Das Imperium des deutschen Skandal-Arztes Thomas Haehner (49) bröckelt nicht nur, es steht kurz vor der Auflösung. Von seinen insgesamt 18 Praxen in sechs Kantonen konnten bisher zwei von Ärzten gerettet werden, bei zwei bis drei weiteren gibt es zurzeit erste Rettungs-Bestrebungen. Ansonsten stehen die Patienten vor verschlossenen Türen. Tausende warten auf ihre Akten und suchen vergeblich nach einem freien Patientenplatz bei einem anderen Hausarzt. Jetzt äussert sich Thomas Haehner im Blick über das Durcheinander. Er sagt: «Ich möchte mich bei all unseren lieben Patienten aufrichtig entschuldigen und hoffe, dass wir schnell weitere gute Lösungen finden.»
Telefonisch war Thomas Haehner bis anhin nie erreichbar und nahm auch zu den Vorwürfen gegen ihn keine Stellung. Am Donnerstagabend meldet er sich aber per SMS bei Blick. Die meisten der erhobenen Vorwürfe bestreitet er. Anders als die Zeugen, die weiterhin zu ihrer Beschreibung der Geschehnisse stehen.
Geheimnisvolle Verhandlungen
Im Laufe der Unterhaltung per SMS erklärt Thomas Haehner dann zum ersten Mal öffentlich, was nach dem Zusammenbruch seiner Arztkette das Ziel ist. Er schreibt: «Ich werde alles dafür tun, um einen weiteren Betrieb der Praxen zu ermöglichen. Die Krankenakten müssen schnellstmöglich überall ausgehändigt werden», sagt er. Auf die Frage, was er konkret dafür mache, verweist er auf aktuelle Verhandlungen. «In Sachen qualifizierter Weiterführung des Betriebs geschieht gerade viel und es wird in Kürze mehr bekannt gegeben», verspricht er. Dabei bezieht er sich auf einen Standort bei Luzern und drei weitere im Kanton Zürich.
Er bestreitet auch, dass die geschlossenen Praxen unrentabel gewesen seien. Er textet geheimnisvoll: «Es spielen leider auch andere Faktoren eine Rolle, die ich aus rechtlichen Gründen derzeit leider nicht erläutern kann. Die Wirklichkeit ist eben oft komplexer, als es aussieht.» Für die Ärzte und das medizinische Personal, die monatelang verzögerte oder gar keine Löhne erhalten haben, gleicht diese Aussage einer Ohrfeige.
Er könne nichts dafür, dass bisher nur zwei von 18 Praxen neue Besitzer gefunden hätten. Die betroffenen Gemeinden seien auch selber schuld daran. Er schreibt: «Es hat sich bislang keine einzige Gemeinde bereiterklärt, ganz konkret finanziell bei einer Übernahme zu helfen. Beim Thema Geld hören die guten Wünsche und Sorgen um Patienten meist auf.» Und weiter: «Niemand will die Verantwortung übernehmen, wenn es schiefgeht.»
50'000 Franken pro Rettung
Thomas Haehner will jetzt alles in Bewegung setzen, damit die geschlossenen Praxen von neuen Ärzten übernommen und weitergeführt werden. Pro Praxisrettung brauche es etwa 50'000 Franken von der öffentlichen Hand. Zuschuss, nicht etwa Darlehen.
Als Beispiel nennt er die Gemeinde Turbenthal ZH. Hier hätte er eigentlich einen Hausarzt gefunden, der sofort beginnen könnte. «Das kann er aber nur, wenn er 50'000 Franken erhalten würde», schreibt Haehner. Blick besuchte die Praxis vor 14 Tagen. Zu diesem Zeitpunkt war die Praxis nur mittwochs und freitags geöffnet und dies ausschliesslich zur Herausgabe von Patientenakten und der Ausstellung von Rezepten. Lohn erhalten die Angestellten aktuell von der kantonalen Gesundheitsdirektion.
Thomas Haehner will mit der Führung einer Praxiskette in Zukunft nichts mehr zu tun haben. Er selbst schreibt, dass er aber weiterhin plane: «Einer ärztlichen oder wissenschaftlichen Tätigkeit» nachzugehen.