Paartherapeut zu Promi-Scheidungen nach 25 Jahren
«Viele wollen in der zweiten Lebenshälfte noch etwas erleben»

Gleich mehrere prominente Paare trennen sich nach über 25 gemeinsamen Jahren – kein Zufall, wie ein Paartherapeut erklärt.
Publiziert: 21.08.2022 um 20:43 Uhr
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Haben sich nach 26 gemeinsamen Ehejahren getrennt: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und seine Frau Natalia.
Foto: Getty Images
Patricia Broder

Trennung nach der Silberhochzeit: Gleich mehrere prominente Paare haben in den letzten Tagen ihre Trennung nach gut 25 Jahren bekannt gegeben. Jüngstes Beispiel sind Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (51) und seine Frau Natalia (48): «Wir haben gemeinsam die Scheidung eingereicht, weil wir bereits seit Jahren getrennt leben und das jetzt offiziell machen wollen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander und respektieren uns, aber wir leben schon länger getrennt in verschiedenen Städten», erklärt Klitschko der «Bild».

Der ehemalige Profiboxer und das ukrainische Ex-Model lernten sich 1995 bei einer Modeschau kennen, nur ein Jahr später heirateten sie. Sie haben drei gemeinsame Kinder, Yegor (22), Elizabeth (19) und Maxim (17). «Ich bin dankbar für alles, was auf unserer gemeinsamen Reise passiert ist. Unsere Scheidung ist eine wohlüberlegte, einvernehmliche Entscheidung», schreibt Natalia Klitschko in einem Statement auf ihrem Instagram-Profil. «Wir haben nach wie vor eine freundschaftliche, respektvolle Beziehung zueinander. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und werden uns weiterhin unter allen Umständen unterstützen», sagt die Sängerin, die seit Jahren in Hamburg lebt.

Ehe-Aus bei Furtwängler nach 30 Jahren

Auch «Tatort»-Star Maria Furtwängler (55) und Verleger Hubert Burda (82) haben kürzlich nach mehr als 30 Jahren Ehe ihre Trennung bekannt gegeben. Sie würden bereits seit geraumer Zeit getrennte Wege gehen, «sind einander, auch angesichts der beiden gemeinsamen Kinder, freundschaftlich und familiär verbunden und werden dies auch in Zukunft so handhaben», sagt ein Sprecher des Paares, das zusammen einen Sohn, Jacob (32), und eine Tochter, Elisabeth (30), hat.

Die aus einer bekannten Künstlerfamilie stammende Schauspielerin und der Medienunternehmer gehören seit ihrer Hochzeit 1991 zu Deutschlands bekanntesten Ehepaaren. Für Burda war die Heirat mit der gut ein Vierteljahrhundert jüngeren Furtwängler die zweite Eheschliessung. Was der Grund für die Trennung ist, hat das einstige Paar bisher nicht verraten.

Stillschweigende Trennung bei Hetfield vor Monaten

Genau nach 25 Jahren Ehe haben sich auch James Hetfield (59), Frontmann der legendären Band Metallica, und seine Frau Francesca Hetfield (52) getrennt. Das Paar, das drei Kinder hat – Cali (24), Castor (22) und Marcella (20) –, soll sich bereits Anfang des Jahres stillschweigend getrennt haben, nun läuft die Scheidung.

Das Liebes-Aus kommt für viele überraschend. In früheren Interviews lobte der Musiker seine Gattin immer wieder für deren Unterstützung. Schon vor fast zwanzig Jahren schwärmte Hetfield, dass seine Frau ihm geholfen habe, zu reifen und mit Problemen klarzukommen, unter anderem bei seiner Wutbewältigung und seinem Alkoholmissbrauch. «Meine Familie zu verlieren, hat mir so viel Angst gemacht», erklärte er 2018. «Die Angst, dass meine Frau wegen meines Verhaltens weggehen würde, war der Grund, mich zu ändern.» Ihr zuliebe habe er auch mehrere Therapien gemacht, gestand der Sänger.

Wegzug der Kinder und Lebensbilanz führt zu Trennungen

Warum trennt sich also ein vermeintliches Traumpaar nach einem Vierteljahrhundert trotzdem? «Für viele Menschen beginnt mit dem Auszug der Kinder ein neuer Lebensabschnitt», erklärt Paartherapeut Henri Guttmann (67) aus Winterthur ZH. «Ziehen die Kinder aus, fällt für das Paar eine gemeinsame grosse Lebensaufgabe weg, und das schafft oft Leere.» Zudem würden Menschen gerade mit 50 oder 60 häufig eine Art Lebensbilanz ziehen. «Viele wollen in der zweiten Lebenshälfte noch etwas erleben, und gerade Frauen sind heute mutiger und selbstbewusster, dies auch ohne Kompromisse zu tun», so Guttmann.

Anders als früher seien Frauen heute finanziell nicht mehr so abhängig, sagt der Experte. «Die Frauen in der westlichen Welt sind heutzutage sogar oftmals besser ausgebildet als die Männer. Nach dem Auszug der Kinder finden sie dementsprechend leichter wieder einen neuen Job und blicken deshalb auch einem Beziehungs-Aus gelassener entgegen als früher.»

Bei Prominenten komme noch ein weiterer Faktor hinzu, den es zu beachten gelte, sagt der Experte: «Stars haben viel mehr Gelegenheit, andere potenzielle Partner kennenzulernen, als normale Menschen. Und die Kombination von unglücklicher Beziehung und vielen Gelegenheiten führt zwangsläufig zur Trennung.»

Nach 25 Jahren lohne es sich, für die Beziehung zu kämpfen

Dabei würde es sich für ein Paar lohnen, für die Beziehung zu kämpfen, vor allem nach 25 Jahren, betont Guttmann. «Ein gemeinsames Vierteljahrhundert zeigt ja, dass einen über die Jahre viel verbunden hat. Da zahlt es sich aus, sich zu bemühen, damit die Beziehung wieder funktioniert», so der Experte. «Sei das mit Hilfe gemeinsamer Hobbys oder einer Paartherapie.»

Das Wichtigste für ein Paar, das sich auseinandergelebt hat, sei, seiner Beziehung wieder einen neuen Sinn zu geben. «Häufig stellt man die Partnerschaft in Frage, weil nach dem Wegfall der Erziehung der Kinder etwas Verbindendes fehlt. Deshalb muss man etwas Neues finden, das einen als Paar zusammenschweisst», so Guttmann. «Das kann ein neues Hobby sein, zusammen Tanzstunden besuchen oder Wandern. Sobald man wieder gemeinsame Ziele und eine Perspektive hat, erhält die Beziehung ihren ursprünglichen Drive zurück und ist gewappnet für die nächsten 25 Jahre.»


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