«Die Kinder haben mich sehr beeindruckt»
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Quartiervereins-Präsident:«Die Kinder haben mich sehr beeindruckt»

Eltern gegen Behörden
Wann ist ein Schulweg zumutbar?

In Zürich kam ein Kindergärtler auf dem Schulweg ums Leben. Eltern warnten schon lange vor der Kreuzung. Landesweit ignorieren Behörden oftmals solche Warnungen.
Publiziert: 25.12.2022 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2022 um 09:48 Uhr
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In Zürich ist am Mittwochmorgen ein fünfjähriger Junge bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Foto: keystone-sda.ch
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Tobias MartiRedaktor SonntagsBlick

Das Unglück löst im ganzen Land Trauer und Entsetzen aus. In Zürich ist am Mittwochmorgen zur Pendlerzeit ein fünfjähriger Junge bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Er befand sich auf dem Schulweg zum Kindergarten. Ein Passant fand den Knaben am Escher-Wyss-Platz, die Rettungskräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen.

Vieles deutet derzeit auf Fahrerflucht mit Todesfolge hin. Die Staatsanwaltschaft überprüft einen Lastwagenfahrer und zwei Autolenker, ob sie in den Unfall verwickelt sind.

Besagte Kreuzung in Zürich-West, dem ehemaligen Industriequartier mit den breiten Ausfallstrassen, gilt laut städtischer Einschätzung nicht als riskant. Es gab dort laut zuständiger Dienstabteilung in den letzten fünf Jahren keinen Unfall.

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Die Politik handelte nicht

Anders sehen dies Eltern und Anwohner. Für sie sorgte die Verkehrssicherheit an der Stelle seit Jahren für Unbehagen. Auch die Eltern des verstorbenen Jungen hatten sich gemeinsam mit anderen an die Stadt gewandt, weil sie die Strassenquerung als gefährlich empfanden. Auch der Quartierverein kam nach einer Begehung vor Ort zu diesem Schluss. Für viele Anwohner ist darum unverständlich, warum die Politik tatenlos blieb.

Welcher Schulweg kann einem Kind zugemutet werden? Diese Frage bewegt jeweils zu Schulbeginn das ganze Land. Der Konflikt ist schnell umrissen: Eltern wollen schnelle unbürokratische Lösungen gegen mögliche Gefahren, Behörden pochen auf ihre Normen und fürchten höhere Kosten.

Rund 1900 heikle Stellen kamen allein dieses Jahr zusammen, als das Magazin «Beobachter» die Bevölkerung nach gefährlichen Schulwegen fragte, um diese in einer Onlinekarte einzutragen. Überhöhte Geschwindigkeit, fehlende Sicht und schlicht zu viel Verkehr stehen beim Sorgenbarometer an oberster Stelle. Viele Eltern empfinden ein Gefühl von Ohnmacht.

Es kommt auf das Alter an

Anwalt Sandor Horvath kennt derlei Konflikte zwischen Eltern und Behörden. Jeder Schulweg müsse im Einzelfall individuell beurteilt werden, vor allem das Alter der Kinder sei ein entscheidender Faktor.

«Wenn die Eltern das Gefühl haben, der Schulweg sei unzumutbar, weil dieser entweder zu lang oder zu gefährlich ist, können sie beim Schulträger ein Gesuch stellen und Massnahmen beantragen», sagt Horvath. In vielen Fällen werde das Gesuch von der ersten Instanz aber abgewiesen. Oftmals geschieht dies laut dem Anwalt nach dem Motto: «Wehret den Anfängen» oder aus Unwissenheit.

Für die Eltern sei dann der Rechtsweg oftmals unausweichlich. Dieser kann je nach Kanton vom Bezirksrat oder Regierungsrat über das Verwaltungsgericht bis zum Bundesgericht führen. «Pro Instanz dürften Kosten von rund 5000 Franken anfallen», sagt Horvath.

Solche Prozesse dauern oftmals lange, ein positives Urteil nützt den Betroffenen selbst manchmal wenig, weil die eigenen Kinder mittlerweile aus dem Schulalter herausgewachsen sind. Dennoch lohne sich das Engagement langfristig, ist der Anwalt überzeugt. «Je mehr Leute sich wehren, desto eher müssen die Schulträger sichere und zumutbare Schulwege gewährleisten.» Und: Zumutbare Schulwege seien auch für die Gemeinden ein wichtiger Standortfaktor.

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Weniger Todesfälle

Zwar sind Schulwege in der Schweiz sicherer geworden, die Zahl der schwer verletzten und getöteten Kinder sank in den vergangenen drei Jahrzehnten konstant. Dennoch verunfallten laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (Bfu) 2021 rund 400 Kinder auf dem Schulweg. Rund jedes sechste Kind erlitt dabei schwere Verletzungen. Woran dies liegt – ob am wachsenden Verkehr, an grösseren Fahrzeugen oder abgelenkten Kindern – ist Experten zufolge unklar.

Manche Eltern hoffen nun auf Tempo 30. Bis zu 40 Prozent weniger Unfälle passieren in solchen Zonen. Der Bundesrat entschied diesen Sommer, dass Tempo 30 auf Nebenstrassen und in Siedlungen viel einfacher eingeführt werden kann als bisher. Am Ende entscheiden aber die Gemeinden – für Eltern nicht zwingend eine gute Nachricht.

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