Frühlingsgefühle wollten während des ersten Lockdowns nicht recht aufkommen. Neun Monate nach dem Lockdown bleibt der Babyboom aus. I manchen Spitälern kamen sogar weniger Kinder zu Welt als in den Vorjahren.
Wie etwa im Spital Emmental. «Wir werden dieses Jahr im Gegensatz zu den Vorjahren keinen Babyrekord melden können», sagt Mediensprecher Markus Hächler. Auch im Unispital Basel sank die Geburtenrate leicht. Warum das so ist, könne man nicht genau sagen.
Dieses Jahr kommt höchstens das Christkind
Im Universitätsspital Genf sucht David Baud, Leiter der Geburtshilfe, nach Erklärungen für den ausbleibenden Kindersegen. Baud und sein Team beobachteten schon bei anderen Epidemien, dass die Geburtenratem zurück gingen. So etwa bei Ebola in Westafrika oder Zika in Brasilien. Er untersuchte sogar die Folgen der spanischen Grippe nach dem Ersten Weltkrieg.
Bei allen Epidemien seien die Schwangerschaften um 10 bis 20 Prozent zurückgegangen, sagte Baud der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Beim Coronavirus rechnet der Arzt mit einem Rückgang von etwa zehn Prozent.
Dass die Menschen Zuhause waren während des Lockdowns habe sich negativ auf die Geburtenrate ausgewirkt, so Baud. Da wir uns nur noch mit wenigen Menschen treffen konnten, hätten wir auch weniger Sex gehabt. Zudem vermindere auch der ganze Stress die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern.
Kinder kosten Geld
Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sprechen für viele Menschen gegen eine Schwangerschaft. Und dann gibt es noch einen weiteren, bisher wenig beachteten Grund für den Kinderschwund: Während der ersten Welle des Coronavirus mussten Paare mit unerfülltem Kinderwunsch die Fruchtbarkeitsbehandlung unterbrechen, da alle nicht lebensnotwendigen Behandlungen während des Lockdowns auf verchoben wurden. Solche Geburten würden immerhin rund drei Prozent aller Schwangerschaften ausmachen, so Baud.
Anderthalb bis zwei Jahre nach jeder Epidemien könne man wieder einen Anstieg von rund 15 Prozent gegenüber der üblichen Schwangerschaftsrate feststellen, sagt Baud. Wenigstens der Storch wird nicht arbeitslos. (hac/SDA)