Die Bürger von Phuket haben uns Schweizer satt. Denn in Thailand sind wir die Problem-Ausländer! Über 100'000 Ausländer machen sich auf Thailands grösster Insel breit. Zwölf Millionen Touristen überrennen sie jedes Jahr. Auch Schweizer ziehen zunehmend ins fernöstliche Ferienparadies. 1000 leben allein in Phuket. Beliebt sind wir aktuell nicht mehr. Denn so mancher Eidgenosse pöbelt, prügelt, mordet sogar. Drei Fälle landeten in den vergangenen Wochen auf den Titelseiten örtlicher Zeitungen – und im Netz rollt seit Wochen ein gigantischer Shitstorm gegen uns.
In den lokalen sozialen Netzwerken steht unter vielen Polizeimeldungen ein Kommentar im Stil von «war es wieder ein Schweizer»? Denn in den letzten Wochen gab es eine Häufung von Schweizern, die negativ aufgefallen sind.
So sorgte der Ausraster eines Aargauers am 24. Februar 2024 für eine handfeste Demo. Der Betreiber einer Elefantenauffangstation hatte nach wüsten Beschimpfungen einer Thailänderin in den Rücken getreten. Ihr Vergehen: Die Ärztin und ihre Freundin sassen nach einem abendlichen Strandbummel auf der letzten Stufe der Treppe, die von Manfred K.s* Grundstück zur Beach führt. Eine Frechheit fand der 45-Jährige und kickte drauflos.
Über 500 aufgebrachte Einheimische von Phuket marschierten daraufhin bis vor die Villa von K. Auf Bannern forderten sie freie Strände für die Bürger und die sofortige Ausweisung des rüpelhaften Schweizers. Dieser sass auch in Haft. Laut Medienberichten hat die Einwanderungsbehörde Manfred K. die Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Sein Verhalten sei eine «Bedrohung für den sozialen Frieden», so die Begründung. Die Ausländer würden viel zu viel Raum beanspruchen, erklärte ein Demonstrant gegenüber der «Bangkok Post».
Nasenbruch, Blutergüsse und Prellungen
Zum Fall in Phuket äusserte sich sogar der thailändische Premierminister. Er habe die zuständigen Behörden angewiesen, sicherzustellen, dass sich Ausländerinnen und Ausländer an die thailändischen Gesetze hielten, sagte Srettha Thavisin (62) in thailändischen Medien.
Knapp zwei Wochen später sorgt auch dieser Schweizer für Schlagzeilen: Beat L.* (60) rempelt am 5. März in einem Kaufhaus in der Stadt Trang eine 58-Jährige auf Krücken an. Als die Frau ihm auf Englisch zuruft, doch besser aufzupassen, beginnt er auf die Thailänderin einzuschlagen. Sie wehrt sich, schleudert eine Wasserflasche nach ihm. Dann wird Beat L. richtig brutal. Er wirft die Frau auf den Boden, setzt ihr sein Knie in den Nacken und prügelt auf sie ein. Diagnose im Spital: Nasenbruch, Blutergüsse an beiden Augen, Prellungen am Rücken.
Der Vorfall sorgte für den nächsten Shitstorm im Netz. Auf der Plattform Reddit liessen Thais Dampf ab. Die Schweizer würden ihren menschlichen «Abfall» in Thailand lassen, beschwert sich ein User. «Ab in ein Knast-Drecksloch, dann Deportation und Verbannung», fordert ein anderer. Es sei Zeit, den Schweizern die Visa zu streichen, so eine weitere Stimme. Und: Die Schweizer seien jetzt schlimmer als Russen und Inder.
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Den Anfang der Gewaltserie in Thailand macht Wolfgang J.** (53). Der Schweizer erwürgt am 8. Januar 2024 seine thailändische Frau, steckt ihr eine Herz-Bube-Karte in den Rachen. Er schafft sie auf seinem Motorrad zu einem Maisfeld in Ban Khok Kruat, rund sechs Kilometer von seinem Haus entfernt. Dann meldet er Orathai P.* (†46) als vermisst. Erst nach seinem Geständnis am 29. Januar wird die Leiche geborgen. Der Hass auf Schweizer nimmt ab da seinen Lauf.
«Einige reiche Ausländer glauben, sie stünden über dem Gesetz», sagt Josef Schnyder (64), der selber in Thailand lebt, «sie benehmen sich arrogant. Das stört die Bevölkerung. Wir in der Schweiz erwarten ja auch, dass Ausländer uns respektieren». Doch im Allgemeinen seien die Schweizer anständige Leute, betont der Delegierte der Auslandschweizer-Organisation Swiss Community in Thailand im Blick-Gespräch. Rund 11'400 Schweizer lebten in Thailand, davon seien über die Hälfte Pensionäre, sagt Schnyder, «die Zahl der Auswanderer hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt». Aber Gewalttaten wie jene der letzten Wochen seien selten in der Schweizer Community.