Ein Sommer mit einer Rekordzahl an Hochzeitsfeiern geht dem Ende zu. Hochzeitsplanerinnen durften sich nach den dürftigen Corona-Jahren über volle Auftragsbücher freuen. Während sie die Heirat organisieren, plant ein anderer das Ende der Ehe: Manfred Schneeberger (66) ist der einzige Scheidungsplaner in der Schweiz.
Auch sein Geschäft läuft gut: «Zurzeit betreue ich parallel 25 Paare», erzählt er am Besprechungstisch in seinem Büro in einem unauffälligen Luzerner Hinterhofgebäude. An diesem Tisch mit Blick auf seine aufgehängten Diplome einigen sich Paare, wie sie getrennt in die Zukunft gehen wollen. Einige über 70-jährig, viele im mittleren Alter, andere erst um die 30, manche schwanger.
In der Schweiz gehen heute zwei von fünf Ehen in die Brüche. Im letzten Jahr haben sich 17’159 verheiratete Paare scheiden lassen. Das sind rund 1000 mehr als in den Jahren 2019 und 2020. Doch Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass die Scheidungen hierzulande seit 2011 relativ konstant geblieben sind und zwischen 16’000 und 17’500 variieren. Im Durchschnitt dauern Ehen, die mit einer Scheidung enden, etwa 15 Jahre. Zudem sind jedes Jahr mehr als 12’000 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen.
In der Schweiz gehen heute zwei von fünf Ehen in die Brüche. Im letzten Jahr haben sich 17’159 verheiratete Paare scheiden lassen. Das sind rund 1000 mehr als in den Jahren 2019 und 2020. Doch Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass die Scheidungen hierzulande seit 2011 relativ konstant geblieben sind und zwischen 16’000 und 17’500 variieren. Im Durchschnitt dauern Ehen, die mit einer Scheidung enden, etwa 15 Jahre. Zudem sind jedes Jahr mehr als 12’000 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen.
«Ich bin das Gegenteil des Hochzeitsplaners: Ich organisiere eine perfekte Trennung oder Scheidung», erklärt der ehemalige Banker. Sein Rezept: persönlicher Kontakt und eine umfassende Begleitung bis zur Scheidungsvereinbarung, die er ans Gericht schickt.
Obhut, Finanzen, Wohnsituation
Manfred Schneeberger regelt mit den Paaren die Obhut der Kinder, Finanzielles, Wohnsituation. «Sie sollen im Guten auseinandergehen können», sagt er. «Irgendwann war ja mal Liebe da zwischen diesen beiden Personen. Darauf weise ich sie hin und versuche, sie zu einer liebevollen, stimmigen Trennung zu coachen.»
Nach einer Finanzkarriere liess er sich zum Coach, Mediator und Persönlichkeitstrainer ausbilden. Auslöser: Seine eigene Scheidungserfahrung vor 24 Jahren. «Mir hat die friedliche Lösung gefehlt», erinnert er sich. Eine Mediation lehnte seine damalige Frau ab. Vor Gericht akzeptierte er die Forderungen des als «scharfen Hund» stadtbekannten Anwalts seiner Frau, obwohl ihm sein eigener Anwalt davon abgeraten hatte. «Ich war traurig und wollte das einfach abschliessen», sagt er.
Als Scheidungsplaner will er noch mindestens fünf Jahre weiterarbeiten. Mittlerweile kommen seine Klientinnen und Klienten sogar aus der Ostschweiz zu ihm. Fünf bis zehn Stunden à 180 Franken müssen sie einplanen.
Der Höhepunkt ist eher nüchtern
Wo das rauschende Fest die Arbeit der Hochzeitsplanerin kürt, ist beim Scheidungsplaner der Höhepunkt ein förmlicher Akt: Das Unterzeichnen der Scheidungs-, oder Trennungsvereinbarung. Sei dies an Manfred Schneebergers rundem Tisch oder zu zweit bei einem Glas Wein im privaten Rahmen.
Was folgt nach dem Liebes-Aus?
Trotz seiner Arbeit als Scheidungsplaner und als Leiter des Luzerner Männerhauses ist Schneeberger Romantiker geblieben: 2021 hat er zum zweiten Mal geheiratet. Er lacht und sagt: «Ich habe die Hoffnung auf die wahre Liebe nie aufgegeben. Manchmal dauert es einfach, bis die Liebe des Lebens kommt.» Eine Trennung würde diesmal nicht im Fiasko enden: Auf Wunsch seiner Frau sind alle entsprechenden Verträge unterschrieben. Im Frieden, so wie es sich Manfred Schneeberger für alle Paare wünscht.