Das war knapp! Nur noch ein paar Stunden Starkregen und die Schweizer Seen und Flüsse hätten so richtig viel Schaden angerichtet. Genau an der Grenze zur totalen Katastrophe dreht das Wetter auf Trocknen. «Mit der Situation der kommenden Woche haben wir den Jackpot gewonnen», sagt Meteorologe Klaus Marquardt von Meteonews. «Wir haben riesiges Glück gehabt.»
Seit Sonntag erreicht die Schweiz nur noch wenig Feuchtigkeit. Der Wind dreht auf Bise, dank des konstanten Winds und der Sonne wird maximal Feuchtigkeit abtransportiert. «An Hanglagen trocknet der Boden sogar so gut ab, dass die Bauern heuen können», sagt der Wetterexperte.
Er sagt das perfekte Badewetter voraus: «Wir haben am Nachmittag jeweils 25 bis 26 Grad, nicht zu heiss und nicht zu kalt. Nur wenn man direkt aus dem Wasser steigt, sorgt die Bise für eine etwas starke Abkühlung.»
Flüsse und Seen bleiben gefährlich
Aber Achtung! Baden sollte man nur in Schwimmbädern. Die offenen Gewässer bleiben hochgefährlich. Auch wenn die Pegel langsam zurückgehen, sind die Wasserstände und die Fliessmengen noch lange im Extrembereich. Die Seen sind bis ans Limit gefüllt. Bis sie wieder auf den normalen Bereich sinken, wird es laut dem Bundesamt für Umwelt noch mehrere Wochen dauern.
Das kommt nicht von ungefähr: Bis am Freitagabend noch bangte die ganze Schweiz, dass Dämme brechen und Aare, Reuss und Rhein in die Dörfer und Städte strömen. Eröffnet haben die Hochwassertage die Gewitter am Dienstag. Die Niederschläge waren so extrem, dass in fast allen Gewässern die Pegel innert 24 Stunden den orangen bis roten Bereich erreichten. Die Pegel stiegen die ganze Woche weiter, bis sie an den meisten Orten am Freitag das Maximum erreichten. Einzig der Neuenburgersee kletterte über das Allzeithoch von 430,72 Meter über Meer weiter. Das sind 21 Zentimeter über dem Hochwasserpegel. Erst am Sonntagabend flachte hier die Pegelkurve etwas ab.
Glück im Unwetter
Trotz der langen Starkregenphase hat die Schweiz vergleichsweise wenige Schäden zu verzeichnen. In Luzern halten die orangen Hochwasserwürste, die 100-jährigen Dämme der Reuss und am Rhein trotzen dank spontaner Flickaktionen durch den Zivildienst den Wassermassen. In einzelnen Dörfern wie im schaffhausischen Schleitheim und Beggingen treten Bäche über die Ufer. Im Vergleich zu den Zerstörungen in Deutschland aber bleibt der Schaden klein. Es gibt weder Tote noch Verletzte.
Gefahr noch lange nicht vorbei
Die Gefahr ist aber noch nicht vorbei. Rettungsdienste haben für die kommende Woche den Pikettbestand aufgestockt. «Es wird richtig gefährlich», sagt Reto Abächerli (42), Geschäftsführer der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft. Er warnt: «Wer nicht Leistungsschwimmer ist oder jeden Tag sich auf dem Wasser aufhält, soll nicht in offenen Gewässern schwimmen gehen. Am gefährlichsten sind Flüsse mit ihrer aktuell hohen Fliessgeschwindigkeit.»
Die Gefahren seien nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Auch in Seen: «Es hat viel Treibholz, und die Sicht ist schlecht. Auch sind die Temperaturen viel tiefer als sonst.» Der Rettungsexperte bittet alle Sonnenanbeter: «Besucht besser eine Badi ohne direkten Seezugang. Die Gefahr ist nicht vorbei.»