Das Video trifft mitten ins Herz. Ein kleiner Schulbub steht an einem Fussgängerstreifen in Leimiswil BE, Autos und ein Lastwagen fahren ungebremst an ihm vorbei. Sie lassen ihn einfach nicht über die Strasse.
Die Aufnahme einer Überwachungskamera ging auf Tiktok viral. Das Video zeigt den Sohn (6) von Pascal Schär (37). Er hat es extra ins Netz gestellt. «Ich will den Autofahrern bewusst machen, dass sie aufmerksam durch die Dörfer fahren sollen», sagt der Fachmann Gesundheit zu Blick. «Sonst sterben noch mehr Kinder auf unseren Strassen.»
Entstanden ist das Video direkt vor dem Haus von Pascal Schär in dem ländlichen Weiler. «Wir haben einen kleinen Selbstbedienungsladen. Die Überwachungskamera habe ich auf die Strasse gerichtet und dann die Aufnahme verwendet. Ich habe natürlich darauf geachtet, dass niemand erkennbar ist.»
Lenker schreiben sogar am Laptop
Die Strasse sei sehr gefährlich. Schär zu Blick: «Die Autofahrer schauen aufs Handy, ich habe sogar welche am Laptop gesehen.» Die meisten würden auch schneller als die erlaubten 50 km/h fahren. «Als sogar bei mir einmal die Autos nicht angehalten haben, musste ich einfach etwas machen.»
Er wurde bei der Gemeinde vorstellig, doch die kann nichts ausrichten. Der Zebrastreifen führt über eine Kantonsstrasse. Als er sich beim Kanton mit seinem Problem meldete, wird er abgewimmelt. Erst jetzt, nach dem Tiktok-Video und der ganzen Aufmerksamkeit, kommt Bewegung in die Sache.
Nach Tiktok die Reaktion
Gegenüber Blick bestätigt Reto Bühler, stellvertretender Kreisoberingenieur von der kantonalen Bau- und Verkehrsdirektion, dass jetzt etwas passiert. Vor dem Video sei der Zebrastreifen noch nicht negativ aufgefallen.
Jetzt, nachdem die Gemeinde dem Kanton das Video geschickt habe, werde der Kanton aktiv. «Wir werden dem nachgehen. Unsere Spezialisten werden sich das vor Ort im Detail anschauen und prüfen, ob alle Sicherheitsaspekte erfüllt sind», verspricht Bühler.
Denn die Aufnahmen würden klar zeigen, dass der Vortritt des Buben missachtet werde. Fussgänger müssten sich auch klar erkennbar zeigen und ein sauberes Signal geben. Das Kind habe alles richtig gemacht. Nur die Lenker eben nicht.
Autos fahren schon langsamer
Schär hätte nie gedacht, dass sein Video so schnell Wirkung zeigt. «Seit dem Video fahren die Leute langsamer und vorsichtiger. Und dass der Kanton die Situation anschaut, ist auch ein Erfolg.»
Sein Sohn muss die Strasse jeden Tag an der Stelle überqueren. Er liegt auf dem Weg zum Schulbus bei der ehemaligen Primarschule. Bis sich die Situation verbessert, wird er von seinen Eltern begleitet. «Er muss das Vertrauen wieder finden», sagt der Vater. «Es haben jetzt so oft Autos nicht angehalten. Es ist zu gefährlich. Aber wir haben jetzt die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet.»