Spanien-Rückkehrer, wenn sie nicht von den Balearen kommen, müssen seit gestern Samstag zehn Tage in Quarantäne. Jets vom spanischen Festland, die an diesem Samstag in Kloten ZH landen, sind entsprechend leer.
Nur etwa 30 Passagiere sassen jeweils in den beiden Fliegern aus Madrid, Platz hätten über 140 gehabt. Die Cleveren müssen kurzfristig umgebucht haben, denn wer von Spanien über ein anderes Land in die Schweiz einreist, fliegt unter dem Radar der Behörden.
Alle anderen kommen nicht an der Quarantäne vorbei. Es droht eine Busse von bis zu 10'000 Franken. «Ich war nur kurz in Spanien» oder «die Quarantäne gilt ja erst ab morgen, nicht heute», versuchen sich manche Rückkehrer in Kloten zu rechtfertigen.
«Wir werden diskriminiert»
Ein weiblicher Fluggast aus Santiago de Compostela, die in Galizien ihre kranke Mutter besuchte, bricht in Tränen aus. «Wir sind extra früher heimgereist, damit die Kinder hier wegen der Quarantäne nicht zu viel Unterricht verpassen», sagt die Zürcherin. Sie habe dem BAG geschrieben, dass die Region Galizien weniger Ansteckungen habe als die Schweiz. Genützt habe das nichts. «Wir werden diskriminiert, es ist so ungerecht!»
Ein frisch aus Madrid eingetroffenes Paar beschwert sich, die Schweiz habe Spanien viel zu kurzfristig auf die Liste gesetzt. Den Flug umzubuchen, sei nicht mehr sinnvoll gewesen, «nun müssen wir halt zehn Tage daheim bleiben», sagt die Frau.
10'000 Franken Busse: Das tönt abschreckend, ist aber eher als Drohgebärde zu verstehen. Tagelang warteten die Kantone auf Passagierlisten vom BAG, bis Zürich vorpreschte und sich die Daten direkt vom Flughafen besorgte.
Behörden zeigen Verweigerer an
Erste Quarantänesünder sind aber schon aufgeflogen, wie eine SonntagsBlick-Umfrage bei den Kantonen zeigt. In Glarus, Graubünden, Obwalden, Solothurn, Zug und Zürich wurden sie von den Behörden angezeigt, die Zahl der Erwischten bewegt sich jeweils im einstelligen Bereich. Die Höhe der Busse steht noch nicht fest, die Verfahren laufen noch.
Kontrolliert wird per Telefon und Mail. Die Hintergrundgeräusche bei Anrufen hätten in keinem Fall darauf hingedeutet, dass jemand während der Quarantäne etwa in der Badi gewesen sei, sagt Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern. Wer sich uneinsichtig zeige, dem werde eine Quarantäneverfügung des Kantonsarztamts geschickt. «Und wenn das nichts nützt, könnten wir sogar die Kantonspolizei vorbeischicken», so Giebel. Das sei bis jetzt jedoch noch nie nötig gewesen.
Setzen auf Eigenverantwortung
Die Behörden gehen aber auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Es seien nur wenige Fälle, die durch Denunziation gemeldet werden, heisst es im Kanton Bern. Giebel betont, man wolle dieses Verhalten nicht fördern, sondern setze auf Eigenverantwortung.
Die meisten Kantone gingen Verdachtsfälle bisher diplomatisch an. Genf verschickte ein Dutzend Behördenbriefe an die Fehlbaren, Waadt liess in einigen Dutzend Fällen Polizisten zur Kontrolle vorsprechen. Auch Ausserrhoden und Schwyz haben Verstösse unbürokratisch geklärt, wie sie auf Anfrage mitteilen. Der Aargau tadelt seine Bürger lediglich mit einer Nachmeldung. St. Gallen meldet sogar, das kantonale System zur Überprüfung der Melde- und Quarantänepflicht befinde sich derzeit noch im Aufbau.
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