Die Schweiz hat in Thailand seit Neuestem ein Image-Problem – denn negative Schlagzeilen über Schweizer Auswanderer häufen sich in letzter Zeit. So hatte Wolfgang J.* (53) im Januar in der Provinz Nakhon Ratchasima seine Frau erwürgt. Anschliessend steckte er ihr eine Herz-Bube-Karte in den Rachen. Daraufhin meldete er sie als vermisst – und gestand erst Ende des Monats, dass er sie selbst getötet hat. Dieser Vorfall brachte das Bild des gewalttätigen Auslandschweizers aber erst ins Rollen: Der Aargauer Manfred K.* (45) trat in Phuket eine Frau, die auf der Treppe seiner Strandvilla sass, was Ende Februar für Schlagzeilen sorgte. Und Beat L.* (60) prügelte vergangene Woche eine Thailänderin (58) in der Stadt Trang krankenhausreif. Die Einheimischen fordern nun: Die randalierenden Schweizer müssen ausgeschafft werden. Was sagen Auslandschweizer wie Jürg Schwendener (77) zu diesen Forderungen?
Im Telefongespräch mit Blick ist für das SVP-Mitglied klar: «Die, die sich dubbelihaft benehmen, können wieder dahin, wo sie herkommen.» Seiner Meinung nach müssen also die Ausländer, sprich die Schweizer in Thailand, sich nicht weiter in dem Land aufhalten, wenn sie sich so benehmen wie in den drei Fällen beschrieben. Eine Ausschaffung von Schweizern, die die Gesetze und den Ort als Gast nicht respektieren, fände er «nur fair». Generell käme es in Thailand schnell zu einer Ausschaffung, wenn man sich als Ausländer strafbar macht. Laut Schwendener herrscht in dem Land zwar auch Ausländerfeindlichkeit. «Das wäre in der Schweiz aber ja auch nicht anders», fügt er hinzu. Schwendener lebt zusammen mit seiner thailändischen Frau in Phuket. Er selbst verstehe sich gut mit den Thais.
Aus einer Mücke einen Elefanten gemacht
Der gebürtige Schweizer lebt seit 16 Jahren im thailändischen Ferienparadies. Die Vorfälle um die Schweizer, die sich daneben benehmen, seien ein grosses Thema vor Ort. So marschierten nach dem Treppen-Vorfall des Aargauers K. rund 500 Einheimische zur Villa des Auswanderers und forderten dessen Ausschaffung. Zu dem Vorfall sagt er: «Jemanden mit dem Fuss zu kicken, das ist ja die dreckigste Stelle an deinem Körper und erniedrigend für die andere Person». Nichtsdestotrotz findet Schwendener: «Man macht in den Medien gerne aus einer Mücke einen Elefanten.» Dabei wurde K. wegen «Bedrohung des sozialen Friedens» tatsächlich die Aufenthaltsbewilligung entzogen.
Ob es nun, wie Schwendener sagt, «aufgebauscht» wurde oder nicht: Fakt ist, selbst der thailändische Premier Srettha Thavisin (62) äusserte sich zu den Schweizer Aggressionen. Er habe die zuständigen Behörden angewiesen, sicherzustellen, dass sich Ausländerinnen und Ausländer an die Gesetze halten. Schliesslich sorgten die gewalttätigen Schweizer im asiatischen Land für Nasenbrüche, Blutergüsse und Prellungen. Ob die drei Männer auch tatsächlich ausgeschafft werden, ist bislang offen.
*Name geändert