scheidungen erlebt. Trotzdem rät sie niemandem von einer Hochzeit ab. Nicht, weil es dann mehr potenzielle Kunden gibt, sondern aus voller Überzeugung.
Publiziert: 25.04.2023 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2023 um 11:58 Uhr
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Die Zürcher Scheidungsanwältin Stanislava Wittibschlager hat schon über 500 Scheidungen begleitet. Im Blick-Interview verteidigt sie die Institution der Ehe.
Foto: Blick TV
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Beat MichelReporter

Die Anwältin Stanislava Wittibschlager ist Inhaberin einer Anwaltskanzlei im Zürcher Seefeld. Sie praktiziert seit über 20 Jahren und hat nach eigenen Angaben um die 500 Scheidungen begleitet. «Vermutlich sogar mehr», sagt sie. Die Anwältin ist in der Schweiz und in Deutschland zugelassen und hat darum auch schon einige binationale Ehen getrennt.

Blick: Frau Wittibschlager, nach so vielen Scheidungen, würden Sie heute noch einmal heiraten?
Stanislava Wittibschlager: Sicher! Ich würde meinen Mann sofort wieder heiraten. Ich bin von der Institution Ehe noch immer überzeugt. Und auch von meinem Mann.

Über 17'000 Scheidungen gibt es in der Schweiz aktuell pro Jahr, das sind zwei von fünf geschlossenen Ehen. Wieso macht da eine Hochzeit noch Sinn?
Ich bin in der Sache halt etwas altmodisch. Ich finde, die Ehe ist auch kulturell wichtig. Und sie spielt weiterhin eine wichtige Rolle als materielle Absicherung. Wenn zum Beispiel kein Ehevertrag gemacht wird und die Familie hat Kinder, schraubt ein Partner für die Kinderbetreuung die Karriere zurück und kann meistens nicht arbeiten. Wenn dann eine Trennung kommt, kann man ohne Ehe nicht im gleichen Umfang Ansprüche geltend machen.

Wie gross ist der Anteil an Kampfscheidungen? Gibt es immer mehr Rosenkriege?
Nein, zum Glück nicht. Eine Mehrheit der Trennungen, die ich begleite, verlaufen friedlich. Eine Anwältin einzuschalten, macht eben auch dann Sinn, wenn es keinen Streit gibt. Vor allem, wenn Kinder im Spiel sind, helfen wir, gute Lösungen zu finden.

Was belastet bei einem Streit am meisten?
Die finanzielle Belastung bei einem Rosenkrieg ist immens. Beide Parteien sind anwaltlich vertreten, alles zieht sich in die Länge. Für manche wird der Eheabschluss zum langjährigen Alltag. Oft sind emotionale Verletzungen im Spiel. Da geht es im Endeffekt gar nicht um Geld, sondern um Rache.

Was ist Ihr wichtigster Rat für eine möglichst schmerzfreie Scheidung?
Wenn Kinder im Spiel sind, müssen sich beide Partner auf deren Bedürfnisse fokussieren, und nicht auf die eigenen. Ich rufe immer wieder in Erinnerung, dass der Nachwuchs möglichst auch nach der Trennung ein gutes Leben führen können soll.

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