So hat die Pandemie die Lust der Schweizer verändert
Mehr Sex dank Corona

Mehr Nähe, Intimität und Humor: Das Sexleben von Schweizer Paaren hat sich gemäss einer neuen Studie während der Pandemie deutlich verbessert. Auch beim Sexspielzeug haben Schweizerinnen und Schweizer neue Vorlieben entdeckt.
Publiziert: 29.05.2021 um 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2021 um 12:08 Uhr
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Gemäss der Studie von Parship.ch hat sich die Sexualität bei Schweizer Paaren im Jahr 2020 markant verbessert.
Foto: Westend61 GmbH
Anna Uebelhart

Die Sexualität von Schweizer Paaren hat sich während der Corona-Pandemie deutlich verbessert. Das zeigt eine neue Studie der Online-Partneragentur Parship.ch. Daran teilgenommen haben Frauen und Männer aus der Schweiz im Alter von 18 bis 69 Jahren. Befragt wurden die 1017 Teilnehmenden im November 2020, mitten in der zweiten Welle, als die Fallzahlen in der Schweiz wieder stark anstiegen. Die Ergebnisse sind deutlich: 52 Prozent der in einer Partnerschaft lebenden Schweizerinnen und Schweizer geben an, dass sich ihr Sexleben seit Beginn der Pandemie intensiviert hat. Insbesondere für jüngere Paare wurde der Sex besser – und zwar nicht trotz, sondern wegen Corona.

Für viele Menschen waren die vergangenen Monate geprägt von Homeoffice, sie waren viel Zeit zu Hause und hatten wenig soziale Kontakte. Das bedeutete aber auch mehr Zeit für die Beziehung und weniger Ablenkung von aussen. Die Konsequenz: besserer Sex. Die bei Parship tätige Psychotherapeutin und Sexologin Dania Schiftan sagt: «Viele Paare, die mich in der Praxis besuchen, berichten, dass sie im Alltag normalerweise wenig Raum und Zeit füreinander haben. Wenn es dann zu Sex kommt, ist es eher routiniert und schnell.» Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben den Alltag verändert und somit auch das Sexleben.

Mehr Zärtlichkeit und Humor im Schlafzimmer

Nicht nur die dazugewonnene Zeit, auch der ständige Kontakt im Homeoffice soll dazu geführt haben, dass Paare im vergangenen Jahr mehr Zärtlichkeiten austauschten. «Es gab plötzlich Raum für Gekuschel und Gestreichel», so Dania Schiftan. Die Parship-Studie unterstützt diese Beobachtung. 55 Prozent der befragten Männer und 49 Prozent der Frauen geben an, mehr Zärtlichkeiten ausgetauscht zu haben. Und auch mehr Humor, zeigt die Studie, haben viele Paare wieder ins Bett gebracht. Ausserdem sagen 31 Prozent der Männer sowie 24 Prozent der Frauen, dass sie nicht nur besseren, sondern auch öfter Sex hatten. Die Teilnehmenden der Altersgruppe 18 bis 49 Jahre nahmen mehr positive Veränderungen wahr als jene zwischen 50 und 69 Jahren.

Die Pandemie scheint auch die Experimentierfreudigkeit der Schweizerinnen und Schweizer angeregt zu haben. So gaben ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen in der Studienbefragung an, neue Stellungen ausprobiert zu haben. Aber nicht nur neue Stellungen, auch Sexspielzeug scheinen Paare in der Pandemie ausprobiert zu haben.

Amorelie, einer der führenden deutschen Online-Erotikshops, verzeichnete in der Schweiz unter anderem einen deutlichen Anstieg im Bereich Peitschen und Paddles. Ausserdem verkaufte der Sexshop fast dreimal so viele App-gesteuerte Toys als im Jahr zuvor. Davon lassen sich einige über eine weite Distanz steuern, was Paaren, die in unterschiedlichen Städten wohnen, trotz Lockdown intime Momente ermöglichte. Ein ungewöhnlich hoher Anstieg konnte der Sexspielzeughersteller auch bei Desinfektionsprodukten feststellen. «Das Thema Desinfektion und Hygiene scheint während der Corona-Pandemie auch verstärkter im Bett angekommen zu sein», sagt Anna Robbert, PR-Managerin bei Amorelie.

Männer freuen sich über Intimität

Eine Erkenntnis der Parship-Studie: Vor allem Männer – und hier die Jüngeren noch mehr als die Älteren – wissen die Veränderungen, die sich während Corona in ihrem Sexleben ergeben haben, zu schätzen. Laut Parship-Psychologin Dania Schiftan liegt es daran, dass Frauen tendenziell ohnehin Wert auf Dinge wie Zärtlichkeit und Humor im Sexleben legen, während es ihren Partnern im Alltag weniger auffällt, wenn diese zu kurz kommen. «Doch viele Männer haben nun gemerkt, dass sie von mehr Nähe und Intimität auch profitieren können», so Schiftan.

Die Studie lässt vermuten, dass die Pandemie dem Sexleben von vielen Schweizer Paaren neuen Schwung verliehen hat. Schwung, der aber auch wieder abklingen kann. Eine Sorge, die viele Patienten und Patientinnen von Dania Schiftan beschäftigt. Wie können sie diese neu gewonnene Nähe und Intimität erhalten, wenn die Ansprüche von aussen wieder zunehmen? «Ich glaube, dass viele Leute in einer Partnerschaft von dieser Zeit nachhaltig profitiert haben», sagt die Sexologin. Trotzdem sei möglich, dass viele Paare nach der Pandemie zuerst ins andere Extrem sowie zurück in alte Muster fallen und erst danach merken, dass sie sich die Zeit für den Partner wieder besser einplanen müssen.

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