Siegfried «Sigi» Auer (†83) liebte St. Gallen. Spaziergänge durch die Altstadt, das Singen im Opernchor und Stadttheater. Am 10. November starb der lebensfrohe Mann an Corona. Seine Tochter, die Bernerin Suzanne Auer (62), nimmt in bewegenden Worten nun Abschied – und schreibt ihrem Vater einen letzten Brief.
«‹Ich komme nicht zurück.› Das sagtest Du, als Du am 10. November vom Altersheim ins Spital gebracht wurdest. Du ahntest, dass Dich Covid-19 das Leben kosten würde. Am selben Abend bist Du gestorben.
Fünf Corona-Schicksale
Dein Leben war nicht immer einfach. Geboren bist Du kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Süddeutschland. Deine Kindheit war vom Krieg geprägt. Später hast Du einen technischen Beruf erlernt, weil man ja von etwas leben musste. Deine wahren Talente lagen aber in der Sprache und der Musik. Als im Juli 1956 der Wehrdienst in Deutschland wieder eingeführt wurde und Du hättest einrücken sollen, gab es für Dich nur eines: ab in die Schweiz! St. Gallen wurde Deine zweite Heimat. Kaum jemand kennt die Stadt besser als Du. Streifzüge durch die Altstadt, lange Spaziergänge in der Umgebung – das war eine Deiner Leidenschaften. Viele Jahre hast Du im Opernchor des Stadttheaters gesungen, auch das voller Leidenschaft. Und Deine Briefmarkensammlung! Unsere stundenlangen Gespräche über Abarten und Klecksstempel, Plattenfehler und Riffelungen werde ich vermissen. Denn, das hast Du mir zu Deiner Freude vererbt: die Begeisterung für die Philatelie.»
Paps, Du fehlst mir und wirst mir immer fehlen.
Jeden Tag wird veröffentlicht, wie viele Menschen in der Schweiz am Coronavirus gestorben sind. Aber kein Opfer ist nur eine nackte Zahl in einer Statistik. Sondern ein Leben weniger. Um jeden Toten und jede Tote versammeln sich Angehörige, die einen lieben Menschen verloren haben. Einigen von ihnen, stellvertretend für viele, gibt BLICK hier eine Stimme.
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